07.03.2013 Aufrufe

Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 1

Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 1

Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 1

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Brennnesseln 316<br />

Brennhaare<br />

Bekannt und unbeliebt s<strong>in</strong>d die Brennnesseln wegen <strong>der</strong> schmerzhaften<br />

Quaddeln (Schwellungen), die auf <strong>der</strong> Haut nach Berührung <strong>der</strong><br />

Brennhaare entstehen.<br />

Diese Brennhaare hat die Pflanze als Schutzmechanismus am Stängel<br />

entwickelt. Es s<strong>in</strong>d lange Röhren, <strong>der</strong>en Wände im oberen Teil durch<br />

e<strong>in</strong>gelagerte Kieselsäure hart und spröde wie Glas s<strong>in</strong>d. Das untere,<br />

flexiblere Ende ist stark angeschwollen und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Zellbecher<br />

e<strong>in</strong>gesenkt, die Spitze besteht aus e<strong>in</strong>em seitwärts gerichteten<br />

Köpfchen, unter dem durch die hier sehr dünne Wand e<strong>in</strong>e Art<br />

Sollbruchstelle vorhanden ist.<br />

Brennnesseln lassen sich gefahrlos anfassen, <strong>in</strong>dem man sie von unten<br />

nach oben überstreicht. An<strong>der</strong>nfalls kann das Köpfchen schon bei e<strong>in</strong>er<br />

leichten Berührung abbrechen und h<strong>in</strong>terlässt e<strong>in</strong>e schräge, scharfe<br />

Bruchstelle, gleich <strong>der</strong> e<strong>in</strong>er mediz<strong>in</strong>ischen Spritzenkanüle. Bei<br />

Kontakt sticht das Härchen <strong>in</strong> die Haut des Opfers, und se<strong>in</strong><br />

ameisensäurehaltiger Inhalt („Methansäure“) fließt <strong>in</strong> die Wunde und<br />

verursacht brennenden Schmerz und oft auch Entzündungen.<br />

Weitere Wirkstoffe s<strong>in</strong>d Seroton<strong>in</strong>, Histam<strong>in</strong>, Acetylchol<strong>in</strong> und<br />

Natriumformiat. Bereits e<strong>in</strong> Zehnmillionstel Gramm dieser<br />

Brennflüssigkeit reicht aus, um die bekannte Wirkung zu erzielen.<br />

Histam<strong>in</strong> erweitert die Blutkapillaren und kann Reaktionen<br />

Brennhaare am Blattstängel e<strong>in</strong>er Brennnessel,<br />

die Köpfchen s<strong>in</strong>d erahnbar<br />

Brennhaare (groß) und normale Haare (kle<strong>in</strong>) auf<br />

e<strong>in</strong>em Blatt<br />

hervorrufen, die allergischen Reaktionen ähneln (diese werden unter An<strong>der</strong>em durch Freisetzung körpereigenen<br />

Histam<strong>in</strong>s verursacht). Acetylchol<strong>in</strong> ist auch die Überträgersubstanz vieler Nervenendungen und für den brennenden<br />

Schmerz verantwortlich.<br />

Frischer Brennnessel-Schnitt (z. B. bei Barfußgehen im Brennnessel-Gras-Mulch nach dem Rasenmähen) verursacht<br />

bei Hautkontakt ke<strong>in</strong>e Schmerzen, weil gebrochene Brennhaare nicht mehr <strong>in</strong> die Haut e<strong>in</strong>stechen können. E<strong>in</strong>e<br />

Nesselsucht (Urtikaria) folgt aber später und <strong>in</strong>tensiver an den Kontaktstellen mit empf<strong>in</strong>dlichen Hautschichten über<br />

<strong>der</strong> Fußsohle (Knöchel- und Spannbereich). Die von Kieselsäure spröden Brennhaare brechen beispielsweise bei <strong>der</strong><br />

Mähmesser-Rotation, und das flüssige Gift (Ameisensäure) fließt frei aus. Es verteilt sich bei Kontakt auf <strong>der</strong><br />

nervenlosen Oberhaut (Epi<strong>der</strong>mis) und dr<strong>in</strong>gt schnell durch Poren <strong>in</strong> die darunterliegende Le<strong>der</strong>haut (Dermis), aber<br />

erreicht dort erst nach Stunden freie Nervenendigungen (Nozizeptoren). Dagegen schmerzt es bei Haute<strong>in</strong>stich<br />

ungebrochener Brennhaare schon <strong>in</strong>nerhalb von Sekunden. Die relativ lange Gift-Kontaktzeit ist <strong>der</strong> späteren<br />

Verätzungs<strong>in</strong>tensität direkt proportional. Das <strong>in</strong> die Le<strong>der</strong>haut e<strong>in</strong>gedrungene Gift ist von außen (z. B. Waschen)<br />

nicht mehr erreichbar. Das <strong>in</strong>takte Immunsystem kann nur langsam unter stechenden Schmerzen mit Schwellungen<br />

das <strong>in</strong> die Le<strong>der</strong>haut e<strong>in</strong>gedrungene Gift abbauen und die großflächig verätzte Oberhaut kann durch e<strong>in</strong>e neue ersetzt<br />

werden.<br />

Als Gegenmittel gegen e<strong>in</strong>e Verbrennung hilft <strong>der</strong> Saft vom Spitzwegerich, <strong>der</strong> auf die Stelle gerieben wird. Dies<br />

nimmt den Schmerz sofort. [1]<br />

Die Brennnessel hat auch e<strong>in</strong>er allergischen Reaktion <strong>der</strong> Haut ihren Namen gegeben, <strong>der</strong> Nesselsucht o<strong>der</strong><br />

Urtikaria. Genau wie bei e<strong>in</strong>er Reizung durch Brennnesseln verursacht sie juckende Quaddeln. Hierbei wird das<br />

Histam<strong>in</strong> aus Mastzellen <strong>der</strong> Haut freigesetzt.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!