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Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 1

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Biokunststoff 213<br />

Geschichte<br />

Schildkröt-Puppe Inge aus Celluloid, 1950<br />

Biokunststoffe waren die frühesten Massenkunststoffe, die <strong>in</strong>dustriell<br />

hergestellt wurden. Bereits im Jahr 1869 eröffneten die Gebrü<strong>der</strong> Hyatt<br />

die erste Fabrik zur Herstellung von Celluloid, e<strong>in</strong>em<br />

thermoplastischen Kunststoff auf <strong>der</strong> Basis von Cellulose. John Wesley<br />

Hyatt erfand das Celluloid im Rahmen e<strong>in</strong>es Preisausschreibens, bei<br />

dem e<strong>in</strong>e preiswerte Alternative für das <strong>in</strong> Billardkugeln verwendete<br />

Elfenbe<strong>in</strong> gefunden werden sollte. In <strong>der</strong> Folge wurde Celluloid für<br />

e<strong>in</strong>e Reihe weiterer Verwendungen, vor allem für Filme,<br />

Brillengestelle, Spielzeug, Kämme und Tischtennisbälle e<strong>in</strong>gesetzt;<br />

aufgrund se<strong>in</strong>er schnellen Entflammbarkeit wurde es allerd<strong>in</strong>gs rasch<br />

wie<strong>der</strong> verdrängt. Der Werkstoff Galalith (aus Case<strong>in</strong>) wurde 1897<br />

erfunden und ähnelt stark dem tierischen Horn o<strong>der</strong> Elfenbe<strong>in</strong>. Man<br />

fertigte daraus zum Beispiel Knöpfe, Anstecknadeln, Gehäuse für<br />

Radios, Zigarettendosen, Spielzeuge, Griffe für Regenschirme und<br />

vieles mehr <strong>in</strong> den verschiedensten Farben.<br />

Im Jahr 1923 startete die Massenproduktion von Cellulosehydrat bzw.<br />

Zellglas unter dem Markennamen Cellophan, welches ebenfalls auf<br />

Cellulosebasis entstand und bis heute vor allem für Verpackungen<br />

sowie als E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Briefumschlägen genutzt wird. Es wurde vor allem<br />

für die Herstellung von transparenten Folien e<strong>in</strong>gesetzt, wobei die<br />

Kosten für die Herstellung im Vergleich zu späteren Konkurrenten sehr<br />

hoch waren und Zellglas somit <strong>in</strong> vielen Bereichen verdrängt wurde.<br />

Aufgrund se<strong>in</strong>er Wasserempf<strong>in</strong>dlichkeit wird Zellglas allerd<strong>in</strong>gs mit<br />

Polyv<strong>in</strong>ylidenchlorid beschichtet und ist damit nicht mehr biologisch<br />

abbaubar.<br />

Durch die Entdeckung von Kunststoffen auf <strong>der</strong> Basis von M<strong>in</strong>eralölen<br />

Bedruckte Cellophantüte und klare<br />

Cellophanverpackung<br />

entstand schnell e<strong>in</strong>e Konkurrenz, bei <strong>der</strong> die ersten Biokunststoffe weitestgehend verdrängt wurden. 1907 wurden<br />

von Leo Hendrik Baekeland die Bakelite erfunden, duroplastische Kunststoffe auf <strong>der</strong> Basis von Phenolharz. 1930<br />

folgte Acrylglas, besser bekannt als Plexiglas, und nachfolgend kamen Polyamid (Nylon, Perlon), Polystyrol und<br />

Polytetrafluorethylen (Teflon) auf den Markt. Ab 1956 wurden schließlich großtechnische Herstellungsverfahren für<br />

die bis heute marktbeherrschenden Kunststoffe Polyethylen und Polypropylen e<strong>in</strong>geführt und Kunststoffe wurden für<br />

unterschiedlichste E<strong>in</strong>satzgebiete mit verschiedenen Materialeigenschaften entwickelt.<br />

Erst nach 1980 gab es wie<strong>der</strong> Innovationen im Bereich <strong>der</strong> Biokunststoffe, die vor allem auf e<strong>in</strong> verän<strong>der</strong>tes<br />

ökologisches Bewusstse<strong>in</strong> zurückzuführen s<strong>in</strong>d. Als Argumente wurde erneuerbare <strong>Rohstoffe</strong> und geschlossene<br />

Stoffkreisläufe angeführt, später kam die Substitution des Erdöls als Hauptrohstoff aufgrund <strong>der</strong> steigenden<br />

Erdölpreise und <strong>der</strong> Endlichkeit <strong>der</strong> Ressourcen zum Tragen. Während <strong>der</strong> Anteil neuer Patente im Bereich<br />

petrochemischer Kunststoffe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge zurückg<strong>in</strong>g, nahmen die Patentanmeldungen für Biokunststoffe vor allem<br />

auf Stärke- und Cellulosebasis zu. Aktuell wird die Entwicklung <strong>der</strong> Biokunststoffe vor allem auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong><br />

Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung vorangetrieben. Agrarflächen zur stofflichen Nutzung von nachwachsenden<br />

<strong>Rohstoffe</strong>n werden zukünftig als e<strong>in</strong> wesentliches Standbe<strong>in</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaft betrachtet, wobei auch neue<br />

Technologien wie die <strong>in</strong>dustrielle Weiße Biotechnologie e<strong>in</strong>e große Rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklung neuer sowie <strong>der</strong><br />

Optimierung bestehen<strong>der</strong> Technologien spielen.

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