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Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 1

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Echtes Johanniskraut 416<br />

Selbstbestäubung ist durch die räumliche Trennung von Griffelästen und Staubbeutelbündeln erschwert, ist aber<br />

beim Schließen <strong>der</strong> Blüten möglich, wenn die schrumpfenden Kronblätter die Blüte wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>hüllen.<br />

Die kle<strong>in</strong>en Samen <strong>der</strong> bei Trockenheit geöffneten Kapseln werden von Tieren verschleppt (Zoochorie) o<strong>der</strong> durch<br />

den W<strong>in</strong>d verbreitet (Ballonflieger). Vegetative Vermehrung erfolgt durch Wurzelsprosse.<br />

Die Pflanze ist leicht giftig. Die getrockneten Blüten des Behaarten Johanniskrauts enthalten bis zu 1,4 % des roten<br />

Farbstoffes Hyperic<strong>in</strong>. Die Hyperic<strong>in</strong>-Aufnahme führt bei nicht pigmentierten (weißen) Weidetieren (Pferde, Schafe,<br />

Ziegen etc.) nach <strong>der</strong> Bestrahlung durch Sonnenlicht zu Hämolyseersche<strong>in</strong>ungen.<br />

Verbreitung und Standortansprüche<br />

Das Echte Johanniskraut ist die <strong>in</strong> Europa am weitesten verbreitete Art se<strong>in</strong>er Gattung und <strong>in</strong> Europa, Westasien und<br />

Nordafrika heimisch. In Ostasien, Nord- und Südamerika und <strong>in</strong> Australien ist es e<strong>in</strong>gebürgert worden. Man f<strong>in</strong>det es<br />

<strong>in</strong> tiefen bis mittleren Höhenlagen. Es wächst verbreitet <strong>in</strong> Gebüschsäumen, an Waldrän<strong>der</strong>n, Wegen und<br />

Böschungen, <strong>in</strong> Magerwiesen und -rasen, <strong>in</strong> G<strong>in</strong>ster- und Heidekrautheiden, <strong>in</strong> Brachen und Waldverlichtungen als<br />

Pionierpflanze.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Verwendung als Heilpflanze wird das echte Johanniskraut landwirtschaftlich angebaut. [4] Gleichzeitig<br />

gilt es im übrigen landwirtschaftlichen Anbau als Unkraut.<br />

Systematik<br />

Es werden vier Varianten unterschieden:<br />

• Schmalblättriges Echtes Johanniskraut (var. angustifolium): Es hat kle<strong>in</strong>ere Blüten und schmalere Blätter. Diese<br />

Variante enthält praktisch ke<strong>in</strong> Rut<strong>in</strong>, was sie für die pharmazeutische Verwertung weitgehend unbrauchbar<br />

macht [5]<br />

• Breitblättriges Echtes Johanniskraut (var. latifolium): Es hat breitere Blätter und größere Blüten<br />

• Kle<strong>in</strong>blättriges Echtes Johanniskraut (var. microphyllum): Es hat kle<strong>in</strong>ere Blätter und kle<strong>in</strong>ere Blüten<br />

• Gewöhnliches Echtes Johanniskraut (var. perforatum)<br />

Inhaltsstoffe<br />

Johanniskraut guter Qualität enthält durchschnittlich 0,1-0,15% Gesamt-Hyperic<strong>in</strong>e (Ph. Eur. 5.0/S. 2485), welche<br />

vor allem <strong>in</strong> den Exkretblättern <strong>der</strong> Blüten und Knospen lokalisiert s<strong>in</strong>d. Diese setzen sich aus durchschnittlich<br />

0,2–0,3 % Hyperic<strong>in</strong>, Pseudohyperic<strong>in</strong> und ähnlichen Substanzen zusammen. Für die Wirksamkeit s<strong>in</strong>d des Weiteren<br />

2-4% Flavonoide und Bioflavone verantwortlich. Bisher ausschließlich <strong>in</strong> dieser Art nachgewiesen wurden das<br />

antibiotisch wirksame Hyperfor<strong>in</strong> sowie das Adhyperfor<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Blüten (2%) und Früchten (4%).<br />

Nachdem <strong>der</strong> Hyperic<strong>in</strong>gehalt bis 1995 zur Bestimmung <strong>der</strong> Wirksamkeit <strong>der</strong> Droge Hyperici herba benutzt wurde,<br />

geht man <strong>in</strong>zwischen davon aus, dass die therapeutische Wirksamkeit durch e<strong>in</strong> Zusammenwirken mehrerer<br />

Wirkstoffe und Wirkmechanismen zusammenkommt. Zur Arzneimittelherstellung werden Hyperic<strong>in</strong>gehalte von<br />

0,15% und hohe Flavonoidgehalte gefor<strong>der</strong>t, zudem müssen Grenzwerte für Cadmium (0,5 mg/kg) und Blei<br />

(5,0mg/kg) e<strong>in</strong>gehalten werden.<br />

Anbau<br />

Für die Produktion verschiedener Präparate auf Johanniskrautbasis werden Kultursorten des Johanniskrauts unter<br />

Feldbed<strong>in</strong>gungen angebaut. Steigen<strong>der</strong> Bedarf, <strong>der</strong> durch Wildsammlung nicht mehr gedeckt werden konnte, führte<br />

zu e<strong>in</strong>er Ausweitung des Anbaus seit den 1990er Jahren. Die Art zählt zu den wichtigsten <strong>in</strong> Deutschland angebauten<br />

und verarbeiteten Arzneipflanzen. 1999 wurde Johanniskraut <strong>in</strong> Deutschland auf 630 Hektar angebaut, vor allem <strong>in</strong><br />

Thür<strong>in</strong>gen. In Österreich (Waldviertel) wurden 1999 bis zu 240 ha kultiviert. Derzeit s<strong>in</strong>d es immer noch etwa 50 ha

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