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Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 1

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Bioethanol 157<br />

Bioethanol als Konkurrent zur Lebensmittelproduktion<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Preisanstiege für <strong>Rohstoffe</strong> und Lebensmittel und die darauf beruhenden Unruhen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Reihe von Län<strong>der</strong>n wurde auch die Rolle des Bioethanols als Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion<br />

beleuchtet. Dabei geriet vor allem die Nutzung von Mais <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>igten Staaten <strong>in</strong> den Mittelpunkt <strong>der</strong> Kritik.<br />

Obwohl <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reihe differenzierter Analysen nachgewiesen werden konnte, dass Biokraftstoffe nur anteilig an <strong>der</strong><br />

globalen Verteuerung <strong>der</strong> Nahrungsmittel beteiligt s<strong>in</strong>d und statt dessen als Hauptfaktoren das une<strong>in</strong>geschränkte<br />

Bevölkerungswachstum sowie e<strong>in</strong>e Umstellung <strong>der</strong> Ernährungsgewohnheiten <strong>in</strong> bevölkerungsreichen<br />

Schwellenlän<strong>der</strong>n wie Ch<strong>in</strong>a und Indien und damit e<strong>in</strong> zunehmen<strong>der</strong> Bedarf an Futtermitteln für die<br />

Fleischproduktion besteht, fokussierte sich das Interesse <strong>der</strong> Medien und damit auch <strong>der</strong> Bevölkerung <strong>in</strong> dieser<br />

Diskussion vor allem auf die Biokraftstoffe. [2]<br />

Insbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> armen Herstellerlän<strong>der</strong>n soll die Nutzung von Lebensmitteln zu e<strong>in</strong>em rapiden Anstieg <strong>der</strong><br />

Nahrungsmittelpreise geführt haben, da e<strong>in</strong>heimische Käufer <strong>in</strong> direkter Konkurrenz zu Bioethanolkäufern <strong>in</strong> den<br />

westlichen Industrienationen stehen. In Mexiko hat dies schon zu e<strong>in</strong>er staatlichen Preisregulierung für Mais per<br />

[3] [4]<br />

Notverordnung geführt, da dieser im großen Stil zu Ethanol für nordamerikanische Fahrzeuge verarbeitet wird.<br />

Laut e<strong>in</strong>er unveröffentlichten Studie des Weltbank-Ökonomen Don Mitchell soll die Herstellung von Treibstoff aus<br />

Pflanzen die Nahrungsmittel weltweit um 75 % verteuert haben, [5] von e<strong>in</strong>em offiziellen Sprecher <strong>der</strong> Weltbank wird<br />

dies allerd<strong>in</strong>gs als E<strong>in</strong>zelme<strong>in</strong>ung e<strong>in</strong>es Experten und nicht als Ergebnis e<strong>in</strong>er offiziellen Auswertung durch die<br />

Weltbank betrachtet. [6]<br />

Der UN-Son<strong>der</strong>gesandte für das Recht auf Nahrung, Jean Ziegler, bezeichnete die Herstellung von Bioethanol <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Interview des Bayerischen Rundfunks als Verbrechen gegen die Menschheit (wörtlich: „Die<br />

Bio-Treibstoff-Fabrikation heute ist e<strong>in</strong> Verbrechen gegen die Menschheit.“) und hat den Anbau von Energiepflanzen<br />

als drohendes Massaker an den Menschen <strong>in</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong>n kritisiert. Gleichzeitig warnte er angesichts von<br />

rund 850 Millionen hungernden Menschen vor Unruhen und Aufständen. Der Anbau von Energiepflanzen wurde<br />

auch beim Frühjahrstreffen des Internationalen Währungsfonds als Gefahr für die Ernährung <strong>der</strong> Weltbevölkerung<br />

bezeichnet. Entwicklungshilfem<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Heidemarie Wieczorek-Zeul erklärte am Rande <strong>der</strong> Konferenz, daß die<br />

Erhöhung des Lebensmittelpreises um e<strong>in</strong>en Prozentpunkt ungefähr 16 Millionen Menschen zusätzlich <strong>der</strong> Gefahr<br />

des Hungers aussetze. Weiter for<strong>der</strong>te sie e<strong>in</strong>e Aussetzung <strong>der</strong> Bioethanolbeimischung. [7]<br />

Auch Greenpeace beteiligte sich an <strong>der</strong> Diskussion und warf e<strong>in</strong>, dass sich aus 100 kg Getreide ungefähr 100 kg Brot<br />

herstellen lassen, jedoch nur 25 Liter Bioethanol. [8] Mit <strong>der</strong> Ernte von e<strong>in</strong>em Hektar Getreideanbaufläche ließen sich<br />

rund 18 Menschen e<strong>in</strong> Jahr lang ernähren o<strong>der</strong> Bioethanol für e<strong>in</strong> Fahrzeug mit e<strong>in</strong>em durchschnittlichen Verbrauch<br />

und mo<strong>der</strong>ater Kilometerleistung für e<strong>in</strong> Jahr herstellen. Der Betrieb e<strong>in</strong>es Fahrzeuges verbraucht also so viel<br />

Getreide wie zur Ernährung von 18 Menschen notwendig ist. [9]<br />

Webl<strong>in</strong>ks<br />

Informationsseiten<br />

• Basis<strong>in</strong>fos zu Bioethanol als Kraftstoff (http:/ / www. bio-kraftstoffe. <strong>in</strong>fo/ kraftstoffe/ bioethanol. html)<br />

(Fachagentur <strong>Nachwachsende</strong> <strong>Rohstoffe</strong>)<br />

• Informationssammlung des deutschen Bioethanolverband LAB (http:/ / www. lab-biokraftstoffe. de/ bioethanol.<br />

html)<br />

• Informationen zu Bioethanol und Zellulose-Ethanol (http:/ / www. pentalco. de) (Pentalco – Initiative zur<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Produktion von Bioethanol und an<strong>der</strong>en Biochemikalien aus Lignozelluose)<br />

• Datenbank von Ethanol-Tankstellen und Umrüstern <strong>in</strong> Deutschland (http:/ / www. ethanol-tanken. com/ )<br />

• Datenbank von Ethanol-Tankstellen <strong>in</strong> Österreich (http:/ / www. superethanol. at/ frontend/ view. php)

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