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08_FG Raum- und Umweltvertraeglichkeit Punkt 1-3.pdf

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Offshore-Windpark<br />

„ARCADIS Ost 1“<br />

<strong>Raum</strong>- <strong>und</strong> Umweltverträglichkeit<br />

Vorhabensträger:<br />

Den größten Einfluss auf das Verhalten der Vögel gegenüber Offshore-Windparks <strong>und</strong> damit auf die<br />

Intensität von Auswirkungen hat möglicherweise die Aufenthaltsdauer <strong>und</strong> damit Vertrautheit mit der<br />

lokalen Umgebung: je länger sich Vögel im Gebiet aufhalten, umso stärker kann die Störwirkung<br />

abgebaut werden (BELLEBAUM et al. 2003). Artspezifische Unterschiede im Meideverhalten gegenüber<br />

Offshore-Windparks sind z. B. zwischen Seetauchern, Alkenvögeln, verschiedenen Meeresenten<br />

<strong>und</strong> Möwen nachgewiesen (FOX et al. 2006, PETERSEN et al. 2006). Seetaucher zeigten z.B. einen<br />

deutlichen Dichterückgang im OWP „Horns Rev“ <strong>und</strong> der 2 km-Pufferzone <strong>und</strong> auch Tordalk <strong>und</strong><br />

Trottellumme nutzen den Windpark seltener als während der Voruntersuchungen (FOX et al. 2006,<br />

PETERSEN et al. 2006). Für einige Arten können dagegen auch positive Effekte erwartet werden.<br />

BLEW et al. (20<strong>08</strong>) stellten für den dänischen OWP „Nysted“ fest, dass sich Möwen <strong>und</strong> nichtziehende<br />

Kormorane regelmäßig innerhalb des Windparks aufhielten <strong>und</strong> diesen als neue Futterquelle<br />

nutzten. Ferner ist für verschiedene Entenvögel erwiesen, dass sich das Flucht- <strong>und</strong> Meideverhalten<br />

in binnenländischen Winterquartieren auch im Laufe eines Winters verändert <strong>und</strong> eine Gewöhnung<br />

an konstante <strong>und</strong> vorhersagbare Störreize stattfindet (z. B. Ringelgänse Branta bernicla, OWENS<br />

1977; Stock- <strong>und</strong> Tafelente Anas platyrhynchos, Aythya ferina, SELL 1991). Dies ist auch bei den<br />

stationären OWEA denkbar. Eiderenten traten im dritten <strong>und</strong> vierten Winter nach der Errichtung des<br />

OWP „Tunø Knob“ (Dänemark) in höherer Anzahl auf als im Winter vor dem Bau <strong>und</strong> zeigten keine<br />

erkennbare Meidung des Offshore-Windparks (GUILLEMETTE et al. 1999, TULP et al. 1999). In einem<br />

solchen Fall haben die Anlagen nur mittelfristige Störwirkungen. Viele Arten zeigten kein eindeutiges<br />

Verhalten gegenüber Offshore-Windparks (z.B. Trauer- <strong>und</strong> Eiderenten am OWP „Horns Rev“) oder<br />

wurden nicht betrachtet, so dass eine Prognose unsicher ist. Auch bei Arten, bei denen eine Meidung<br />

festgestellt werden konnte, sind die längerfristig betroffenen Bestandsanteile bisher nur ungefähr<br />

abzuschätzen. Mögliche Gewöhnungseffekte sind bei nur kurzzeitig rastenden Vögeln nicht mit<br />

Sicherheit vorherzusagen (BELLEBAUM et al. 2003), sondern nur im Zuge des betriebsbegleitenden<br />

Monitorings zu ermitteln (IFAÖ 2010d).<br />

Zusätzlich zur Meidung durch rastende Vögel können die Anlagen eine Barriere bilden <strong>und</strong> möglicherweise<br />

die Flugaktivität innerhalb des Rastgebietskomplexes beeinflussen. Bislang liegen hierzu<br />

Beobachtungsergebnisse aus vier Offshore-Windparks vor: „Tunø Knob“, „Utgr<strong>und</strong>en“, „Horns Rev“<br />

<strong>und</strong> „Nysted“. In allen Untersuchungen wurde übereinstimmend festgestellt, dass Seevögel zumeist<br />

in einem Abstand von 500-1.000 m die OWEA umfliegen <strong>und</strong> nur selten durch Offshore-Windparks<br />

hindurchfliegen (mit Ausnahme von Möwen <strong>und</strong> Seeschwalben, s. Tab. 113). Tagsüber wurden in<br />

Nysted Reaktionen in bis zu 3.000 m Entfernung registriert (DESHOLM 2004, KAHLERT et al. 2004,<br />

FOX et al. 2006). Nachts wurden Meideabstände von bis zu 1.500 m beobachtet (TULP et al. 1999,<br />

PETTERSSON 2002, CHRISTENSEN et al. 2003, 2004, DESHOLM 2004, KAHLERT et al. 2004, FOX et al.<br />

2006). Die Barrierewirkung unterbindet aber Flugaktivitäten nicht immer vollständig. Über einen längeren<br />

Zeitraum rastende (z. B. überwinternde) <strong>und</strong> damit mit dem Hindernis vertraute Tauchenten<br />

können besonders in mondhellen Nächten zwischen den OWEA hindurchfliegen, während sie in<br />

dunklen Nächten den Offshore-Windpark eher umfliegen (DIRKSEN et al. 1998b). Da der Offshore-<br />

Windpark „ARCADIS Ost 1“ weit außerhalb der Rastgebiete liegt, dürfte eine Beeinträchtigung der<br />

Rastfunktion der südöstlich gelegenen Pommerschen Bucht gering ausfallen. Bei Möwen <strong>und</strong> Seeschwalben,<br />

die überwiegend fliegend im Gebiet auftreten, ist bekannt, dass eine Barrierewirkung im<br />

Brutgebiet (d.h. in vertrauter Umgebung) nur gering ausfällt (VAN DEN BERGH et al. 2002). Über Barrierewirkungen<br />

küstenferner Offshore-Windparks liegen derzeit keine artspezifischen Daten vor (IFAÖ<br />

2010d).<br />

07.12.2010 Seite 329

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