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Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 1

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Ethanol 531<br />

fundierte Aussage hierzu mangle es schlicht an fehlerfreien Studien.<br />

Metastudien, also die zusammenfassende Analyse verschiedener Studien mit statistischen Mitteln, s<strong>in</strong>d nach Ansicht<br />

ihrer Kritiker e<strong>in</strong> gewagtes Unterfangen, da dieser Ansatz e<strong>in</strong>e Reihe methodischer Probleme mit sich br<strong>in</strong>gen<br />

kann; [54] zweifelsfreie Schlussfolgerungen seien bei dieser Art <strong>der</strong> Analyse daher nicht zwangsläufig möglich. So<br />

lobte <strong>der</strong> Gerontologe John B. Standridge zwar die Arbeit <strong>der</strong> Forscher um Kaye Fillmore, zweifelt selbst aber<br />

weiterh<strong>in</strong> nicht daran, dass e<strong>in</strong> mo<strong>der</strong>ater Alkoholkonsum <strong>der</strong> Gesundheit zuträglich sei. Ursächlich für die<br />

möglichen positiven Wirkungen sei nicht <strong>der</strong> Alkohol selbst, son<strong>der</strong>n Begleitstoffe (sekundäre Pflanzenstoffe von<br />

roten Trauben und Inhaltsstoffe <strong>der</strong> Bierhefe), die im We<strong>in</strong> und Bier zu f<strong>in</strong>den seien und durch den Alkohol, <strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />

gutes Lösungsmittel ist, verfügbar gemacht würden (Lösungsmitteltheorie). Daher besäßen Schnäpse und die meisten<br />

Liköre auch ke<strong>in</strong>e vergleichbaren Wirkungen.<br />

In an<strong>der</strong>en Kulturen s<strong>in</strong>d jedoch an<strong>der</strong>e alkoholische Getränke statistisch gesehen vorteilhafter, und es wurde ke<strong>in</strong><br />

signifikanter Unterschied zwischen e<strong>in</strong>zelnen Getränkearten (Bier, We<strong>in</strong> und Spirituosen) gefunden, so dass dies für<br />

die soziale Komponente als e<strong>in</strong>zigen positiven Faktor spricht. E<strong>in</strong>e Studie an 38 000 Mitarbeitern des<br />

amerikanischen Gesundheitssystems zeigte, dass <strong>der</strong> Konsum von Bier und an<strong>der</strong>en Spirituosen – nicht aber von<br />

We<strong>in</strong> – das Infarktrisiko senkte. E<strong>in</strong>e Studie aus Schanghai wie<strong>der</strong>um beschrieb für Reiswe<strong>in</strong>tr<strong>in</strong>ker e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere<br />

koronare Mortalität.<br />

Populationsgenetische Aspekte des Ethanolabbaus<br />

Es gilt als gesichert, dass die ursprünglich aus Ostasien stammenden E<strong>in</strong>wohner Amerikas („Indianer“ und Inuit) auf<br />

Alkohol erheblich empf<strong>in</strong>dlicher reagieren als Europäer. Dies wurde beim Vordr<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> Europäer auf dem<br />

amerikanischen Kont<strong>in</strong>ent gezielt ausgenutzt, <strong>in</strong>dem Schnaps als „Feuerwasser“ an e<strong>in</strong>heimische Stämme (die den<br />

Schnaps selbst als „Geheimniswasser“ bezeichneten) verteilt wurde – viele Verträge über Gebietsabtretungen o<strong>der</strong><br />

Gänge <strong>in</strong> die Reservat kamen durch das Trunkenmachen von Stammesführern zustande. Auch Ostasiaten zeigen –<br />

jedoch weniger durchgängig als die amerikanischen Ure<strong>in</strong>wohner – e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Alkoholverträglichkeit als<br />

Europäer. Unter Schwarzafrikanern ist die Verträglichkeit sehr unterschiedlich.<br />

Die Ursache dafür liegt <strong>in</strong> den genetisch determ<strong>in</strong>ierten Abbausystemen von Ethanol und Ethanal; <strong>der</strong> Abbau<br />

geschieht im menschlichen Körper vorwiegend durch die Alkoholdehydrogenasen ADH-1, ADH-2 und ADH-3 sowie<br />

die Aldehyddehydrogenasen ALDH-1 und ALDH-2. Ist die Funktion e<strong>in</strong>es o<strong>der</strong> mehrerer dieser Enzyme<br />

e<strong>in</strong>geschränkt o<strong>der</strong> fehlt völlig, so ist <strong>der</strong> Ethanolabbau im Körper nur verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t möglich. Tritt das Defektallel<br />

ALDH-2x2 homozygot (re<strong>in</strong>erbig) auf, wird e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>aktive Form <strong>der</strong> Aldehyddehydrogenase 2 hergestellt. Träger<br />

dieses Defekts reagieren auf Ethanol mit starker Gesichtsrötung und Übelkeit, sowie deutlicher Alkoholaversion. [27]<br />

Re<strong>in</strong>erbige Träger kommen <strong>in</strong> Europa nahezu nicht vor, während <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a 16 % und Japan 22 % <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

betroffen s<strong>in</strong>d. Das Risiko für Alkoholabhängigkeit beträgt bei Menschen mit dem Gendefekt 0,05 % gegenüber 18,3<br />

% bei Menschen, die e<strong>in</strong>e aktive ALDH-2 besitzen. [55] [27] Mischerbigkeit (Heterozygotie) des Gens bewirkt e<strong>in</strong>e<br />

vollständige Funktion des ALDH-2-Enzyms und damit e<strong>in</strong>e normale Abbaurate. Die ger<strong>in</strong>gere Abbaurate führt<br />

aufgrund e<strong>in</strong>er höheren Konzentration an giftigem Ethanal (Acetaldehyd) zum so genannten Kater mit dem<br />

Hauptsymptom Übelkeit.<br />

Ebenfalls nur <strong>in</strong> asiatischen Populationen treten Defekte bei den Genen zur Kodierung <strong>der</strong><br />

Alkoholdehydrogenasen-1, -2 und -3 auf, die e<strong>in</strong>en verzögerten Ethanolabbau bewirken. In diesem Fall gibt es bei<br />

Re<strong>in</strong>erbigkeit jedoch ke<strong>in</strong>e direkten ausgeprägten negativen Symptome und auch ke<strong>in</strong>e Alkoholaversion. Auch diese<br />

Homozygoten kommen <strong>in</strong> Europa praktisch nicht vor. [55]

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