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08_FG Raum- und Umweltvertraeglichkeit Punkt 1-3.pdf

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Offshore-Windpark<br />

„ARCADIS Ost 1“<br />

<strong>Raum</strong>- <strong>und</strong> Umweltverträglichkeit<br />

Vorhabensträger:<br />

Schweinswal (Phocoena phocoena), Code: 1315<br />

kommen: erhöhte Aufmerksamkeit (Vigilanz), Aufschrecken/Panik, Unterbrechung von Verhaltensweisen (Jagen,<br />

Ruhen, Wandern, soziale Interaktion), Scheuchwirkung oder Vermeidungsreaktion durch Schalleintrag in den<br />

Wasserkörper (u. a. Bootslärm), kurz- bis langfristige Vertreibung aus dem Habitat.<br />

3) Zone der Maskierung: die Schallquelle ist laut genug, um die Kommunikation oder das Sonar von Meeressäugetieren<br />

zu überdecken (maskieren). Maskierung ist Frequenz abhängig. Zum Teil erfolgt bei Meeressäugetieren eine<br />

Anpassung der Art eigenen akustischen Verhaltens („antimasking“). Weiterhin können andere Geräusche (Nahrung/Umwelt)<br />

vermindert wahrgenommen werden.<br />

4) Zone des Hörverlustes, des Unbehagens, der Verletzung: in unmittelbarer Nähe zur Schallquelle ist das Signal so<br />

stark, dass es ein Tier verletzen <strong>und</strong> die Höreigenschaften dauerhaft beeinträchtigen kann; im Extremfall letale<br />

Folgen. Auswirkungen von Explosionen auf Meeressäugetiere wurden direkt beobachtet (Flucht, Todesfälle)<br />

(RICHARDSON et al. 1995). Bei einigen gestrandeten Zahnwal- <strong>und</strong> Robbenarten fanden KETTEN (1999, 2002) <strong>und</strong><br />

DEGOLLADA et al. (2003) Verletzungen des Trommelfells, der Gehörknochen <strong>und</strong> des Innenohres als mögliche Folgen<br />

extremen anthropogenen Schalleintrages. Auch Dauerbelastung oder häufige Exposition mit lautem Schall<br />

können dann durch Addition der Schadwirkung eine dauerhafte Beeinträchtigung bewirken.<br />

Es ist noch weitgehend unbekannt, wie sich Wale <strong>und</strong> Delfine während längerer <strong>und</strong> kürzerer Wanderungen orientieren.<br />

Neben der Orientierung durch Sonar (akustischer Sinn) wird zusätzlich eine Magnetkompassorientierung (Orientierung im<br />

elektromagnetischen Erdfeld) angenommen. Es wird vermutet, dass Wale <strong>und</strong> Delfine magnetische Rezeptoren dazu nutzen,<br />

ihre Position mittels lokaler Erdmagnetfelder zu bestimmen. Es wird davon ausgegangen, dass die Tiere die Bauarbeiten<br />

an den F<strong>und</strong>amenten <strong>und</strong> die Verlegaktivitäten der parkinternen Verkabelung schon frühzeitig akustisch registrieren<br />

(Wirkzone bis 500 m für Verhaltensreaktionen) <strong>und</strong> dann ausweichen können.<br />

2.2 Verbreitung in Deutschland / in 12-sm-Zone Mecklenburg-Vorpommern<br />

Deutschland:<br />

In den deutschen Gewässern der Nord- <strong>und</strong> Ostsee sind Schweinswale die häufigste Walart. Die Gewässer vor Sylt <strong>und</strong><br />

Amrum sind ein wichtiges Aufzuchtgebiet in der Nordsee (BENKE et al. 1998, SONNTAG et al. 1999 zit. in PETERSEN et al.<br />

2004). Auch die Doggerbank <strong>und</strong> der Borkum-Riffgr<strong>und</strong> in der Nordsee <strong>und</strong> die Gewässer um Fehmarn in der Ostsee sind<br />

von erheblicher Bedeutung für die Schweinswalpopulationen (PETERSEN et al. 2004). Welche Bedeutung die Kadetrinne <strong>und</strong><br />

weitere Gebiete in der Beltsee haben, kann nicht abschließend bewertet werden (SCHEIDAT et al. 2003).<br />

Laut Schlussbericht des MINOS+-Projektes vom Dezember 2007 (GILLES et al. 20<strong>08</strong>) sind folgende Informationen zur saisonalen<br />

Scheinswalverbreitung in der Ostsee enthalten:<br />

„Die Schweinswalverteilung im Frühling war besonders durch lokal hohe Dichten um die Insel Fehmarn <strong>und</strong> in der Pommerschen<br />

Bucht, dem östlichsten Bereich des Teilgebiets G (Rügen), gekennzeichnet. Im Bereich Adlergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> auf der<br />

Oderbank wurden Tiere gesichtet. Diese Sichtungen wurden jedoch nur im Mai 2002 <strong>und</strong> April 2004 erfasst. In den restlichen<br />

Untersuchungsjahren gab es, trotz hohen Aufwands, keine Sichtungen in diesem Gebiet im Frühling. Die Sichtungsraten<br />

im Stratum F waren am niedrigsten. Im Sommer hielten sich die meisten Schweinswale im Untersuchungsgebiet auf. Im<br />

Stratum E (Kieler Bucht) wurde eine relativ hohe Dichte berechnet, hier v. a. in der Nähe der dänischen Inseln. Ein Trend zu<br />

einem leichten West-Ost Gradient ist zu beobachten. Jedoch wurden im Sommer unerwartet viele Sichtungen auf der<br />

Oderbank aufgenommen. Diese Sichtungen traten allerdings nicht in allen Untersuchungsjahren auf. Im Juli 2002 wurde auf<br />

der flachen Oderbank eine Aggregation von 84 Schweinswalen gesichtet. In den drei Jahren danach wurde jedoch keine<br />

einzige Sichtung mehr erfasst. Die Sichtungen in 2002 wurden östlich der Schwelle Darss-Linhamn erfasst <strong>und</strong> waren somit<br />

im Bereich der sehr bedrohten Schweinswal-Subpopulation ‚Östliche Ostsee’. Aufgr<strong>und</strong> dieser einmaligen Beobachtung<br />

kann aber nicht bewiesen (jedoch auch nicht widerlegt) werden, dass die erfassten Schweinswale zu dieser Subpopulation<br />

zählen. Denkbar wäre auch eine temporäre Einwanderung von Schweinswalen, die zur Subpopulation ‚Westliche Ostsee’<br />

zählen könnten <strong>und</strong> einem Fischschwarm in den Bereich der östlichen Ostsee gefolgt sein könnten. Der schon im Sommer<br />

erkennbare West-Ost Gradient ist im Herbst am ausgeprägtesten. Östlich der Halbinsel Darß wurden, mit Ausnahme einer<br />

einzelnen Sichtung auf dem Adlergr<strong>und</strong>, keine Schweinswale gesichtet. Insgesamt war die Dichte geringer als im Sommer,<br />

aber höher als im Frühling. Im Winter konnte, im Vergleich mit den anderen Jahreszeiten, am wenigsten Suchaufwand<br />

durchgeführt werden. Es gelang keine lückenlose Abdeckung von West nach Ost. Dennoch lässt sich feststellen, dass im<br />

Winter die geringste Dichte an Schweinswalen berechnet wurde. Die wenigen Schweinswalsichtungen wurden vor allem im<br />

nördlichen Bereich nahe den dänischen Inseln gemacht. Östlich der Halbinsel Darß wurden keine Schweinswale gesichtet“.<br />

07.12.2010 Seite 554

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