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08_FG Raum- und Umweltvertraeglichkeit Punkt 1-3.pdf

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Offshore-Windpark<br />

„ARCADIS Ost 1“<br />

<strong>Raum</strong>- <strong>und</strong> Umweltverträglichkeit<br />

Vorhabensträger:<br />

Abb. 149: Audiogramme mariner Säugetierarten (Quelle:TÜV NORD 2010b)<br />

Als erste Stufe einer Schädigung wird die vorübergehende Anhebung der Hörschwelle (temporary<br />

threshold shift - TTS) betrachtet. Die Abnahme der Hörempfindlichkeit kann zu einer Beeinträchtigung<br />

der akustischen Kommunikation <strong>und</strong> des Orientierungssinns führen. Bei extrem hohen Schalldruckpegeln<br />

oder einer häufigen TTS, kann die permanente Anhebung der Hörschwelle (permanent<br />

threshold shift - PTS) die Folge sein. Dies entspricht einer dauerhaften Schädigung. Die Zone des<br />

Hörverlustes, also die kritische Zone ist für verschiedene Arten unterschiedlich. Große Tümmler<br />

zeigten beispielsweise eine TTS bei einer Beschallung mit Signalen, die bei 7,5 kHz 96 dB über der<br />

Hörschwelle lagen. Als Schwellenwert für Schweinswale soll im Folgenden mit 100 dB über Hörschwelle<br />

gerechnet werden. Seelöwen zeigten TTS bei einer Beschallung mit Signalen, die bis zu<br />

75 dB über der Hörschwelle lagen (ERBE & FARMER 2000).<br />

Für die Beurteilung der Auswirkungen der Bautätigkeiten auf Meeressäuger sind weiterhin die Hintergr<strong>und</strong>geräusche<br />

zu beachten. Dazu gehören Meeresströmungen, Wind, Wellen, Niederschlag,<br />

Geräusche von Schifffahrtsrouten <strong>und</strong> biologische Quellen. Die Intensität der Hintergr<strong>und</strong>geräusche<br />

schwankt <strong>und</strong> ist abhängig von den Windverhältnissen, der Quellstärke, der Frequenz <strong>und</strong> der Entfernung<br />

sowie der Wassertiefe <strong>und</strong> der saisonalen Schichtung des Wasserkörpers (TÜV NORD<br />

2010b). Bei Rügen wurde ein Hintergr<strong>und</strong>geräuschpegel von 97 bis 100 dB(A) im Frequenzbereich<br />

von 50 bis 1.000 Hz gemessen. Der Gesamtpegel über alle Frequenzen betrug 109 dB re 1 µPa<br />

(ISD, DEWI, ITAP 2007).<br />

Die Reaktionen von Meeressäugern auf Schalleinträge lassen sich kaum vorhersagen. Sie reichen<br />

von kaum merklichen Effekten bis zum Abbruch wichtiger Verhaltensweisen wie Fressen oder die<br />

Aufgabe wichtiger Aufenthaltsräume. Verhaltensreaktionen scheinen von der Motivation bzw. vom<br />

Verhaltensstatus des Empfängers abzuhängen. In der Kalbungszeit oder während sozialer Interaktionen<br />

sind viele Walarten wesentlich empfindlicher als zu anderen Zeitpunkten. Auch das Alter <strong>und</strong><br />

der soziale Status des Empfängers spielen offenbar eine Rolle. Ältere Schwertwalweibchen, die<br />

Leittiere ihres Verbandes, reagieren im Freiland wesentlich stärker auf Störungen als jüngere oder<br />

sozial tieferstehende Tiere (BARRETT-LENNARD 2000). Es ist weiterhin wahrscheinlich, dass wichtige<br />

Habitate auch aufgesucht werden, obwohl dort erhebliche Störungen auftreten.<br />

RICHARDSON et al. (1995) schlagen einen Grenzwert von 120 dB re 1μPa Empfangspegel (kontinuierlicher<br />

Lärm) als Grenzwert für Verhaltensreaktionen von Schweinswalen vor (SLC-Kriterium; vgl.<br />

hierzu auch ERBE & FARMER 2000,<br />

). Alternativ definieren RICHARDSON et al. (1995) ein<br />

‚Signal-to-noise-Ratio‟-Kriterium (SNR), nach dem der Störlärm 20-30 dB über dem Hintergr<strong>und</strong>schall<br />

liegen muss, um Verhaltensreaktionen auszulösen. Die Schwierigkeit bei solchen Schwellenwerten<br />

ist jedoch, dass sie die Höreigenschaften des Empfängers weitgehend außer Acht lassen.<br />

KASTELEIN et al. (2005) testeten die Verhaltensreaktionen von Schweinswalen auf verschiedene Sig-<br />

07.12.2010 Seite 346

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