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Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 1

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Biokunststoff 214<br />

<strong>Rohstoffe</strong> und Biokunststofftypen<br />

Als Ausgangsstoffe für Biokunststoffe dienen aktuell vor allem Stärke und Cellulose als Biopolymere von Zuckern,<br />

mögliche Ausgangspflanzen s<strong>in</strong>d stärkehaltige Pflanzen wie z.B. Mais o<strong>der</strong> Zuckerrüben sowie Hölzer, aus denen<br />

Cellulose gewonnen werden kann. Weitere potenzielle <strong>Rohstoffe</strong> wie Chit<strong>in</strong> und Chitosan, Lign<strong>in</strong>, Case<strong>in</strong>, Gelat<strong>in</strong>e,<br />

Getreideprote<strong>in</strong>e und Pflanzenöl kommen für die Herstellung von Biokunststoffen <strong>in</strong> Frage. Abhängig von ihrer<br />

Zusammensetzung, dem Herstellungsverfahren und Beimischung von Additiven än<strong>der</strong>n sich Formbarkeit, Härte,<br />

Elastizität, Bruchfestigkeit, Temperatur-, Wärmeformbeständigkeit und chemische Beständigkeit.<br />

Stärke und Stärkeblends<br />

→ Hauptartikel Thermoplastische Stärke, Stärke<br />

Mit e<strong>in</strong>em Marktanteil von etwa 80 Prozent bildet thermoplastische<br />

Stärke den <strong>der</strong>zeit wichtigsten und gebräuchlichsten Vertreter <strong>der</strong><br />

Biokunststoffe. Die wichtigsten Pflanzen, die zur Gew<strong>in</strong>nung von<br />

Stärke genutzt werden, s<strong>in</strong>d aktuell Mais, Weizen und Kartoffeln <strong>in</strong><br />

Europa, Afrika und Nordamerika sowie Tapioka <strong>in</strong> Asien. Die<br />

Rohmasse wird von Beiprodukten wie Prote<strong>in</strong>en, Pflanzenölen und<br />

Pflanzenfasern gere<strong>in</strong>igt und entsprechend für die Nutzung vorbereitet.<br />

Re<strong>in</strong>e Stärke besitzt die Eigenschaft Feuchtigkeit zu absorbieren und<br />

Maisstärkechips als K<strong>in</strong><strong>der</strong>spielzeug<br />

wird deshalb vor allem im Pharmabereich zur Erzeugung von Medikamentenkapselhüllen e<strong>in</strong>gesetzt, wurde hier<br />

allerd<strong>in</strong>gs von <strong>der</strong> Hartgelat<strong>in</strong>e weitgehend verdrängt. Um die leicht verfügbare Stärke auch thermoplastisch<br />

verarbeitbar zu machen, werden ihr natürliche Weichmacher und Plastifizierungsmittel wie Sorbit und Glycer<strong>in</strong><br />

h<strong>in</strong>zugefügt. Diese Zusatzstoffe ermöglichen durch variierbare Dosierung e<strong>in</strong>e spezifische, dem Verwendungszweck<br />

entsprechend angepasste Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Materialeigenschaften <strong>der</strong> sogenannten thermoplastischen Stärke.<br />

Thermoplastische Stärke ist aufgrund ihrer für die Nutzung negativen Eigenschaft, Wasser aufzunehmen, im<br />

Regelfall nur e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Komponenten, aus <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne Biokunststoffe auf Stärkebasis hergestellt werden. Der zweite<br />

Grundbestandteil dieser Kunststoffblends besteht aus wasserabweisenden, biologisch abbaubaren Polymeren wie<br />

Polyester, Polyesteramiden, Polyurethanen o<strong>der</strong> Polyv<strong>in</strong>ylalkohol. E<strong>in</strong> Kunststoffblend setzt sich demnach aus <strong>der</strong><br />

hydrophoben Polymerphase sowie <strong>der</strong> dispersen und hydrophilen Stärkephase. Während des Schmelzvorgangs im<br />

Extru<strong>der</strong> verb<strong>in</strong>den sich die wasserlösliche, disperse Stärkephase und die wasserunlösliche, kont<strong>in</strong>uierliche<br />

Kunststoffphase zu e<strong>in</strong>em wasserfesten Stärkekunststoff. Diese Erkenntnisse bildeten die Basis für die<br />

Weiterentwicklung und den schließlichen Durchbruch <strong>der</strong> Stärkekunststoffe (EP 0596437, EP 0799335).<br />

Stärkeblends und –compounds werden je nach E<strong>in</strong>satzgebiet <strong>in</strong>dividuell für ihre weitere Nutzung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kunststoff<br />

verarbeitenden Industrie entwickelt und produziert. Als Kunststoffgranulate lassen sie sich auf den vorhandenen<br />

Anlagen zu Folien, tiefziehbaren Flachfolien, Spritzgussartikeln o<strong>der</strong> Beschichtungen verarbeiten. Beispiele dafür<br />

s<strong>in</strong>d Tragetaschen, Joghurt- o<strong>der</strong> Tr<strong>in</strong>kbecher, Pflanztöpfe, Besteck, W<strong>in</strong>delfolien, beschichtete Papiere und Pappen.<br />

Auch durch chemische Verän<strong>der</strong>ung wie die Umsetzung zu Stärkeestern o<strong>der</strong> Stärkeethern mit hohem<br />

Substitutionsgrad kann Stärke thermoplastisch modifiziert werden. Diese Verfahren haben sich aber wegen <strong>der</strong> damit<br />

verbundenen hohen Kosten bislang noch nicht durchgesetzt.

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