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Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 1

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Echtes Johanniskraut 418<br />

E<strong>in</strong> Cochrane-Review aus dem Jahr 2008 wertete 29 Studien mit zusammen mehr als 5000 Patienten aus, bei denen<br />

nach DSM- o<strong>der</strong> ICD-10-Kriterien e<strong>in</strong>e Depression („major depressive disor<strong>der</strong>“) vorlag. Die Wirksamkeit von<br />

Johanniskraut war gegenüber Placebo überlegen und erwies sich vergleichbar mit synthetischen Antidepressiva, bei<br />

besserer Verträglichkeit und ger<strong>in</strong>geren Abbruchraten. [10]<br />

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen geht davon aus, dass Johanniskraut e<strong>in</strong>en<br />

Effekt bei leichten Depressionen hat. Generell gab es jedoch e<strong>in</strong>e deutliche Abhängigkeit des Effektschätzers von <strong>der</strong><br />

Studienqualität: je schlechter die Qualität <strong>der</strong> Studien, desto größer stellt sich das Ausmaß <strong>der</strong> aufgezeigten Effekte<br />

dar und umgekehrt. Bei Betrachtung alle<strong>in</strong> <strong>der</strong>jenigen Studien mit <strong>der</strong> besten methodischen Qualität zeigt<br />

Johanniskraut nur e<strong>in</strong>en sehr ger<strong>in</strong>gen Effekt. Weiterh<strong>in</strong> geht das Institut davon aus, dass Johanniskraut bei schweren<br />

Depressionen nicht hilft. Es erwies sich bei schweren Depressionen <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Studie als dem Placebo überlegen. [11]<br />

Die jetzigen Studien liefern noch nicht genügend Daten, um unterschiedliche Johanniskraut-Extrakte mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

vergleichen zu können o<strong>der</strong> die optimale Dosis zu ermitteln. [12] Bei leichten Depressionen konnte jedoch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Studie e<strong>in</strong>e Dosis-Wirkungsbeziehung experimentell nachgewiesen werden. [13]<br />

Verwendung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Volksmediz<strong>in</strong><br />

Volksmediz<strong>in</strong>isch wird Johanniskraut als Tee und T<strong>in</strong>ktur auch bei Menstruationsbeschwerden und<br />

pubertätsbed<strong>in</strong>gten Verstimmungen verwendet.<br />

Das Rotöl wird als E<strong>in</strong>reibemittel bei Hexenschuss, Gicht, Rheuma, zur Schmerzl<strong>in</strong><strong>der</strong>ung und Wundheilung nach<br />

Verrenkungen und Verstauchungen, bei Blutergüssen und Gürtelrose verwendet, kann aber auch <strong>in</strong>nerlich angewandt<br />

werden. Man gew<strong>in</strong>nt es <strong>in</strong>dem man Johanniskrautblüten zwei Monate lang <strong>in</strong> kaltgepresstes Oliven- o<strong>der</strong><br />

Sonnenblumenöl e<strong>in</strong>legt, gelegentlich kräftig schüttelt und ansonsten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sonne stehen lässt. Diesen Vorgang<br />

nennt man Mazeration.<br />

Mit e<strong>in</strong>em Ansatzschnaps aus Blüten und Kraut werden E<strong>in</strong>schlafstörungen und <strong>in</strong>nere Unruhe behandelt.<br />

Verwendung <strong>in</strong> Lebensmitteln<br />

Johanniskraut-Zubereitungen s<strong>in</strong>d auch vere<strong>in</strong>zelt <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong> Nahrungsergänzungsmitteln zu f<strong>in</strong>den: Dort als<br />

Johanniskrautöl ("Rotöl"), dem die <strong>in</strong>nerlichen arzneilichen Wirkungen nicht zukommt.<br />

Für Schlagzeilen sorgte e<strong>in</strong> functioneller Joghurt, <strong>der</strong> Kräuterextrakte aus Johanniskraut und Melisse enthielt. [14] .<br />

Der Inhaltsstoff Hyperic<strong>in</strong> ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aromen-Verordnung aufgeführt.<br />

Wirkungsmechanismen und Wirklatenz<br />

Als Hauptwirkstoff des Johanniskrauts gilt Hyperfor<strong>in</strong>. Standardisierter Johanniskrautextrakt erhöht durch e<strong>in</strong>e<br />

Wie<strong>der</strong>aufnahmehemmung <strong>der</strong> Neurotransmitter Seroton<strong>in</strong> und Noradrenal<strong>in</strong> <strong>der</strong>en Konzentration an den Synapsen.<br />

Ebenfalls steigt auch die Konzentration von Gamma-Am<strong>in</strong>obuttersäure (GABA), Dopam<strong>in</strong> und L-Glutamat an, was<br />

<strong>in</strong> dieser Form ke<strong>in</strong> Antidepressivum vermag. In <strong>der</strong> Folge verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t sich die Anzahl <strong>der</strong> (noradrenergen)<br />

β-Rezeptoren, außerdem bewirkt es e<strong>in</strong>e Downregulation <strong>der</strong> 5-HT2-Rezeptoren. [15]<br />

Die Wirkung <strong>der</strong> Johanniskraut-Präparate soll auf die chemisch def<strong>in</strong>ierten Substanzen Hyperfor<strong>in</strong> und Hyperic<strong>in</strong><br />

zurückzuführen se<strong>in</strong>. Diese bewirken e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge bis mittelstarke, aber nachweisbare, cerebrale<br />

Wie<strong>der</strong>aufnahmehemmung von Seroton<strong>in</strong>, Noradrenal<strong>in</strong> und Dopam<strong>in</strong>; dies s<strong>in</strong>d bekannte Wirkmechanismen<br />

synthetischer Antidepressiva. E<strong>in</strong>e MAO-Hemmung wurde immer wie<strong>der</strong> behauptet, konnte aber nie nachgewiesen<br />

werden. An<strong>der</strong>e Rezeptoren werden nicht bee<strong>in</strong>flusst.<br />

Wie chemisch-synthetische Antidepressiva zeigen auch Johanniskraut-Arzneimittel e<strong>in</strong>e gewisse Wirklatenz, d. h.,<br />

man spürt erst nach mehreren Wochen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>nahme e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong> depressiven Symptome.<br />

Die behauptete antivirale Wirkung gegen das Hepatitis-C-Virus beim Menschen existiert jedenfalls <strong>in</strong> den üblichen<br />

Dosen nicht, vielmehr wird e<strong>in</strong>e zusätzliche Schädigung <strong>der</strong> Leber hervorgerufen, die bei höheren Dosen zum akuten

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