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08_FG Raum- und Umweltvertraeglichkeit Punkt 1-3.pdf

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Offshore-Windpark<br />

„ARCADIS Ost 1“<br />

<strong>Raum</strong>- <strong>und</strong> Umweltverträglichkeit<br />

Vorhabensträger:<br />

Bei nachts ziehenden Landvögeln wurden keine Hinweise auf Ausweichbewegungen gef<strong>und</strong>en, die<br />

Vogeldichte innerhalb <strong>und</strong> außerhalb des Parks unterschied sich nicht (BLEW et al. 20<strong>08</strong>). Die Barrierewirkung<br />

bei dieser Artengruppe ist also als gering einzuschätzen (entsprechend hoch ist das Kollisionsrisiko).<br />

Die großen artspezifischen Unterschiede in den Kollisionsraten vornehmlich nächtlich<br />

ziehender Landvögel (HANSEN 1954) lassen jedoch vermuten, dass möglicherweise auch artspezifische<br />

Unterschiede in den Barrierewirkungen bestehen. Thermiksegler fliegen oft so hoch, dass ein<br />

Windpark keine Barriere darstellt. Tiefer fliegende Vögel könnten den OWP jedoch als Barriere ansehen<br />

<strong>und</strong> Ausweichbewegungen zeigen (IFAÖ 2010a).<br />

Über das Verhalten von Kranichen gegenüber Windparks auf hoher See ist bisher nichts bekannt.<br />

An Landstandorten halten Kraniche 300 (BRAUNEIS 2000) bis 700 m (KAATZ 1999) Abstand von<br />

Windenergieanlagen, lösen z. T. ihre Flugformation auf, steigern ihre Flughöhe, um die Anlagen zu<br />

überfliegen, bzw. sie umfliegen den Park in Abständen von bis zu 1.500 m, um dann in ihre ursprüngliche<br />

Richtung weiter zu fliegen. Ein entsprechendes Verhalten wäre auch bei Offshore-<br />

Windparks denkbar. Der zusätzliche Energieaufwand für dieses Verhalten ist schwer abzuschätzen.<br />

Der regelmäßig beobachtete Höhengewinn über See durch kreisende Flugbewegungen deutet darauf<br />

hin, dass dieses Verhalten als natürliche Verhaltsweise der Vögel angesehen werden kann.<br />

Demzufolge wären Kraniche, die auf See auf eine Barriere in Form eines Windparks stoßen, vermutlich<br />

in der Lage, durch das beschriebene Verhalten so viel an Höhe zu gewinnen, dass das Hindernis<br />

überflogen werden kann. Alternativ könnte das Hindernis auch umflogen werden. Eine dadurch<br />

verursachte Verlängerung des Zugweges würde zusätzliche energetische Kosten mit sich bringen.<br />

Das gleiche gilt, vermutlich in geringerem Umfang, durch einen Höhengewinn, der auf dem Flügelschlagen<br />

gegen den Wind bei kreisenden Flugbewegungen beruht. Inwieweit sich diese zusätzlichen<br />

Kosten auf den weiteren Verlauf des Zugweges auswirken würden, ist schwer zu beurteilen. Die<br />

Tatsache, dass alle Kraniche im Herbst nach Erreichen der Küstenlinie ihren Zug fortsetzten <strong>und</strong><br />

nicht „entkräftet“ auf der Halbinsel Wittow zwischenlandeten, zeigt jedoch, dass die Überquerung der<br />

Ostsee (auch bei ungünstigen Gegenwind-Situationen) die Vögel nicht an den Rand ihrer energetischen<br />

Möglichkeiten bringt. Zudem ermöglicht es der natürlicherweise von der überwiegenden Zahl<br />

der Individuen eingelegte längere Zwischenstopp in den großen Rastgebieten der Rügen-Bock-<br />

Region den Kranichen, ihre Reserven schnell wieder aufzufüllen (IFAÖ 2010a).<br />

Bei der Beurteilung von Barrierewirkungen ist zu berücksichtigen, dass im Gegensatz zu möglichen<br />

Auswirkungen auf Rastvögel kaum Gewöhnungseffekte auftreten werden. Aussagen über zusätzliche<br />

energetische Belastungen sind derzeit nur spekulativ. Angesichts hoher natürlicher Variationen<br />

von Zugwegen <strong>und</strong> im Kontext der gesamten zurückzulegenden Zugstrecke sind den zusätzlichen<br />

Belastungen eher eine geringe Bedeutung zuzumessen (Ausnahme möglicherweise bei Kleinvögeln).<br />

Diese Annahme ist jedoch durch entsprechende Messungen <strong>und</strong> Modellrechnungen zu verifizieren<br />

(IFAÖ 2010a).<br />

Bei Untersuchungen an den ersten Offshore-Windparks wurde nicht differenziert zwischen Auswirkungen<br />

bei unterschiedlichen Betriebsstadien (z. B. stehende <strong>und</strong> drehende Rotoren), so dass Aussagen<br />

zu betriebsbedingten Auswirkungen derzeit nicht auf konkrete Daten gestützt werden können.<br />

Deshalb muss analog zu Landstandorten von der Annahme ausgegangen werden, dass für drehende<br />

Rotoren gr<strong>und</strong>sätzlich die gleichen Risiken <strong>und</strong> Auswirkungen wie bei den „anlagebedingten<br />

Auswirkungen“ beschrieben gelten, wobei sowohl für die Barrierewirkung als auch für das Kollisionsrisiko<br />

mit einer Erhöhung der Auswirkungen zu rechnen ist. Die Überlegungen zu erhöhten Kollisionsrisiken<br />

gründen sich auf mathematische Berechnungen, die noch mit geeigneten Methoden zu<br />

verifizieren sind (z. B. mit Hilfe von Infrarotkameras) (IFAÖ 2010a).<br />

Die Barrierewirkung des Windparks hat für Zugvögel eine mittelräumige Ausdehnung <strong>und</strong> ist dauerhaft.<br />

Die Intensität hängt von der Vogelgruppe ab, kann aber auch artspezifisch verschieden sein.<br />

Teilweise ist über das Verhalten gegenüber Offshore-Windparks nichts bekannt, so dass die Aussa-<br />

07.12.2010 Seite 339

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