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Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 1

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Baumwolle 87<br />

Geschichte<br />

Baumwolle wird seit Jahrtausenden zur Herstellung leichter Kleidung vor allem <strong>in</strong> tropisch-subtropischen Regionen<br />

verwendet. E<strong>in</strong>ige Quellen behaupten, dass schon die Ägypter ca. 12.000 v. Chr. mit Baumwolle gearbeitet hätten. In<br />

Babylon wurde Baumwolle als Weißes Gold bezeichnet. In mexikanischen Höhlen wurden Baumwollklei<strong>der</strong><br />

gefunden, die etwa 7.000 Jahre alt s<strong>in</strong>d. Die älteste Aufzeichnung über Baumwolle stammt aus Indien. Sie wird hier<br />

seit mehr als 3000 Jahren angebaut und im Rigveda 1500 v. Chr. erwähnt. Tausend Jahre später schrieb <strong>der</strong><br />

griechische Historiker Herodot über <strong>in</strong>dische Baumwolle: „Es gibt wildwachsende Bäume, aus <strong>der</strong>en Frucht man<br />

e<strong>in</strong>e Wolle gew<strong>in</strong>nen kann, die die Schönheit und Qualität <strong>der</strong> Schafwolle weit übertrifft. Die In<strong>der</strong> machen aus<br />

dieser Baumwolle ihre Klei<strong>der</strong>“. Aber auch das erste ch<strong>in</strong>esische Papier bestand aus Baumwollfasern.<br />

In Indien wurden sehr frühzeitig verschiedene Kultursorten angebaut. Bereits im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t waren die <strong>in</strong>dischen<br />

Regionen Bengalen, Punjab, Coromandel und Gujarat Zentren <strong>der</strong> Baumwollverarbeitung. E<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e<br />

Bedeutung kam Gujarat zu, dessen Baumwollprodukte über verschiedene Handelsrouten bis <strong>in</strong> die Zentren des<br />

Nahen Ostens gehandelt wurden. Um 1600 war Baumwolle dabei noch e<strong>in</strong> Luxusgut, das nicht weniger als Seide<br />

geschätzt wurde. Grund des hohen Wertes war <strong>der</strong> hohe Arbeitse<strong>in</strong>satz bei <strong>der</strong> Verarbeitung. Arbeits<strong>in</strong>tensiv waren<br />

vor allem das Entfernen <strong>der</strong> Samenkapseln und das mühselige Kardieren <strong>der</strong> im Vergleich zu Wolle und Seide sehr<br />

kurzen Fasern. Um e<strong>in</strong> Pfund verarbeitungsfähige Baumwollfäden zu gew<strong>in</strong>nen, war e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>satz von 13 Arbeitstagen<br />

nötig. Für e<strong>in</strong>e vergleichbare Menge an Seide zu gew<strong>in</strong>nen, waren dagegen nur sechs Arbeitstage notwendig,<br />

während man für Le<strong>in</strong>en zwei bis fünf und für Wolle e<strong>in</strong> bis zwei Tage brauchte. Vor 1750 waren englische Sp<strong>in</strong>ner<br />

nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, Baumwollfäden zu sp<strong>in</strong>nen, die ausreichend fest genug waren, um re<strong>in</strong>e Baumwollgewebe<br />

herzustellen. Re<strong>in</strong>e Baumwollgewebe wurden nur <strong>in</strong> Indien hergestellt. [2]<br />

Verbreitung <strong>der</strong> Baumwolle durch den europäischen Kolonialismus<br />

Der Aufstieg <strong>der</strong> Britischen Ost<strong>in</strong>dienkompie zu e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> großen Handelsorganisationen <strong>der</strong> frühen Neuzeit steht <strong>in</strong><br />

engem Zusammenhang mit Baumwolle. Der sehr profitreiche Gewürzhandel war zu Beg<strong>in</strong>n des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts fest<br />

<strong>in</strong> Händen portugiesischer und holländischer Kaufleute. Die Britische Ost<strong>in</strong>dien-Kompanie handelte deshalb vor<br />

allem mit persischer Seide, die über Karawanenrouten durch Syrien auf türkische Märkte gelangte. Dort wurde auch<br />

traditionell <strong>in</strong>disches Baumwollgewebe gehandelt und die britische Kompanie handelte zunehmend auch dieses<br />

Gewebe. [2]<br />

Mit <strong>der</strong> Ausweitung des Fernhandels <strong>in</strong> <strong>der</strong> frühen Neuzeit verdrängte die Baumwolle auch <strong>in</strong> Nord- und<br />

Mitteleuropa zunehmend Le<strong>in</strong>en (Flachs) und Hanf für die meisten Anwendungsbereiche. Die <strong>in</strong>dische<br />

Baumwoll<strong>in</strong>dustrie hatte ihre Glanzzeit während <strong>der</strong> britischen Industrierevolution nach <strong>der</strong> Erf<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Sp<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g<br />

Jenny im Jahre 1764, e<strong>in</strong>er frühen Sp<strong>in</strong>nmasch<strong>in</strong>e mit mehreren Sp<strong>in</strong>deln, und des Waterframe von Arkwright, die<br />

seit 1769 die kostengünstige Massenproduktion im Vere<strong>in</strong>igten Königreich ermöglichte.<br />

Im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t bekam die Baumwolle zunehmend Konkurrenz durch chemisch erzeugte Fasern. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

Polyesterfasern f<strong>in</strong>den immer häufiger Verwendung: 2003/2004 wurden sie erstmals <strong>in</strong> größerer Menge verarbeitet<br />

als Baumwolle und drängten diese bei den Textilfasern somit auf den zweiten Rang ab.

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