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08_FG Raum- und Umweltvertraeglichkeit Punkt 1-3.pdf

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Offshore-Windpark<br />

„ARCADIS Ost 1“<br />

<strong>Raum</strong>- <strong>und</strong> Umweltverträglichkeit<br />

Vorhabensträger:<br />

Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus), Code: 1332<br />

streng geschützte Art U2 ungünstig - schlecht 38<br />

nach § 7 BNatSchG<br />

2. Charakterisierung<br />

2.1 Lebensraumansprüche <strong>und</strong> Verhaltensweisen<br />

Die Art ist paläarktisch von Mitteleuropa bis zur Mongolei verbreitet <strong>und</strong> hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in den Steppen<br />

<strong>und</strong> Waldsteppengebieten Zentralasiens. Im N kommt die Art bis zum 60. Breitengrad <strong>und</strong> darüber hinaus vor. Die genauen<br />

Arealgrenzen sind schwierig zu ermitteln (MITCHELL-JONES 1999, BAAGØE 2001a). In Mitteleuropa erreicht die Zweifarbfledermaus<br />

ihre westliche Verbreitungsgrenze (BOYE et al.1999). Die westlichste Wochenstube liegt am Neuenburger See in<br />

der Schweiz (MOERSCHLER & BLANT 1987). Regelmäßige Nachweise liegen aus Frankreich, den Niederlanden, Skandinavien,<br />

Österreich <strong>und</strong> Griechenland vor, sonst nur vereinzelte Nachweise aus Mittel-, Ost- <strong>und</strong> Südosteuropa.<br />

Die Zweifarbfledermaus ist größtenteils Wanderer u. a. in Südnorwegen, Südschweden, Ostdänemark, Deutschland sowie<br />

Holland. In England konnte die Art bisher nicht festgestellt werden, ebenso nicht auf Helgoland (SKIBA 2007). Die Art ist laut<br />

BSH (20<strong>08</strong>) als Langesteckenzieher bekannt. Beobachtungen von Individuen, die in Schweden das Land Richtung Ostsee<br />

verlassen haben liegen vor. Es sind allerdings bisher keine in Schweden beringten Tiere in Deutschland aufgetaucht (BSH<br />

20<strong>08</strong>).<br />

Die Zweifarbfledermaus gilt als typische gebäudebewohnende Art. Sowohl Sommer- wie Winterquartiere befinden sich meist<br />

in Spalten an <strong>und</strong> in Gebäuden. Vereinzelte Nachweise in hohlen Bäumen oder Nistkästen liegen aus Osteuropa vor<br />

(BAAGØE 2001a). Während sich die Wochenstuben meist in niedrigen Häusern in ländlicher Lage befinden (BAAGØE 2001b),<br />

werden als Balz- <strong>und</strong> Winterquartiere regelmäßig sehr hohe Gebäude, teilweise in den Innenstädten von Großstädten aufgesucht<br />

(HELVERSEN 1967, LESIÑSKI et al. 2001). Dabei wurden balzende Tiere noch Mitte Dezember beobachtet, weshalb<br />

die Art als kältetolerant gilt (MESCHEDE & HELLER 2000). Zur Jagd auf Insekten wird die Nähe größerer Gewässer bevorzugt,<br />

wobei die Tiere auch hoch über dem Wasser fliegen (JABERG et al. 1998, MESCHEDE & HELLER 2000).<br />

Unsicherheiten gibt es bezüglich des Zugverhaltens der Zweifarbfledermaus. Während einzelne Populationen nicht zu ziehen<br />

scheinen (ČERVENÝ & BÜRGER 1989, BAAGØE 2001a), sind andererseits erhebliche Fernwanderungen beschrieben<br />

(SPITZENBERGER 1984). Durch Markierung wurde ein Überflug über 1.440 km von Estland nach Oberösterreich nachgewiesen<br />

(MASING 1989), im Internet http://www.nabu.de/tiere<strong>und</strong>pflanzen/saeugetiere/fledermaeuse/news/04687.html werden<br />

1.787 km als Wanderstrecke angegeben. Als Jagdgebiete bevorzugt Vespertilio murinus offene Landschaften <strong>und</strong> Gewässer<br />

(JABERG et al. 1998, BAAGØE 2001a), aber auch Wälder (BURGER 1999). Im Spätsommer <strong>und</strong> Herbst wird sie auch um Straßenlaternen<br />

herum jagend angetroffen (BAAGØE 2001b). Zweifarbfledermäuse sind schnelle Flieger (SPITZENBERGER 1984).<br />

Es ergibt sich eine Kollisionsgefährdung mit den OWEA, die besonders die sich drehenden Rotoren betrifft, da Fledermäuse<br />

oft im Rotorenbereich nach Insekten jagen. Aktuelle Hypothesen kanadischer Wissenschaftler gehen davon aus, dass eine<br />

Gefährdung der Fledermäuse nicht durch Kollisionen mit den WEA besteht, sondern durch das Barotrauma aufgr<strong>und</strong> des<br />

Unterdrucks in der Nähe der Rotoren (Link siehe Rauhautfledermaus).<br />

2.2 Verbreitung in Deutschland / Mecklenburg-Vorpommern<br />

Deutschland:<br />

Die Zweifarbfledermaus kommt in ganz Deutschland mit kompliziertem Verbreitungsmuster vor, da sie recht wanderfreudig<br />

ist. Das saisonale Auftreten einzelner, wandernder Tiere ist weitläufiger als das Vorkommen großer Kolonien (http://www.lfafledermausschutz-mv.de/Zweifarbfledermaus.69.0.html).<br />

In Deutschland tritt die Zweifarbfledermaus im Osten <strong>und</strong> Süden<br />

regelmäßig auf, dort sind auch einige wenige Wochenstubenquartiere bekannt (BOYE et al.1999). Aus anderen Landesteilen<br />

existieren nur vereinzelte Nachweise von meist wandernden Tieren. In Norddeutschland erscheint diese Art sehr selten. Aus<br />

Deutschland wurden landesweit v. a. F<strong>und</strong>e von Einzeltieren aus Großstädten gemeldet, einzelne Wochenstuben sind aus<br />

M-V (2) <strong>und</strong> BB (1) bekannt (ZÖLLICK et al. 1989, BOYE et al. 1999). In BY wurden mittlerweile durch gezielte Nachsuche<br />

mehrere Wochenstubenkolonien gef<strong>und</strong>en. Etwas häufiger sind ♂♂-Kolonien, die mit bis zu 250 Tieren z. T. sehr umfangreich<br />

sein können (z. B. TRESS & TRESS 1989, RICHARZ et al. 1989). Einzelne Beobachtungen liegen von Plattformen <strong>und</strong> aus<br />

Küstenregionen vor (BSH 20<strong>08</strong>). Von Borkum liegen Beobachtungen vor (HOFFMANN 1996, SKIBA 2007). Alle bisherigen<br />

Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Zweifarbfledermaus vor allem zum Überwintern nach Deutschland kommt (BSH<br />

38 unbekannt, daher hier vorsorglich als „schlecht“ angenommen<br />

07.12.2010 Seite 574

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