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Drei Kameraden

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Die Saalwachen sahen uns finster und argwöhnisch nach. ImVorraum stand eine Kapelle, fertig zum Einmarsch in denSaal. Ein Wald von Fahnen und Abzeichen dahinter.»Gut gemacht, was?« fragte Köster draußen.»Erstklassig. Das kann ich als alter Propagandachefbeurteilen.«Wir fuhren ein paar Straßen weiter. Dort war die zweitepolitische Versammlung. Andere Fahnen, andereUniformen, ein anderer Saal; aber sonst alles ähnlich. Aufden Gesichtern der gleiche Ausdruck von UngewisserHoffnung und gläubiger Leere. Ein weißgedeckterVorstandstisch, quer vor den Stuhlreihen. Daran dieParteisekretäre, der Vorstand, ein paar eifrige alte Jungfern.Der Redner, ein Beamtentyp, war schwächer als der vorige.Er redete Papierdeutsch, er brachte Zahlen, Beweise, esstimmte alles, was er sagte, aber trotzdem überzeugte erweniger als der andere, der überhaupt nichts bewies, sondernnur behauptete. Müde dösten die Parteisekretäre amVorstandstisch vor sich hin; sie hatten Hunderte solcherVersammlungen hinter sich.»Komm«, sagte Köster nach einer Weile. »Hier ist er auchnicht. Habe ich übrigens auch nicht erwartet.«Wir fuhren weiter. Die Luft war kalt und frisch nach demverbrauchten Dunst in den überfüllten Sälen. Der Wagenschoß durch die Straßen. Wir kamen am Kanal vorbei. DieLaternen warfen öliggelbe Reflexe auf das dunkle Wasser,das leise an die betonierten Ufer klatschte. Eine Zille zogschwarz und langsam vorüber. Der Schleppdampfer hatterote und grüne Signallichter gesetzt. Ein Hund bellteherüber, dann ging ein Mann vor dem Licht her undverschwand in einer Luke, die einen Augenblick golden-470-

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