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08_FG Raum- und Umweltvertraeglichkeit Punkt 1-3.pdf

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Offshore-Windpark<br />

„ARCADIS Ost 1“<br />

<strong>Raum</strong>- <strong>und</strong> Umweltverträglichkeit<br />

Vorhabensträger:<br />

Von entscheidender Bedeutung für die Abschätzung von Kollisionsraten ist die Frage, in welchem<br />

Maße Vögel in der Nacht auf Windenergieanlagen reagieren, d. h. einerseits Meideverhalten zeigen,<br />

andererseits jedoch auch vom Licht angezogen werden können. Solange diese Verhaltensweisen<br />

von Vögeln im Bereich von Windenergieanlagen nicht berücksichtigt werden können, unterliegen<br />

theoretische Modellrechnungen von Kollisionsraten einer nicht näher bekannten Ungenauigkeit <strong>und</strong><br />

spiegeln möglicherweise nicht die realistischen Bedingungen wieder (CHAMBERLAIN et al. 2006).<br />

Deshalb muss die Abschätzung von Kollisionsraten derzeit noch von Analogieschlüssen ausgehen.<br />

Das Kollisionsrisiko an den Offshore-Windenergieanlagen wird möglicherweise dem an Feuerschiffen<br />

(100-200 Kollisionen pro Jahr) entsprechen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird das Kollisionsrisiko<br />

an den Anlagen des Windparks „ARCADIS Ost 1“ über dem von unbeleuchteten Windenergieanlagen<br />

an Land (200 m Höhe)<br />

liegen. Das Vogelschlagrisiko an peripheren Windenergieanlagen wird größer sein als das an zentral<br />

im Park gelegenen Anlagen (nicht kollidierte Vögel können reagieren; Verschattung: Anzahl der Vögel<br />

im innern des Parks nimmt ab, da ein Teil der Vögel bereits an äußeren OWEA kollidiert ist). Die<br />

einfache Multiplikation des Vogelschlagrisikos an einer einzelnen OWEA mit der Gesamtzahl der<br />

geplanten OWEA ist daher nicht sinnvoll. Die Zahl der jährlich anfliegenden Vögel wird sehr stark in<br />

Abhängigkeit vom Zusammentreffen der dafür wesentlichen Voraussetzungen variieren, wobei besondere<br />

Bedeutung dem Auftreten von nächtlichem Massenzug in geringer Höhe verb<strong>und</strong>en mit<br />

schlechten Witterungsbedingungen zukommt (IFAÖ 2010a).<br />

Die Wahrscheinlichkeit, mit der ein Zugvogel mit einer beleuchteten anthropogenen Struktur auf See<br />

kollidiert, ist artspezifisch verschieden. HANSEN (1954) wies unter den dänischen Leuchtturmopfern<br />

aus 54 Jahren insgesamt 190 Arten nach, wobei ganze 5 Arten ca. 75% aller Opfer ausmachten:<br />

Feldlerche, Singdrossel, Rotdrossel, Star <strong>und</strong> Rotkehlchen. Etwa 90% aller Anflugopfer betrafen<br />

insgesamt 14 Arten, bei denen es sich fast ausnahmslos um Nachtzieher handelte. Auch im OWP<br />

„ARCADIS Ost 1“ werden vermutlich 90% aller Vogelschlagopfer nachts ziehende Singvögel sein, da<br />

sie >90% des nächtlichen Zugaufkommens stellen (IfAÖ unpubl. Messungen mittels Zielfolgeradar<br />

auf Rügen) (IFAÖ 2010a).<br />

‣ Wasservögel<br />

Die zu erwartenden Kollisionsraten von Wasservögeln am Windpark „ARCADIS Ost 1“ sind gering,<br />

da z. T. wenige Individuen in den Gewässern vor Rügen beobachtet wurden (Gänse <strong>und</strong> Schwäne),<br />

die Arten am Tag sehr gute visuelle oder Manövrierfähigkeiten besitzen (Gänse <strong>und</strong> Schwäne bzw.<br />

Möwen <strong>und</strong> Seeschwalben) oder die Erfahrungen aus den Leuchtturmanflügen auf ein geringes<br />

Kollisionsrisiko schließen lassen (Gänse, Schwäne, Möwen <strong>und</strong> Seeschwalben). Arten, die regelmäßig<br />

im Vorhabensgebiet vorkommen (Meeresenten, Seetaucher) zeigen ein hohes Meideverhalten<br />

gegenüber Offshore-Windparks, teils können die Anlagen auch nachts erkannt werden (Eiderenten).<br />

Kritische Situationen für Wasservögel sind hauptsächlich bei Schlechtwetterbedingungen zu<br />

erwarten (IFAÖ 2010a).<br />

‣ Landvögel: aktive Ruderflieger / Nachtzieher<br />

Bei nachts ziehenden Kleinvögeln wurde kein Ausweichverhalten gegenüber Offshore-Windparks<br />

festgestellt, so dass davon ausgegangen wird, dass sie in großer Zahl den Park durchfliegen (BLEW<br />

et al. 20<strong>08</strong>). Innerhalb der angenommenen Fläche des Windparks von 15 km in Bezug zur Hauptzugrichtung<br />

dieser Vogelgruppe bewegen sich von den angenommenen 7,3 Mio. Vögeln im Herbst <strong>und</strong><br />

6,1 Mio. Vögeln im Frühjahr, die das Antragsgebiet überfliegen (anteiliges Zugaufkommen im Park<br />

am Gesamt-Zugaufkommen: s. Kap. 3.2.13.3), im Herbst 39% unterhalb von 200 m, im Frühjahr ca.<br />

27% (s. Kap. 3.2.13.2). Diese Prozentwerte sind als Minimalwerte anzusehen, da der Anteil tief fliegender<br />

Vögel aus methodischen Gründen mittels Schiffsradar unterschätzt wird. Ausgehend von<br />

diesen Annahmen befänden sich im Verlaufe des Herbstzuges ca. 2,8 Mio. Vögel im direkten Gefah-<br />

07.12.2010 Seite 336

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