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Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 1

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Bioethanol 145<br />

o<strong>der</strong> zuckerreiche Agrarrohstoffe. Zudem s<strong>in</strong>d die potentiell nutzbare Biomasse pro Flächene<strong>in</strong>heit höher, die<br />

CO 2 -Bilanz positiver und <strong>der</strong> Anbau teilweise deutlich umweltschonen<strong>der</strong>.<br />

Ethanol, <strong>der</strong> aus pflanzlichen Abfällen hergestellt wird, wird als Cellulose-Ethanol o<strong>der</strong> Lignocellulose-Ethanol<br />

bezeichnet. Im Gegensatz zum herkömmlichen Bioethanol besitzt Cellulose-Ethanol e<strong>in</strong>e bessere CO 2 -Bilanz und<br />

konkurriert nicht mit <strong>der</strong> Lebensmittel<strong>in</strong>dustrie. Allerd<strong>in</strong>gs bef<strong>in</strong>den sich die Verfahren zur Herstellung von<br />

Lignocellulose-Ethanol noch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklung.<br />

Angestrebt wird dabei, <strong>in</strong> so genannten Bioraff<strong>in</strong>erien die Cellulose und Hemicellulose <strong>in</strong> vergärbare Zucker<br />

umzuwandeln und von Hefen direkt <strong>in</strong> Ethanol zu vergären. Das Lign<strong>in</strong> könnte als Brennstoff zum Antreiben des<br />

Prozesses benutzt werden. Allerd<strong>in</strong>gs verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n zur Zeit noch e<strong>in</strong>ige technische Schwierigkeiten den E<strong>in</strong>satz dieses<br />

Verfahrens. Zum e<strong>in</strong>en ist <strong>der</strong> Abbau von Cellulose und Hemicellulose zu vergärbaren Zuckern aufgrund <strong>der</strong><br />

komplexen Struktur dieser Verb<strong>in</strong>dungen im Gegensatz zur Verzuckerung von Stärke schwierig und langsam. Zum<br />

an<strong>der</strong>en können die meisten <strong>der</strong> zur Ethanolproduktion verwendeten Mikroorganismen nicht alle aus <strong>der</strong><br />

Hemicellulose freigesetzten Zuckerarten vergären. Für e<strong>in</strong>en wirtschaftlich ausgereiften Prozess ist dies jedoch e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Voraussetzung. Für Forschungszwecke werden weltweit etwa 15 Versuchsanlagen betrieben (2008). In den<br />

Vere<strong>in</strong>igten Staaten s<strong>in</strong>d, gestützt durch massive staatliche För<strong>der</strong>ung, weitere rund 20 Pilotanlagen <strong>in</strong> Planung o<strong>der</strong><br />

im Bau.<br />

Verwendung <strong>in</strong> ausgewählten Län<strong>der</strong>n<br />

Brasilien<br />

In Brasilien wurde <strong>in</strong> den 1980er-Jahren als Alternative zu den<br />

devisen<strong>in</strong>tensiven Ölimporten mit dem „Proàlcool“-Programm e<strong>in</strong>e<br />

ausgeprägt e<strong>in</strong>heimische Industrie für Ethanol-Kraftstoff aufgebaut, die<br />

auf Produktion und Raff<strong>in</strong>ation von Zuckerrohr basiert. Durch die<br />

hohen Weltmarktpreise für Zucker <strong>in</strong> den 1990er-Jahren kam die<br />

Ethanolproduktion <strong>der</strong> Zucker<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong> Brasilien fast zum Erliegen,<br />

doch <strong>in</strong> den letzten Jahren ist e<strong>in</strong> starker Aufschwung zu verzeichnen.<br />

In den Anfängen wurde re<strong>in</strong>es Ethanol verwendet, wofür eigene<br />

Motoren erfor<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d. Mittlerweile werden überwiegend so<br />

Zuckerrohranbau <strong>in</strong> Brasilien zu<br />

Alkoholproduktion um die Abhängigkeit von<br />

Öl-Importen zu verr<strong>in</strong>gern.<br />

genannte Flexible Fuel Vehicles e<strong>in</strong>gesetzt, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, jegliche Mischung von Benz<strong>in</strong> und Ethanol zu<br />

verbrennen. Deren Anteil am Pkw-Verkauf lag <strong>in</strong> 2007 bei 86 %.<br />

An allen Tankstellen wird Benz<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>en Anteil von 20 bis 25 % Ethanol angeboten. Der genaue Prozentsatz wird<br />

von <strong>der</strong> Regierung abhängig vom Zuckermarkt festgelegt.<br />

Brasilien war bis 2005 <strong>der</strong> weltweit größte Hersteller und Verbraucher, wurde mittlerweile aber von den Vere<strong>in</strong>igten<br />

Staaten überholt. Die Produktion betrug 2007 knapp 19 Mrd. Liter. Der Inlandsverbrauch lag 2007 bei 16,7 Mrd.<br />

Liter, e<strong>in</strong> Anstieg um 3,7 Mrd. Liter gegenüber dem Vorjahr. Für 2008 wird e<strong>in</strong>e weitere Zunahme um 2,9 Mrd.<br />

Liter vor allem aufgrund des stark wachsenden Automarktes prognostiziert. Für die Erntesaison 2007/2008 wurde<br />

e<strong>in</strong> starker Anstieg <strong>der</strong> Ethanolproduktion auf 21,3 Mrd. Liter erwartet (+22 % gegenüber dem Vorjahr). 2006<br />

wurden 3,9 Mrd. Liter Ethanol exportiert (2005: 2,6 Mrd. Liter), davon 1,7 Mrd. Liter <strong>in</strong> die Vere<strong>in</strong>igten Staaten,<br />

346 Mio. <strong>in</strong> die Nie<strong>der</strong>lande, 225 Mio. nach Japan und 204 Mio. nach Schweden. Brasilien ist damit <strong>der</strong> mit Abstand<br />

größte Ethanolexporteur weltweit. 2007 fiel <strong>der</strong> Export entgegen den allgeme<strong>in</strong>en Erwartungen auf 3,8 Mrd. Liter<br />

zurück und auch für 2008 wird e<strong>in</strong> weiterer Rückgang aufgrund e<strong>in</strong>er zurückhaltenden Biokraftstoffpolitik <strong>in</strong> vielen<br />

Län<strong>der</strong>n und <strong>der</strong> wachsenden <strong>in</strong>ländischen Produktion <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>igten Staaten nicht ausgeschlossen. E<strong>in</strong><br />

erheblicher Anteil <strong>der</strong> Exporte <strong>in</strong> die Vere<strong>in</strong>igten Staaten erfolgt nicht direkt, son<strong>der</strong>n wird aus steuerlichen Gründen<br />

über karibische Staaten (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Jamaika) abgewickelt. Dort wird <strong>der</strong> Ethanol dehydratiert und anschließend zu

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