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08_FG Raum- und Umweltvertraeglichkeit Punkt 1-3.pdf

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Offshore-Windpark<br />

„ARCADIS Ost 1“<br />

<strong>Raum</strong>- <strong>und</strong> Umweltverträglichkeit<br />

Vorhabensträger:<br />

Großer Abendsegler (Nyctalus noctula), Code: 1312<br />

Die Tiere verlassen ihr Quartier bereits in der frühen Dämmerung <strong>und</strong> nutzen Jagdgebiete regelmäßig auch in Entfernungen<br />

von über 10 km (KRONWITTER 1988), meist aber im Umkreis von 6 km (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998). Große Abendsegler<br />

fliegen schnell <strong>und</strong> hoch im freien Luftraum <strong>und</strong> jagen über dem Kronendach von Wäldern, auf abgemähten Flächen, in<br />

Parks oder über Gewässern. Die Art jagt vornehmlich entlang von linearen Strukturen. Die bevorzugte Beute sind weichhäutige<br />

Insekten wie Eintags- <strong>und</strong> Köcherfliegen oder Zuckmücken, aber je nach Jahreszeit auch Mai- <strong>und</strong> Junikäfer (BECK<br />

1995, GLOOR et al. 1995). Nach Auflösung der Wochenstuben ziehen die Tiere vornehmlich in südwestlicher Richtung ab.<br />

Neben dickwandigen Baumhöhlen, werden Felsspalten <strong>und</strong> in Südeuropa auch Höhlen als Winterquartier genutzt, in denen<br />

sich zum Teil sehr viele Individuen versammeln. In einer alten Eisenbahnbrücke wurden über 5.000 winterschlafende Tiere<br />

gezählt <strong>und</strong> auch in geeigneten Baumhöhlen können bis 700 Große Abendsegler überwintern (BOYE et al. 1999).<br />

Diese Art ist als wanderfreudig bekannt. Große Abendsegler sind Fernwanderer. Die weiteste dokumentierte Entfernung<br />

beträgt ca. 1.600 km (GEBHARD 1999), Wanderungen von 1.000 km sind keine Seltenheit. Die Rückkehr in die norddeutschen<br />

Wochenstubenquartiere erfolgt bei wandernden Individuen im April <strong>und</strong> Mai. Ab Anfang bis Mitte November beginnt<br />

der Einflug in die Winterquartiere (MEISE 1951). Auf dem Festland konnten bisher H<strong>und</strong>erte vorbeiziehende große Abendsegler<br />

mit Geschwindigkeiten von 40-70 km/h in einer Höhe von 40 bis 150 m registriert werden (SKIBA 2007). JONES (1995)<br />

gibt mit 15-30 km/h eine viel zu geringe Fluggeschwindigkeit an (PETERSEN et al. 2004). Die Flughöhen reichten auf Falsterbo<br />

regelmäßig bis 1.200 m (AHLÉN 2003). SKIBA (2007) gibt 180 m, oft auch wesentlich höher, an. Bei den Saisonwanderungen<br />

fliegen die Tiere wahrscheinlich über 100 km pro Nacht (WEID 2002). Über Helgoland konnte durch SKIBA (2007) ein<br />

sehr hoher Zug beobachtet werden. Dies hängt mit dem Insektenfang ähnlich wie bei Mauerseglern <strong>und</strong> Schwalben zusammen.<br />

Insektenschwärme fliegen vielfach in Höhen von 600 m <strong>und</strong> darüber (BECKER 2002). Die Überflüge über die Nordsee<br />

finden meist nachts statt, können aber auch am Tag fortgesetzt werden (WALTER et al. 2005a, 2007). Die Art ist laut BSH<br />

(20<strong>08</strong>) als Langesteckenzieher bekannt. Beobachtungen von Individuen, die in Schweden das Land Richtung Ostsee verlassen<br />

haben liegen vor. Weiterhin liegen Winterf<strong>und</strong>e in Deutschland vor von Tieren, die in Schweden beringt wurden.<br />

