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Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 1

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Chit<strong>in</strong> 375<br />

Biologische Bedeutung<br />

Entgegen <strong>der</strong> landläufigen Me<strong>in</strong>ung ist aber nicht Chit<strong>in</strong> dafür<br />

verantwortlich, dass e<strong>in</strong> Insektenpanzer hart ist. Chit<strong>in</strong> ist für dessen<br />

Weichheit und Biegsamkeit verantwortlich. Erst im Zusammenspiel<br />

mit dem Strukturprote<strong>in</strong> Sklerot<strong>in</strong> wird die Cuticula hart und stabil. Bei<br />

Crustaceen wird zur Erhöhung <strong>der</strong> Härte zusätzlich Kalk e<strong>in</strong>gelagert.<br />

Chit<strong>in</strong> ist das zweithäufigste Biopolymer nach <strong>der</strong> Cellulose. Der<br />

Weltvorrat wird auf 10 6 bis 10 7 Tonnen geschätzt. Den Hauptanteil<br />

machen dabei die Kle<strong>in</strong>krebse des Zooplanktons (z.B. Krill) aus.<br />

Chit<strong>in</strong> von aquatisch lebenden Glie<strong>der</strong>tieren und Pilzen wird u. a. von<br />

Vibrio cholerae, dem Choleraerreger, abgebaut mit Hilfe des Enzyms<br />

Chit<strong>in</strong>ase. Unzureichend gekochte Krabben o<strong>der</strong> Krebse können<br />

deshalb e<strong>in</strong> Gesundheitsrisiko darstellen.<br />

Chit<strong>in</strong> im Flügel e<strong>in</strong>es Glanzkäfers,<br />

Nahaufnahme<br />

Wirkstoffe, die die Chit<strong>in</strong>synthese hemmen werden als Chit<strong>in</strong><strong>in</strong>hibitoren bezeichnet und werden zur Bekämpfung<br />

von Insekten und Pilzen e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Geschichte <strong>der</strong> Entdeckung<br />

Chit<strong>in</strong> wurde 1811 von Henri Braconnot (Direktor des Botanischen Gartens von Nancy) erstmalig wissenschaftlich<br />

als Substanz (aus Pilzen) beschrieben, allerd<strong>in</strong>gs noch nicht unter dieser Bezeichnung, son<strong>der</strong>n als "Fung<strong>in</strong>". Der<br />

Franzose Odier war 1823 namensgebend: er nahm das griechische Wort für Tunika o<strong>der</strong> Ummantelung <strong>in</strong><br />

Anlehnung an die Flügeldecken des Maikäfers, <strong>in</strong> welchen er die Substanz gefunden hatte. [3]<br />

Mediz<strong>in</strong>ische Bedeutung<br />

Chit<strong>in</strong> ist auch Bestandteil wichtiger Krankheitserreger; es wird <strong>in</strong> Zellwänden pathogener Pilze, Scheide und<br />

Pharynx von Filarien sowie Eiern parasitischer Würmer gefunden. Säugetiere und Pflanzen haben als<br />

Abwehrmaßnahme Chit<strong>in</strong>-abbauende Enzyme entwickelt, die Chit<strong>in</strong>asen. Bei Patienten mit Morbus Gaucher [4]<br />

f<strong>in</strong>den sich extrem erhöhte Enzymwerte welche zur Therapiekontrolle herangezogen werden. Auch bei an<strong>der</strong>en<br />

lysosomalen Speicherkrankheiten sowie Patienten mit Sarkoidose [5] f<strong>in</strong>den sich erhöhte Enzymspiegel im Blut. Bei<br />

schwerem Asthma s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Serum und Lungengewebe erhöhte Spiegel an Chit<strong>in</strong>ase nachweisbar. [6]<br />

Nutzung<br />

Obwohl Chit<strong>in</strong> als Biopolymer sehr gute mechanische Eigenschaften<br />

hat und neben Cellulose und Lign<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> häufigsten<br />

Naturpolymere darstellt, ist das Nutzungsspektrum vergleichsweise<br />

ger<strong>in</strong>g. Das vom Chit<strong>in</strong> abgeleitete Chitosan wird kommerziell aus<br />

Schalenresten von Garnelen hergestellt und vor allem als Fettblocker<br />

im Ernährungsbereich sowie als Filtermaterial zur Wassergew<strong>in</strong>nung<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Kläranlagen sowie als Ausgangsmaterial für Fasern,<br />

Schaumstoffe, Membranen und Folien (Biokunststoff) verwendet. Des<br />

Weiteren f<strong>in</strong>det Chitosan Verwendung <strong>in</strong> Zahnpasten (Chitodent), als<br />

Papier- und Baumwollzusatz sowie zum Ausfällen von Trübungen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Getränkemittel<strong>in</strong>dustrie. In <strong>der</strong> Arzneimittel<strong>in</strong>dustrie wird an<br />

Schematische Darstellung <strong>der</strong> enzymatischen<br />

Synthese von Chitosan aus Chit<strong>in</strong>.

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