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Drei Kameraden

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Wir gingen in den Saal, wo die Teppiche hingen. Es war einstiller, etwas abgelegener Raum. Durch die hohen Fensterkonnte man in einen Garten sehen, in dem eine riesigePlatane stand. Sie war ganz gelb, und auch das Licht imRaum bekam durch sie einen gedämpften gelben Schein.Die Teppiche waren wundervoll. Es waren zweiTierteppiche des sechzehnten Jahrhunderts, einige Ispahansund ein paar seidene, lachsfarbene Polenteppiche mitsmaragdgrünen Bordüren. Das Alter und die Sonne hattenihren Tönen eine milde Patina verliehen, so daß sie wiegroße, märchenhafte Pastelle wirkten. Sie gaben dem Raumeine zeitlose Stimmung und Harmonie, wie sie durch Bildernie hätte erreicht werden können. Das Fenster mit demHerbstlaub der Platane und dem perlgrauen Himmeldahinter fügte sich ein, als ob es auch ein alter Teppich wäre.Wir blieben eine Zeitlang, dann gingen wir zurück in dieübrigen Säle des Museums. Es waren inzwischen noch mehrLeute hinzugekommen, und man sah jetzt deutlich, daß sieeigentlich nicht hierhergehörten. Mit blassen Gesichternund abgetragenen Anzügen wanderten sie, die Hände aufdem Rücken, etwas scheu durch die Räume, mit Augen, dieetwas ganz anderes sahen als die Bilder der Renaissance unddie stillen Marmorfiguren der Antike. Viele saßen auf denroten, gepolsterten Bänken, die ringsum aufgestellt waren.Sie saßen müde da, in einer Haltung, als wären sie gleichbereit, aufzustehen, wenn jemand käme, um siefortzuweisen. Man merkte ihnen an, daß gepolsterte Bänkeetwas für sie waren, bei dem ihnen nicht ganz begreiflichwar, daß es kein Geld kostete, sich darauf auszuruhen. Siewaren gewohnt, daß sie nichts umsonst erhielten.Es war sehr still in all den Räumen, und man hörte trotzder vielen Besucher kaum ein Wort – aber mir schien-397-

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