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Drei Kameraden

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dem Mond oder einem blühenden Baum?«Ich ging früh nach Hause. Als ich die Korridortüraufschloß, hörte ich Musik. Es war das Grammophon ErnaBönigs, der Sekretärin. Eine leise, klare Frauenstimme sang.Dann kam ein Geglitzer von gedämpften Geigen undBanjopizzikatis. Und wieder die Stimme, eindringlich,weich, als wäre sie ganz erfüllt von Glück. Ich horchte, umdie Worte zu verstehen. Es klang sonderbar rührend, hierauf dem dunklen Korridor, zwischen der Nähmaschine vonFrau Bender und den Koffern der Familie Hasse, wie dieFrau da so leise sang. Ich sah den ausgestopftenWildschweinschädel über der Küche an. Ich hörte dasDienstmädchen mit Geschirr rumoren. »Wie hab' ich nurleben können ohne dich«, sang die Stimme, ein paar Schritteweiter hinter der Tür.Ich zuckte die Achseln und ging in mein Zimmer.Nebenan hörte ich erregtes Gezänk. Ein paar Minutenspäter klopfte es bei mir und Hasse kam herein.»Störe ich Sie?« fragte er müde.»Gar nicht«, sagte ich. »Wollen Sie was trinken?«»Lieber nicht. Nur etwas sitzen.«Er sah stumpf vor sich hin. »Sie haben's gut«, sagte er, »Siesind allein...«»Ach Unsinn«, erwiderte ich. »Immer so allein 'rumsitzen,das ist auch nichts – können Sie mir schon glauben...«Er saß zusammengesunken in seinem Sessel. Seine Augenwaren gläsern im Halbdunkel, das der Widerschein derLaternen von draußen hereinwarf. Die schmalen,abfallenden Schultern... »Hab' mir das Leben ganz anders-70-

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