Es ergibt sich eine Kollisionsgefährdung mit Schiffen <strong>und</strong> eine Anlockwirkungen bei Nachtbautätigkeiten durch die Beleuchtungseinrichtung<br />

im Land- <strong>und</strong> Seebereich. Weiterhin ergibt sich eine Kollisionsgefährdung, die aufgr<strong>und</strong> des Zugverhaltens<br />

in großen Höhen jedoch etwas geringer ist als jene bei den anderen exemplarisch behandelten Fledermäusen. Aktuelle<br />

Hypothesen kanadischer Wissenschaftler gehen davon aus, dass eine Gefährdung der Fledermäuse nicht durch Kollisionen<br />

mit den OWEA besteht, sondern durch das Barotrauma aufgr<strong>und</strong> des Unterdrucks in der Nähe der Rotoren (Link siehe Rauhautfledermaus).<br />

2.2 Verbreitung in Deutschland / Mecklenburg-Vorpommern<br />

Deutschland:<br />

Der Abendsegler ist in Deutschland flächendeckend verbreitet. Reproduktionsschwerpunkte sind jedoch in den nördlichen<br />

B<strong>und</strong>esländern (MV, BB, SH) vorzufinden (BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ 1999). In Deutschland kommt der Große Abendsegler<br />

b<strong>und</strong>esweit vor, allerdings führen die Wanderungen zu jahreszeitlichen Unterschieden. Während in Süddeutschland<br />

vor allem Sommerquartiere von Männchen sowie Winterquartiere bekannt sind, befindet sich der Reproduktionsschwerpunkt<br />

der Art in Nordostdeutschland (HEISE 1985, SCHMIDT 1988, GLOZA et al. 2001) (südlichste F<strong>und</strong>orte etwa bei Erlangen). Von<br />

dort ziehen die Tiere nach Auflösung der Wochenstuben in südöstlicher Richtung <strong>und</strong> werden in Süddeutschland, der<br />

Schweiz oder Südfrankreich im Winterquartier wieder gef<strong>und</strong>en (BOYE et al. 1999). Die Art ist in Deutschland im Winter <strong>und</strong><br />

im Sommer verbreitet. In einer Eisenbahnbrücke in Schleswig-Holstein befindet sich das größte bekannte Winterquartier<br />

dieser Art. Dort kommen regelmäßig über 5.000 Tiere zum überwintern zusammen (BOYE et al. 1999). Nistplätze <strong>und</strong> Aufzuchtgebiete<br />

sind in den Sommermonaten aus verschiedenen Regionen bekannt (BSH 20<strong>08</strong>). Die sehr hohe Wanderdynamik<br />

der Art lässt eine verlässliche Abschätzung des Bestands nicht zu (BOYE et al. 1999). Es wurde oft beobachtet, dass<br />

Teile der Population zum Überwintern aus norddeutschen Regionen nach Süddeutschland <strong>und</strong> die Schweiz, teilweise sogar<br />

bis nach Italien, gezogen sind (BSH 20<strong>08</strong>).<br />

Mecklenburg-Vorpommern:<br />

Die Art ist in M-V flächendeckend verbreitet, wenngleich vielfach sichere Quartiernachweise fehlen. Der Verbreitungsschwerpunkt<br />

befindet sich in gewässer- <strong>und</strong> feuchtgebietsreichen Waldgebieten mit hohem Alt- <strong>und</strong> Laubholzanteil. Überwinterungen<br />

wurden vor allem in küstennahen, altholzreichen Wäldern nachgewiesen. Aber auch exponierte Gebäude werden<br />

zunehmend zur Überwinterung genutzt (http://www.lfa-fledermausschutz-mv.de/Abendsegler.56.0.html). Nach LABES et al.<br />

(1991) wird die Art für M-V mit „regional niedrige Bestände, sonst verbreitet“ angegeben. Als Ursachen der Gefährdung sind<br />

„fehlende Großinsekten <strong>und</strong> Waldstruktur“ angegeben. Im UDK Mecklenburg-Vorpommern sind F<strong>und</strong>orte in fünf NSG aufge-<br />

07.12.2010 Seite 563

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