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Drei Kameraden

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deinem Horoskop. Habe es gestern gestellt. Du bist einKind des Schützen, unzuverlässig, schwankend, ein Rohr imWinde, mit verdächtigen Saturntrigonen und einem lädiertenJupiter in diesem Jahr. Da Otto und ich Vater- undMutterstelle an dir vertreten, überreiche ich dir deshalb alserstes etwas zum Schutz. Nimm dieses Amulett! EineNachkommin der Inkas hat es mir dereinst überlassen. Siehatte blaues Blut, Plattfüße, Läuse und die Gabe, in dieZukunft zu schauen. ›Weißhäutiger Fremdling‹, sagte sie zumir, ›Könige haben es getragen, die Kraft der Sonne, desMondes und der Erde ist darin, von den kleineren Planetenganz zu schweigen – gib mir einen Silberdollar für Schnapsdafür und du kannst es haben.‹ Damit die Glücksketteweitergeht, überreiche ich es dir. Es wird dich behüten unddeinen unfreundlichen Jupiter in die Flucht schlagen.«Er hängte mir eine kleine schwarze Figur an einer dünnenKette um den Hals. »So! Das ist gegen die höhere Misere –gegen die tägliche hier: sechs Flaschen Rum von Otto!Doppelt so alt wie du!«Er öffnete das Paket und stellte die Flaschen einzeln in dieMorgensonne. Sie schimmerten wie Bernstein. »Siehtwunderbar aus«, sagte ich. »Wo hast du die bloß her, Otto?«Köster lachte. »War eine verwickelte Sache. Zu lang zumErzählen. Aber sag mal, wie fühlst du dich denn? Wiedreißig?«Ich winkte ab. »Wie sechzehn und fünfzig gleichzeitig.Nicht besonders.«»Das nennst du nicht besonders?« erwiderte Lenz. »Das istdoch das höchste, was es gibt. Du hast damit souverän dieZeit besiegt und lebst doppelt.«Köster sah mich an. »Laß ihn, Gottfried«, sagte er dann.-12-

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