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Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 1

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Essigsäure 506<br />

Geschichte<br />

Aceto balsamico, Rot- und Weißwe<strong>in</strong>essig<br />

siehe auch: Essig<br />

Traditionelle Fermentation von Essigsäure<br />

Essigsäure <strong>in</strong> <strong>der</strong> Form von Essig wurde historisch sowohl <strong>in</strong> Europa<br />

als auch <strong>in</strong> Asien als Würzmittel zur Säuerung und Konservierung von<br />

Lebensmitteln genutzt, <strong>in</strong> Europa geht die Verwendung bis <strong>in</strong> die<br />

Antike zurück. Dabei wurde Essig traditionell wie beispielsweise beim<br />

bekannten Aceto balsamico <strong>in</strong> <strong>der</strong> italienischen Region Modena vor<br />

allem aus We<strong>in</strong> gewonnen, <strong>der</strong> offen stehengelassen und vergoren<br />

wurde. Das im Mittelalter <strong>in</strong> Frankreich entwickelte Orleans-Verfahren<br />

basierte ebenfalls auf diesem Prozess: We<strong>in</strong> wurde <strong>in</strong> große und flache,<br />

offene Bottiche gefüllt und unsteril h<strong>in</strong>gestellt. Wahrsche<strong>in</strong>lich über<br />

Taufliegen (auch bekannt als Frucht- o<strong>der</strong> Essigfliegen) wurden<br />

Essigsäurebakterien e<strong>in</strong>getragen, die e<strong>in</strong>e Kahmhaut auf <strong>der</strong><br />

We<strong>in</strong>oberfläche bildeten, die so genannte Essigmutter. [5]<br />

E<strong>in</strong>e Weiterentwicklung erfolgte im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t durch die ersten<br />

Oberflächenfermenter. Dabei wurde beim Fessel- o<strong>der</strong> Generatorverfahren die we<strong>in</strong>- bzw. alkoholhaltige Lösung<br />

durch große Holzgeneratoren gerieselt, die beispielsweise mit Buchenspänen gefüllt waren und als natürliche Träger<br />

für die Ansdiedlung <strong>der</strong> Bakterien dienten. Der Sauerstoff wurde über e<strong>in</strong>e Belüftung am Boden <strong>der</strong> Behälter<br />

gewährleistet und stieg, angezogen durch die Reaktionswärme, durch den Generator nach oben. Ähnliche Verfahren<br />

s<strong>in</strong>d zur Herstellung von Essig bis <strong>in</strong> die heutige Zeit im E<strong>in</strong>satz. [5]<br />

1856 entdeckte <strong>der</strong> französische Wissenschaftler Louis Pasteur die Rolle <strong>der</strong> Bakterien bei <strong>der</strong> Essigherstellung und<br />

1868 konnte er erstmalig selektive Wachstumsbed<strong>in</strong>gungen für die Essigsäurebakterien ausarbeiten und e<strong>in</strong>setzen. Er<br />

setzte damit den Grundste<strong>in</strong> für die kontrollierte Herstellung von Essig <strong>in</strong> Form von We<strong>in</strong>essig mit e<strong>in</strong>em<br />

Essigsäureanteil von etwa sechs Prozent. [6] [5] Dieses Verfahren und die Ausbeute wurden erst 1949 durch die<br />

E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Submers-Verfahrens <strong>in</strong> Form des Fr<strong>in</strong>gs-Acetators (benannt nach dem Unternehmen He<strong>in</strong>rich<br />

Fr<strong>in</strong>gs GmbH & Co KG <strong>in</strong> Bonn, das maßgeblich an <strong>der</strong> Entwicklung beteiligt war), verbessert und abgelöst. Heute<br />

stellt das Submers-Verfahren die häufigste Produktionsform für biogene Essigsäure dar. [5]<br />

Synthetische Essigsäure<br />

Die ersten Verfahren zur Herstellung von synthetischer Essigsäure stammen aus dem Jahr 1913 von dem deutschen<br />

Unternehmen BASF. 1941 zeigte <strong>der</strong> BASF-Chemiker Walter Reppe die Effizienz <strong>der</strong> Carbonyle <strong>der</strong> heute als<br />

Cobaltgruppe bezeichneten Metalle (früher Grupp VIII) als Katalysatoren für die Herstellung von<br />

Carbonylverb<strong>in</strong>dungen. Auf diesen Arbeiten basierend wurde e<strong>in</strong> Prozess entwickelt, mit dem unter hohem Druck<br />

und bei hohen Temperaturen (700 bar, 250 °C) Methanol durch Cobaltdiiodid als Katalysator zu Essigsäure<br />

umgesetzt werden konnte. Das Methanol selbst stellte e<strong>in</strong>en Rohstoff dar, <strong>der</strong> nicht primär auf Erdöl basiert son<strong>der</strong>n<br />

über Synthesegas aus verschiedenen Rohstoffquellen wie Erdgas und Kohle gewonnen werden konnte. 1960 wurde<br />

<strong>der</strong> BASF-Prozess erstmals großtechnisch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Anlage <strong>in</strong> Ludwigshafen umgesetzt, die Kapazität wurde von<br />

anfänglich 3.600 t/a kont<strong>in</strong>uierlich auf 45.000 t/a im Jahr 1981 gesteigert. 1966 baute die amerikanische Borden<br />

Chemical Co. e<strong>in</strong>e weitere Anlage auf <strong>der</strong> Basis des BASF-Prozesses mit e<strong>in</strong>er Kapazität von 45.000 t/a <strong>in</strong> Geismar<br />

<strong>in</strong> Louisiana, die bis 1981 auf 64.000 t/a aufgestockt wurde. [7]

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