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Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 1

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Bioethanol 152<br />

Auch Senn u. a. 2002 stellen klar, dass die nur ger<strong>in</strong>gfügige Positivbilanz <strong>der</strong> großtechnischen Bioethanolgew<strong>in</strong>nung<br />

über Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Produktionsbed<strong>in</strong>gungen deutlich verbessert werden können. So schlägt er als Alternative<br />

die Nutzung kle<strong>in</strong>er Anlagen vor, bei <strong>der</strong> die Schlempetrocknung als energie<strong>in</strong>tensiver Prozess entfällt und diese <strong>in</strong><br />

Form von Biogas weiter verwertet werden kann. Auf diese Weise entfällt <strong>der</strong> Energieverbrauch <strong>der</strong> Trocknung<br />

vollständig und die Energie des Nebenprodukts Schlempe wird positiv <strong>in</strong> Form von Biogas und Faulschlamm zur<br />

Düngung von landwirtschaftlichen Flächen genutzt. Der Gesamtenergiegew<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er solchen nachhaltigen Nutzung<br />

könnte se<strong>in</strong>er Ansicht nach auf über 14.000 MJ/t Getreide gesteigert werden, was dem siebenfachen Energiegew<strong>in</strong>n<br />

gegenüber <strong>der</strong> großtechnischen Herstellung entspricht. [19]<br />

Mit Blick auf die Bilanzen zu Energie, Treibhausgas und Wirtschaftlichkeit schneidet Getreide bei kalkulatorischer<br />

Berücksichtigung des Futterwertes <strong>der</strong> Nachprodukte am besten ab. Die vielfach aufgeworfene Frage, ob angesichts<br />

des ungelösten Hungerproblems <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt die Nutzung von Nahrungsmittelpflanzen zum Betrieb von Autos<br />

ethisch zu rechtfertigen ist, bleibt davon unberührt, ebenso die Frage, ob <strong>der</strong> hohe und wachsende<br />

Beschaffungsdruck sich auf die Ertragsfähigkeit <strong>der</strong> Böden nicht schon relativ schnell negativ auswirken könnte.<br />

Engpässe könnten <strong>in</strong> Deutschland durch nachhaltige Nutzung <strong>der</strong> stillgelegten landwirtschaftlichen Flächen für<br />

Energiepflanzen überwunden werden.<br />

Thermischer Wirkungsgrad<br />

Der thermische Wirkungsgrad bei <strong>der</strong> Kraftstoffherstellung ist stark abhängig von dem verwendeten Rohstoff. Bei<br />

Mais beträgt er lediglich bis zu 15 %, bei Herstellung aus Holz bis zu 20 % und bei Herstellung aus Zuckerrohr bis<br />

zu 35 %. Der deutlich bessere Wirkungsgrad bei Verwendung von Zuckerrohr (und das Verbot von<br />

Dieselkraftstoffen für Privatleute) erklärt auch die große Verbreitung von Ethanol als Kraftstoff <strong>in</strong> Brasilien.<br />

Klimabilanz<br />

Bei <strong>der</strong> Fermentation <strong>der</strong> <strong>Rohstoffe</strong> und <strong>der</strong> Verbrennung des Bioethanols wird zwar das Treibhausgas<br />

Kohlenstoffdioxid freigesetzt; da jedoch beim Wachstum <strong>der</strong> Rohstoffpflanzen zuvor die gleiche Menge<br />

Kohlenstoffdioxid aus <strong>der</strong> Atmosphäre durch die Photosynthese gebunden wurde, s<strong>in</strong>d diese chemischen Vorgänge<br />

(Photosynthese, Fermentation, Verbrennung) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Addition CO 2 -neutral. Da bei <strong>der</strong> Produktion <strong>der</strong> <strong>Rohstoffe</strong> und<br />

bei <strong>der</strong> Ethanolherstellung zusätzliche Energie benötigt wird, ist <strong>der</strong> Herstellungsprozess <strong>in</strong>sgesamt nicht<br />

CO 2 -neutral o<strong>der</strong> gar klimaneutral.<br />

Laut e<strong>in</strong>er vorläufigen theoretischen Studie um den Chemie-Nobelpreisträger Paul Crutzen aus dem Jahr 2007 macht<br />

<strong>der</strong> klimaschädliche Effekt des beim Anbau, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e beim Düngen, <strong>der</strong> Energiepflanzen entstehenden<br />

Distickstoffoxids (Lachgas) den „abkühlenden“ Effekt des e<strong>in</strong>gesparten CO 2 zu e<strong>in</strong>em großen Teil wie<strong>der</strong> zunichte<br />

und führt unter Umständen sogar zu e<strong>in</strong>er im Vergleich zu fossilem Treibstoff stärkeren Erwärmung. Den<br />

Ergebnissen zufolge verursacht Raps-Sprit (Biodiesel) e<strong>in</strong>e 1 bis 1,7-fache relative Erwärmung im Vergleich zu<br />

fossilem Treibstoff. Für die ebenfalls untersuchte Energiepflanze Mais betrug die relative Erwärmung 0,9–1,5, und<br />

[20] [21] [22]<br />

alle<strong>in</strong> für Zuckerrohr ergab sich e<strong>in</strong> klimafreundlicher Effekt mit e<strong>in</strong>er relativen Erwärmung von 0,5–0,9.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs wurde die Veröffentlichung <strong>der</strong> Studie von Crutzen von renommierten Wissenschaftsmagaz<strong>in</strong>en<br />

abgelehnt. Zum e<strong>in</strong>en basiert die Studie lediglich auf e<strong>in</strong>er eigenen Modellrechnung zur Lachgas-Emission, das heißt<br />

die mathematisch ermittelten Werte s<strong>in</strong>d nicht durch Versuche bestätigt worden. Zum an<strong>der</strong>en wird die Relevanz <strong>der</strong><br />

Lachgas-Emission überzeichnet. Aus Kostengründen wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaft tatsächlich immer seltener mit<br />

Stickstoff gedüngt. [23] [24] Die endgültige Fassung <strong>der</strong> Crutzen-Studie, erschienen im Jahr 2008, enthält zusätzliche<br />

Daten mit neu berechneten Faktoren, die jeweils e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> von an<strong>der</strong>en Wissenschaftlern e<strong>in</strong>gebrachten E<strong>in</strong>wände<br />

Rechnung tragen. Hiernach können durch e<strong>in</strong>e hohe Effizienz des Stickstoffdüngers, durch e<strong>in</strong>en hohen Anteil an<br />

Gülle im Dünger (20 %) o<strong>der</strong> durch e<strong>in</strong>e effiziente Nutzung <strong>der</strong> Nebenprodukte bei <strong>der</strong> Treibstoffproduktion die<br />

Erwärmungsfaktoren bei Raps auf bis zu 0,5, bei Mais auf bis zu 0,4 und bei Zuckerrohr auf bis zu 0,3 gesenkt<br />

werden. Das entspräche e<strong>in</strong>er um den Faktor 2, 2,5 bzw. 3 niedrigeren Er<strong>der</strong>wärmung als bei <strong>der</strong> Nutzung von

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