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Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 1

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Enzym 452<br />

Vorgang um, so dass e<strong>in</strong>e flexible Anpassung des Stoffwechsels an wechselnde physiologische Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

möglich ist.<br />

Langfristige Anpassung<br />

Als langfristige Reaktion auf geän<strong>der</strong>te Anfor<strong>der</strong>ungen an den Stoffwechsel werden Enzyme gezielt abgebaut o<strong>der</strong><br />

neugebildet. Die Neubildung von Enzymen wird über die Expression ihrer Gene gesteuert. E<strong>in</strong>e solche Art <strong>der</strong><br />

genetischen Regulation bei Bakterien beschreibt das Operon-Modell von Jacob und Monod. Der kontrollierte Abbau<br />

von Enzymen <strong>in</strong> eukaryontischen Zellen kann durch Ubiquit<strong>in</strong>ierung realisiert werden. Das Anheften von<br />

Polyubiquit<strong>in</strong>-Ketten an Enzyme, katalysiert durch spezifische Ubiquit<strong>in</strong>-Ligasen, markiert diese für den Abbau im<br />

Proteasom, e<strong>in</strong>em „Müllschlucker“ <strong>der</strong> Zelle.<br />

Biologische Bedeutung<br />

Enzyme haben e<strong>in</strong>e nicht zu unterschätzende biologische Bedeutung, sie spielen die zentrale Rolle im Stoffwechsel<br />

aller lebenden Organismen. Nahezu jede biochemische Reaktion wird von Enzymen bewerkstelligt und kontrolliert.<br />

Bekannte Beispiele s<strong>in</strong>d Glycolyse und Citrat-Zyklus, Atmungskette und Photosynthese, Transkription und<br />

Translation sowie die DNA-Replikation. Enzyme wirken nicht nur als Katalysatoren, sie s<strong>in</strong>d auch wichtige<br />

Regulations- und Kontrollpunkte im Stoffwechselgeschehen.<br />

Die Bedeutung <strong>der</strong> Enzyme beschränkt sich jedoch nicht auf den Stoffwechsel, auch bei <strong>der</strong> Reizaufnahme und<br />

-weitergabe s<strong>in</strong>d sie wichtig. An <strong>der</strong> Signaltransduktion, also <strong>der</strong> Vermittlung e<strong>in</strong>er Information <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er<br />

Zelle, s<strong>in</strong>d häufig Rezeptoren mit enzymatischer Funktion beteiligt. Auch K<strong>in</strong>asen, wie die Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>asen und<br />

Phosphatasen spielen bei <strong>der</strong> Weitergabe von Signalen e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle. Die Aktivierung und Deaktivierung<br />

<strong>der</strong> Träger <strong>der</strong> Information, also <strong>der</strong> Hormone geschehen durch Enzyme.<br />

Weiterh<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d Enzyme an <strong>der</strong> Verteidigung des eigenen Organismus beteiligt, so s<strong>in</strong>d zum Beispiel diverse Enzyme<br />

wie die Ser<strong>in</strong>proteasen des Komplementsystems Teil des unspezifischen Immunsystems des Menschen.<br />

Fehler <strong>in</strong> Enzymen können fatale Folgen haben. Durch solche Enzymdefekte ist die Aktivität e<strong>in</strong>es Enzyms<br />

verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t o<strong>der</strong> gar nicht mehr vorhanden. Manche Enzymdefekte werden genetisch vererbt, d. h. das Gen, das die<br />

Am<strong>in</strong>osäuresequenz des entsprechenden Enzyms kodiert, enthält e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> mehrere Mutationen o<strong>der</strong> fehlt ganz.<br />

Beispiele für vererbbare Enzymdefekte s<strong>in</strong>d die Phenylketonurie und Galaktosämie.<br />

Geschichte und Verwendung<br />

Enzyme s<strong>in</strong>d wertvolle Werkzeuge <strong>der</strong> Biotechnologie. Ihre E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten reichen von <strong>der</strong> Käseherstellung<br />

(Labferment) bis h<strong>in</strong> zur Gentechnik. Für bestimmte Anwendungen entwickeln Wissenschaftler heute gezielt<br />

leistungsfähigere Enzyme durch Prote<strong>in</strong>-Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g. Zudem konstruierte man e<strong>in</strong>e neuartige Form katalytisch<br />

aktiver Prote<strong>in</strong>e, die katalytischen Antikörper, die aufgrund ihrer Ähnlichkeit zu den Enzymen Abzyme genannt<br />

wurden. Auch Ribonukle<strong>in</strong>säuren (RNA) können katalytisch aktiv se<strong>in</strong>; diese werden dann als Ribozyme bezeichnet.<br />

Enzyme werden unter an<strong>der</strong>em <strong>in</strong> <strong>der</strong> Industrie benötigt. Waschmitteln fügt man Lipasen (Fett spaltende Enzyme),<br />

Proteasen (Eiweiß spaltende Enzyme) und Amylasen (Stärke spaltende Enzyme) zur Erhöhung <strong>der</strong><br />

Re<strong>in</strong>igungsleistung h<strong>in</strong>zu, weil diese Enzyme die entsprechenden Flecken zersetzen. Enzyme werden auch zur<br />

Herstellung e<strong>in</strong>iger Medikamente und Insektenschutzmittel verwendet. Bei <strong>der</strong> Käseherstellung wirkt das<br />

Labferment mit, e<strong>in</strong> Enzym, das aus Kälbermägen gewonnen wurde. Viele Enzyme können heute mit Hilfe von<br />

gentechnisch verän<strong>der</strong>ten Mikroorganismen hergestellt werden.<br />

In <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong> spielen Enzyme e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Viele Arzneimittel hemmen Enzyme o<strong>der</strong> verstärken ihre<br />

Wirkung, um e<strong>in</strong>e Krankheit zu heilen. Prom<strong>in</strong>entester Vertreter solcher Arzneistoffe ist wohl die<br />

Acetylsalicylsäure, die das Enzym Cyclooxygenase hemmt und somit unter an<strong>der</strong>em schmerzl<strong>in</strong><strong>der</strong>nd wirkt.<br />

Siehe auch: Protoplastenisolation

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