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Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 1

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Ethanol 530<br />

Aus e<strong>in</strong>er Anzahl epidemiologischer Untersuchungen geht hervor, dass e<strong>in</strong> ausgesprochen mäßiger Konsum<br />

bestimmter alkoholhaltiger Getränke – <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Rotwe<strong>in</strong> – (etwa 1–2 Gläser pro Tag) über längere Zeiträume<br />

vor koronarer Herzerkrankung schützen soll. Außerdem wurde bei bis zu 20–40 g Alkohol bei Männern und bei bis<br />

zu 10–20 g bei Frauen e<strong>in</strong>e höhere Lebenserwartung festgestellt. Dies entspricht 1/4 Liter Rotwe<strong>in</strong> o<strong>der</strong> 1/2 Liter<br />

Bier pro Tag. Die höhere Lebenserwartung ist allerd<strong>in</strong>gs nur e<strong>in</strong> statistischer Effekt, da unter den Antialkoholikern<br />

auch Personen s<strong>in</strong>d, die gerade wegen e<strong>in</strong>er Krankheit und damit verbundener niedriger Lebenserwartung ke<strong>in</strong>en<br />

[51] [52]<br />

Alkohol tr<strong>in</strong>ken.<br />

Viele Studien wurden von <strong>der</strong> Alcohol Task Force <strong>der</strong> Stiftung International Life Sciences Institute f<strong>in</strong>anziert, <strong>der</strong>en<br />

Mitglie<strong>der</strong> die Konzerne Moët & Chandon, Allied Domecq, Brasseries Kronenbourg, He<strong>in</strong>eken und Diageo s<strong>in</strong>d. In<br />

Deutschland wurden viele Studien von <strong>der</strong> Deutschen We<strong>in</strong>akademie (DWA) <strong>in</strong> Auftrag gegeben, die von den<br />

We<strong>in</strong>erzeugern f<strong>in</strong>anziert wird. Alle<strong>in</strong>e für die Pressearbeit im Inland wurden 160 000 Euro ausgegeben. Die<br />

französische Sopexa gab 800 000 Euro für deutsche Medien aus.<br />

E<strong>in</strong>e neue Metaanalyse von 54 <strong>in</strong>ternationalen Studien, die sich mit Alkohol und Herzschutz befassten – die älteste<br />

war von 1974, die jüngste von 2004 – wirft pr<strong>in</strong>zipielle Zweifel an den immer wie<strong>der</strong> postulierten positiven<br />

gesundheitlichen Wirkungen von mo<strong>der</strong>atem Alkoholkonsum auf. [53] Die Qu<strong>in</strong>tessenz dieser nun <strong>in</strong> Frage gestellten<br />

Untersuchungen lautet, dass mäßiger Alkoholkonsum langfristig die Rate von Herz<strong>in</strong>farkten und Schlaganfällen<br />

senke. Trägt man die Sterblichkeit (Y-Achse) gegen den Alkoholkonsum (X-Achse) graphisch auf, ergibt sich<br />

gemäß <strong>der</strong> Interpretation dieser Studienergebnisse e<strong>in</strong>e J-Kurve (so genannt, weil sie e<strong>in</strong>em liegenden J ähnelt), nach<br />

<strong>der</strong> die kardiovaskuläre und allgeme<strong>in</strong>e Sterblichkeit bei e<strong>in</strong>em leichten Alkoholkonsum am niedrigsten sei, dann<br />

aber rasch und sprunghaft ansteige. Menschen, die wenig Alkohol tr<strong>in</strong>ken, lebten demnach länger als abst<strong>in</strong>ente<br />

