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Drei Kameraden

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Silber. Die Schatten der Bäume lagen lang und schwarzdarüber wie dunkle Wegweiser ins Ungewisse. Wir gingenbis zum See hinunter und kehrten dann um. Unterwegstrafen wir Gottfried Lenz, der sich einen Gartenstuhlmitgenommen und ihn tief in ein Gebüsch vonFliedersträuchern geschoben hatte. Da saß er nun, und nursein blonder Schöpf und seine Zigarette leuchteten heraus.Neben sich auf der Erde hatte er ein Glas und den Rest derMaibowle stehen.»Das ist ein Platz!« sagte Pat. »Mitten im Flieder.«»Es läßt sich aushalten.« Gottfried stand auf. »VersuchenSie es mal.« Pat setzte sich auf den Stuhl. Ihr Gesichtschimmerte zwischen den Blüten. »Ich bin verrückt mitFlieder«, sagte der letzte Romantiker. »Heimweh bedeutetfür mich Flieder. Im Frühjahr 1924 bin ich einmal Hals überKopf aus Rio de Janeiro abgereist, nur weil mir einfiel, daßhier der Flieder blühen müsse. Als ich dann ankam, war esnatürlich schon viel zu spät.« Er lachte. »So geht es immer.«»Rio de Janeiro?« Pat zog einen Zweig mit Blüten zu sichherunter. »Waren Sie zusammen da?«Gottfried stutzte. Mir lief es plötzlich kalt über denRücken. »Seht mal den Mond!« sagte ich rasch. Gleichzeitigtrat ich Lenz beschwörend auf den Fuß.Im Aufflammen seiner Zigarette sah ich ein schwachesLächeln und ein Augenblinzeln. Ich war gerettet. »Nein, wirwaren nicht zusammen da«, erklärte Gottfried. »Ich wardamals allein. Aber wie wäre es mit noch einem letztenSchluck von diesem Waldmeistertrank?«»Nicht mehr.« Pat schüttelte den Kopf. »Ich kann nichtsoviel Wein trinken.«Wir hörten Ferdinand nach uns rufen und gingen hinüber.-205-

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