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08_FG Raum- und Umweltvertraeglichkeit Punkt 1-3.pdf

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Offshore-Windpark<br />

„ARCADIS Ost 1“<br />

<strong>Raum</strong>- <strong>und</strong> Umweltverträglichkeit<br />

Vorhabensträger:<br />

kann der zeitliche Verlauf bestimmter Wetterbedingungen dazu führen, dass Kraniche auch bei suboptimalen<br />

Bedingungen (Gegenwind) mit dem Zug beginnen (verb<strong>und</strong>en mit geringen Zughöhen).<br />

Am kritischsten ist ein Szenario einzuordnen, bei dem bei guten Zugbedingungen am Abflugort viele<br />

Kraniche aufbrechen, dann aber auf See plötzlich in Nebel mit geringen Sichtweiten geraten,<br />

wodurch die Reaktionszeit verkürzt wird. Auch einsetzender Starkregen in Verbindung mit starkem<br />

Gegenwind würde vermutlich zu kritischen Situationen im Bereich von Windparks führen (IFAÖ<br />

2010a).<br />

Das Kollisionsrisiko von Zugvögeln mit dem Windpark ARCADIS Ost 1 ist kleinräumig <strong>und</strong> dauerhaft,<br />

die Intensität wird für alle Arten hoch eingeschätzt, da Tiere verletzt oder getötet werden können.<br />

Das Risiko einer Kollision ist für verschiedene Vogelgruppen unterschiedlich hoch, populationsgefährdende<br />

Ausmaße werden jedoch nicht erreicht. Daher ergeben sich insgesamt geringe Struktur<strong>und</strong><br />

Funktionsbeeinflussungen für das Schutzgut Zugvögel.<br />

Barrierewirkung (Ablenkung <strong>und</strong> Veränderung des Zugweges)<br />

Der geplante Windpark „ARCADIS Ost 1“ ist mit 70 Anlagen <strong>und</strong> einer Ausdehnung von ca. 3,7 x<br />

15 km ein relativ großflächiger Park. Untersuchungen an dänischen Windparks („Horns Rev“ <strong>und</strong><br />

„Nysted“) zeigten deutlich die Barrierewirkung solch großer Windparkanlagen. Die Auswirkungen<br />

waren jedoch artspezifisch verschieden. Eine Barrierewirkung <strong>und</strong> damit eine Ablenkung des Zugweges<br />

(Umfliegen des Parks) ist vornehmlich bei tagziehenden Arten zu erwarten. Für Trauerenten<br />

<strong>und</strong> Seetaucher, die im Vorhabensgebiet häufig angetroffen wurden, stellen Offshore-Windparks<br />

ausgeprägte Barrieren dar, die umflogen werden (CHRISTENSEN et al. 2004), während Eiderenten<br />

zwar größtenteils Ausweichflüge zeigten, jedoch teilweise diese auch durchfliegen (KAHLERT et al.<br />

2004). Trauerenten <strong>und</strong> Seetaucher ziehen im Frühjahr konzentriert entlang der Küste vor Wittow,<br />

gelangen aber auch in den Bereich des geplanten Windparks (jedoch vergleichsweise geringer Anteil).<br />

Für die meisten Vögel wäre der Park dann etwa 5-10 km entfernt (Entfernung des Parks von<br />

der Küste ca. 20 km), so dass er wahrscheinlich nicht als Hindernis erkannt wird <strong>und</strong> den Zug nicht<br />

beeinflusst. Die weiter nördlich fliegenden Trauerenten <strong>und</strong> Seetaucher, die in dieser Untersuchung<br />

im Bereich des Antragsgebietes gesehen wurden, werden dem Park wahrscheinlich ausweichen,<br />

indem sie weiter südlich fliegen, d.h. ihre Zugroute der Hauptzugroute der meisten Artgenossen<br />

anpassen. Für den Herbstzug gestaltet sich die Situation anders. Der genaue Verlauf der Zugwege<br />

von Trauerenten <strong>und</strong> Seetauchern im Herbst ist nicht bekannt. Eine Beurteilung der Situation während<br />

des Herbstzuges ist deshalb nicht möglich (IFAÖ 2010a).<br />

Sofern bei Ausweichflügen der Park großräumig umflogen wird, stellt sich die Frage, inwieweit mit<br />

diesem Verhalten relevante Erhöhungen des Energieverbrauches verb<strong>und</strong>en sind. Während des<br />

Zuges macht das Fliegen an sich oft nur einen geringen Anteil am Gesamtverhalten aus (viel Zeit für<br />

Rast <strong>und</strong> Nahrungsaufnahme; GREEN et al. 2002). Eine verlängerte Zugstrecke durch Ausweichflüge<br />

hätte demnach nur geringe energetische Folgen. Für Trauerenten <strong>und</strong> Seetaucher sind wichtige<br />

Herbst- <strong>und</strong> Frühjahrs-Rastgebiete in der Ostsee bekannt, wo sie zwischen den eigentlichen Zugstrecken<br />

viel Zeit zur Nahrungssuche verbringen (z. B. DURINCK et al. 1994). Die Zugwege unterliegen<br />

weiterhin hohen wetterbedingten Schwankungen (vor allem Windeinflüsse), so dass in einem<br />

gewissen Umfang variierende Zugrouten auch natürliche Ursachen haben können. Mit einer maximalen<br />

Nord-Süd-Ausdehnung von etwa 3,7 km (relevant für Vögel, die generell in Richtung W-E<br />

ziehen) lägen die Ausweichflüge vermutlich im Bereich einer natürlichen Variation der Zugwege. Die<br />

zusätzlichen energetischen Belastungen sind deshalb mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht als kritisch<br />

einzustufen. Für tagziehende Kleinvögel mit geringeren Energiereserven könnten größere Ausweichflüge<br />

jedoch höhere Energiebelastungen darstellen. Diese Vogelgruppe zeigte Reaktionen auf Offshore-Windparks<br />

<strong>und</strong> es gibt Hinweise auf ein Meideverhalten (weniger Vögel im Park als außerhalb,<br />

BLEW et al. 20<strong>08</strong>). Für Möwen <strong>und</strong> Seeschwalben stellen Offshore-Windparks dagegen keine Barriere<br />

dar, nur Fluss- <strong>und</strong> Küstenseeschwalben mieden Windparks (CHRISTENSEN et al. 2004).<br />

07.12.2010 Seite 338

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