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Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 1

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Bioethanol 144<br />

Prozessschritte<br />

Um die Glucose für die Ethanolproduktion zu gew<strong>in</strong>nen, muss <strong>der</strong> Rohstoff je nach Art aufbereitet werden:<br />

• Stärkehaltige <strong>Rohstoffe</strong> wie Getreide werden vermahlen. Durch enzymatische Zerlegung wird <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Verflüssigung/Verzuckerung die Stärke <strong>in</strong> Zucker umgewandelt.<br />

• Zuckerhaltige <strong>Rohstoffe</strong> wie Melasse können direkt fermentiert werden.<br />

• Cellulosehaltige <strong>Rohstoffe</strong> wie Stroh müssen ebenfalls durch Säuren und Enzyme aufgespalten werden.<br />

Das Produkt <strong>der</strong> Rohmaterialaufbereitung ist e<strong>in</strong>e zuckerhaltige Maische, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fermentation mit Hefe<br />

(Saccharomyces cerevisiae) versetzt wird. Es entsteht e<strong>in</strong>e alkoholische Maische mit etwa 12 % Ethanolgehalt.<br />

Diese wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Destillation/Rektifikation bis zu e<strong>in</strong>er Konzentration von 94,6 % zu so genanntem Rohalkohol<br />

gere<strong>in</strong>igt (e<strong>in</strong> Azeotrop, das sich nur aufwendig durch Schleppmitteldestillation trennen lässt). In <strong>der</strong> Entwässerung<br />

wird daher <strong>der</strong> verbliebene Wasseranteil von rund 5 % <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Adsorptionsprozess mittels Molekularsieb entfernt.<br />

Das Endprodukt hat meist e<strong>in</strong>e Re<strong>in</strong>heit von über 99,95 %. Je nach Anwendungsfall und energetischen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen werden aber auch an<strong>der</strong>e Verfahrensschritte (Membranverfahren, Druckwechseladsorption,<br />

etc.) e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Diese hohe Re<strong>in</strong>heit ist für die Mischung mit Benz<strong>in</strong> erfor<strong>der</strong>lich, da sich an<strong>der</strong>nfalls das Wasser absetzt. In<br />

Fahrzeugen, die mit re<strong>in</strong>em Alkohol betrieben werden (wie <strong>in</strong> den Anfängen <strong>in</strong> Brasilien) kann auch wasserhaltiger,<br />

also nicht vollständig dehydrierter Rohalkohol e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Nebenprodukte<br />

Als Nebenprodukt entsteht Schlempe, welche die Reststoffe <strong>der</strong> Maische abhängig vom Rohmaterial enthält.<br />

Getreideschlempe ist nährstoffreich und wird getrocknet als Futtermittel mit hohem Prote<strong>in</strong>gehalt vermarktet<br />

(Trockenschlempe, auch DDGS = „dried distillers gra<strong>in</strong>s and solubles“). V<strong>in</strong>asse, die bei <strong>der</strong> Melassevergärung<br />

zurückbleibt, wird agrartechnisch zum Beispiel ebenfalls als Tierfutterzusatz o<strong>der</strong> als Düngemittel genutzt.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit für die Verwendung <strong>der</strong> Schlempe ist die Energiegew<strong>in</strong>nung durch thermische<br />

Verwertung, d. h. die Verbrennung zwecks Dampferzeugung für die Ethanolanlage. Neben e<strong>in</strong>er Senkung <strong>der</strong><br />

Produktionskosten wird dadurch die Treibhausgasbilanz <strong>der</strong> Produktion verbessert.<br />

Bagasse, die Faserstoffe aus <strong>der</strong> Zuckerrohrvergärung, wird aufgrund des ger<strong>in</strong>gen Nährwertes nicht direkt als<br />

Futtermittel für die Tierernährung e<strong>in</strong>gesetzt. Die Restenergie <strong>der</strong> Bagasse wird stattdessen häufig über e<strong>in</strong>e teils<br />

mehrstufige Methanvergärung <strong>in</strong> den Energiekreislauf <strong>der</strong> Destillerie zurückgeführt, wodurch die Kosten je E<strong>in</strong>heit<br />

produzierten Ethanols reduzierbar s<strong>in</strong>d. Schwachpunkt dieses Ansatzes und auch <strong>der</strong> bisher sehr konkurrenzfähigen<br />

late<strong>in</strong>amerikanischen, auf Zuckerrohr basierenden Biokraftstoffproduktion ist die alle<strong>in</strong>ige Ausrichtung auf die<br />

produzierte Menge Ethanol. Trotz mangeln<strong>der</strong> Flexibilität liegt <strong>der</strong> große Vorteil <strong>der</strong> Zuckerrohrnutzung jedoch <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> günstigeren Rohstoffbasis, dem deutlichen Standortvorteil und dem ger<strong>in</strong>geren Kapitalaufwand durch den<br />

Verzicht auf großvolumige Trocknungsanlagen. Derzeit s<strong>in</strong>d Unternehmungen dieser Art die günstigsten Anbieter<br />

von Ethanol auf dem Weltmarkt und stellen das Modell dar, das Neue<strong>in</strong>steiger wie Indien und Thailand wählen.<br />

Abhängig von <strong>der</strong> Prozessführung s<strong>in</strong>d weitere Nebenprodukte möglich (z. B. Maiskeimöl, Kohlendioxid).<br />

Cellulose-Ethanol<br />

Hauptartikel: Cellulose-Ethanol<br />

Die Produktion aus Stärke und Zuckerrohr wird potentiell den langfristig steigenden Bedarf an Bioethanol nicht<br />

decken können. Die nur begrenzt zur Verfügung stehenden landwirtschaftlichen Anbauflächen, ökologische<br />

Probleme bei <strong>der</strong> notwendigen Intensivierung <strong>der</strong> Landwirtschaft und die Konkurrenz zum Lebensmittelmarkt<br />

begrenzen die Produktion von Bioethanol auf diesem herkömmlichen Wege. E<strong>in</strong>e Alternative besteht dar<strong>in</strong>, für die<br />

menschliche Ernährung ungeeignete Nutzpflanzen o<strong>der</strong> Pflanzenabfälle zu nutzen. Diese hauptsächlich aus<br />

Cellulose, Hemicellulose und Lign<strong>in</strong> bestehenden Materialien fallen <strong>in</strong> hohen Mengen an und s<strong>in</strong>d billiger als stärke-

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