Personen o<strong>der</strong> Vieltr<strong>in</strong>ker.<br />

Die 2006 veröffentlichte Metaanalyse kommt dagegen zu dem Schluss, dass 47 <strong>der</strong> 54 untersuchten Studien e<strong>in</strong>en<br />

gravierenden Fehler aufweisen, <strong>in</strong>folgedessen die genannten Schlussfolgerungen an Glaubwürdigkeit verlören. So<br />

wurden <strong>in</strong> den meisten Studien ehemalige Alkoholkonsumenten – mit all ihren durch den bisherigen Alkoholkonsum<br />

kumulierten gesundheitlichen Problemen – <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Abst<strong>in</strong>enzler zugerechnet. Diese „späten“ Abst<strong>in</strong>enzler,<br />

die das Tr<strong>in</strong>ken erst im fortgeschrittenen Alter aufgrund von – teils durch Alkoholkonsum verursachten -<br />

chronischen Krankheiten aufgegeben haben bzw. aufgeben mussten, werden mit den „echten“ Abst<strong>in</strong>enzlern, also<br />

denjenigen Personen, die schon viele Jahre lang Alkohol meiden o<strong>der</strong> nie welchen getrunken haben, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Gruppe<br />

zusammengefasst. Dieses Vorgehen setzt jedoch den durchschnittlichen Gesundheitszustand <strong>der</strong> Personen <strong>der</strong><br />

Gruppe <strong>der</strong> „Abst<strong>in</strong>enzlern“ generell herab – gemäß den Autoren <strong>der</strong> Metastudie e<strong>in</strong> erheblicher methodischer<br />

Fehler. Hierdurch entsteht <strong>der</strong> – falsche – E<strong>in</strong>druck, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> (echten) Anti-Alkoholiker gäbe es e<strong>in</strong>e<br />

höhere Zahl von Todesfällen als bei den mo<strong>der</strong>aten Tr<strong>in</strong>kern, so dass letztere wie<strong>der</strong>um als beson<strong>der</strong>s gesund und<br />

langlebig ersche<strong>in</strong>en. Berücksichtigt man jedoch den „Abst<strong>in</strong>enzler-Fehler“, verr<strong>in</strong>gern sich die postulierten positiven<br />

Effekte von mo<strong>der</strong>atem Alkoholgenuss bzw. s<strong>in</strong>d diese gar nicht mehr vorhanden. Graphisch betrachtet ergibt sich<br />

bei zunehmendem Alkoholkonsum demnach gar ke<strong>in</strong>e (ausgeprägte) J-Kurve, son<strong>der</strong>n vielmehr e<strong>in</strong> stetiges<br />

Ansteigen <strong>der</strong> Alkohol-verursachten Todes- und Krankheitsfälle.<br />

Kaye Fillmore von <strong>der</strong> University of California <strong>in</strong> San Francisco, e<strong>in</strong>e Autor<strong>in</strong> <strong>der</strong> Metaanalyse, weist darüber<br />

h<strong>in</strong>aus darauf h<strong>in</strong>, dass bei <strong>der</strong> Bewertung <strong>der</strong> gesundheitlichen Wirkung von mo<strong>der</strong>atem Alkoholgenuss häufig <strong>der</strong><br />

typische Fehler gemacht würde, Ursache und Wirkung zu verwechseln: „Wir wissen, dass ältere Menschen, die<br />

mäßig Alkohol tr<strong>in</strong>ken, gesün<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d als gleichaltrige Nichttr<strong>in</strong>ker“ so Fillmore, „Das Tr<strong>in</strong>ken ist e<strong>in</strong>e Folge ihres<br />

guten Allgeme<strong>in</strong>bef<strong>in</strong>dens, nicht aber dessen Ursache. Viele Menschen meiden Alkohol im Alter aufgrund<br />

gesundheitlicher Probleme.“ Demzufolge s<strong>in</strong>d diese Personen also nicht krank, weil sie nicht (mo<strong>der</strong>at) tr<strong>in</strong>ken,<br />

son<strong>der</strong>n sie tr<strong>in</strong>ken nicht, weil sie krank s<strong>in</strong>d.<br />

Die Autoren <strong>der</strong> Metastudie kommen zu dem Schluss, dass die schützende, lebensverlängernde Wirkung von<br />

Alkohol aufgrund des beschriebenen „Abst<strong>in</strong>enzler-Fehlers“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit deutlich überbewertet wurde,<br />

wollen allerd<strong>in</strong>gs positive gesundheitliche Effekte von mo<strong>der</strong>atem Tr<strong>in</strong>ken nicht pr<strong>in</strong>zipiell ausschließen – für e<strong>in</strong>e

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