28.12.2013 Aufrufe

08_FG Raum- und Umweltvertraeglichkeit Punkt 1-3.pdf

08_FG Raum- und Umweltvertraeglichkeit Punkt 1-3.pdf

08_FG Raum- und Umweltvertraeglichkeit Punkt 1-3.pdf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Offshore-Windpark<br />

„ARCADIS Ost 1“<br />

<strong>Raum</strong>- <strong>und</strong> Umweltverträglichkeit<br />

Vorhabensträger:<br />

Nach der Einschätzung des Forschungsvorhabens „Ermittlung artbezogener Erheblichkeitsschwellen<br />

von Zugvögeln für das Seegebiet der südwestlichen Ostsee bezüglich der Gefährdung des Vogelzuges<br />

im Zusammenhang mit dem Kollisionsrisiko an Windenergieanlagen“ (BELLEBAUM et al 20<strong>08</strong>) ist<br />

ausgehend von den bisherigen Erkenntnissen zum Kollisionsrisiko von Tagziehern an technischen<br />

Anlagen auf See derzeit für keine am Tage ziehende Vogelart mit einem signifikanten populationsbiologischen<br />

Risiko infolge der Errichtung von Offshore-Windparks zu rechnen (Zug zumeist in Höhen<br />

>200 m, ausgeprägtes Meideverhalten). Von dieser Betrachtung ausgenommen sind nahrungssuchende<br />

Seevögel innerhalb von Windparks. 90% aller Vogelschlagopfer werden auch im OWP „AR-<br />

CADIS Ost 1“ vermutlich nachts ziehende Singvögel sein, da sie >90% des nächtlichen Zugaufkommens<br />

stellen (IFAÖ 2010a). Eine potenzielle Gefährdungssituation stellen insbesondere überraschend<br />

auftretende Nebellagen <strong>und</strong> Regen dar, die zu schlechter Sicht <strong>und</strong> niedrigen Flughöhen<br />

führen. Problematisch ist insbesondere das Zusammentreffen von Schlechtwetterlagen mit so genannten<br />

Massenzugereignissen. Massenzugereignisse, bei denen Vögel verschiedenster Arten<br />

gleichzeitig über die Ostsee fliegen, treten nach Informationen aus verschiedenen Umweltverträglichkeitsstudien<br />

ca. 5 bis 10 mal im Jahr ein. Im Durchschnitt sind zwei bis drei davon mit schlechtem<br />

Wetter gekoppelt (vgl. BSH 2009a).<br />

BELLEBAUM et al (20<strong>08</strong>) berechneten für insgesamt 19 Windparks in der Ostsee (in den Kategorien in<br />

Betrieb, genehmigt <strong>und</strong> planerisch verfestigt) für ausgewählte, nachts ziehende Kleinvogelarten Kollisionszahlen<br />

<strong>und</strong> betroffene Populationsanteile unter verschiedenen Szenarien. Bei voller Ausbaustufe<br />

lagen die modellierten Kollisionsraten für alle nachts ziehenden Singvögel zusammen bei ca.<br />

100 bis 1.000 Vögeln pro Anlage <strong>und</strong> Jahr. In der Gesamtsumme ist mit jährlichen Kollisionsopfern<br />

dieser Vogelgruppe im Bereich von ca. 190.000 bis 1,9 Millionen Vögeln auszugehen (67.000 bis<br />

670.000 Vögel bei bereits genehmigten Parks). Aufgr<strong>und</strong> fehlender realer Messdaten zum Meideverhalten,<br />

zur Lockwirkung <strong>und</strong> zur Kollisionsrate dieser Vogelgruppe ist derzeit nicht zu beurteilen,<br />

ob die theoretisch berechneten Werte den realen Bedingungen entsprechen werden. Weiterhin unterliegen<br />

viele Eingangsvariablen der Modellierung hohen Schwankungen <strong>und</strong> Unsicherheiten, bzw.<br />

es werden vereinfachende Annahmen getroffen. Deshalb ist auf der Basis des heutigen Kenntnisstandes<br />

keine sichere Aussage zu Kollisionsraten <strong>und</strong> Vogelschlagopfern an Windenergieanlagen<br />

möglich.<br />

Ausgehend von den Bef<strong>und</strong>en der von BELLEBAUM et al (20<strong>08</strong>) beispielhaft für ausgewählte Arten<br />

vorgenommenen Populationsmodellierung sind negative Auswirkungen von Verlusten an Offshore-<br />

Windparks vorrangig bei gefährdeten Arten zu erwarten <strong>und</strong> können ggf. den Erfolg von Schutzmaßnahmen<br />

für solche Arten beeinträchtigen. Ein diskutierter Schwellenwert von einem Prozent zusätzlicher<br />

Mortalität kann nach dem aktuellen Kenntnisstand nicht pauschal als unkritisch angesehen<br />

werden. Aufgr<strong>und</strong> der begrenzten Präzision der Modellergebnisse können gegenwärtig keine konkreten<br />

Schätzwerte für Ausbauszenarien ermittelt werden, für die eine Gefährdung des Vogelzuges<br />

auszuschließen ist.<br />

Aus den Ergebnissen des Forschungsvorhabens von BELLEBAUM et al (20<strong>08</strong>), des Fachgutachtens<br />

Vogelzug zum OWP „ARCADIS Ost 1“ (IFAÖ 2010a), der Umweltverträglichkeitsstudien zu den betrachteten<br />

OWP <strong>und</strong> den Umweltberichten des BSH im Zuge der raumordnerischen Festlegungen<br />

kann trotz der Wissenslücken <strong>und</strong> Prognoseunsicherheiten abgeleitet werden, dass die „Erheblichkeitsschwelle“<br />

einer „Gefährdung des Vogelzugs“ zum gegenwärtigen Stand der hier zu berücksichtigenden<br />

OWP (noch) nicht erreicht ist.<br />

Barrierewirkung<br />

Das Ausweichen, Um- oder Überfliegen von Windparks oder sonstige Störungen des Flugverhaltens<br />

führen zu einem höheren Energieverbrauch, der sich auf die Fitness der Vögel <strong>und</strong> in Folge auf ihre<br />

Überlebensrate bzw. den Bruterfolg auswirken kann. Wie sich mögliche Barrierewirkungen größerer<br />

07.12.2010 Seite 382

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!