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Drei Kameraden

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Ich durchquerte die Altstadt und fuhr zum Dom. Vor demkleinen Eingang ließ ich den Wagen stehen und stieg aus.Durch die schwere Eichentür hörte ich halblaut die Klängeder Orgel. Es war gerade die Zeit der Morgenmesse, und ichhörte an der Orgel, daß die Opferung soeben begonnenhatte – es mußte also noch mindestens zwanzig Minutendauern, bevor die Messe beendet war und die Leuteherauskamen.Ich ging in den Kreuzgarten. Er lag in grauem Licht. DieRosenbüsche trieften im Regen, aber die meisten hattennoch Blüten. Mein Regenmantel war ziemlich weit, und ichkonnte die Zweige, die ich abschnitt, gut darunterverstecken. Obschon es Sonntag war, kam niemand vorüber,und ich brachte den ersten Armvoll Rosen ungehindert zumWagen. Dann ging ich zurück, um noch einen zweiten zuholen. Als ich ihn gerade unter meinem Mantel hatte, hörteich jemand durch den Kreuzweg kommen. Ich klemmte denStrauß mit dem Arm fest und blieb vor einer derRosenkranzstationen stehen, als ob ich betete.Die Schritte kamen näher, aber sie gingen nicht vorbei,sondern hielten an. Mir wurde etwas schwül. Ich blickte sehrvertieft auf das Steinbild, schlug ein Kreuz und ging langsamweiter zur nächsten Station, die etwas entfernter vomKreuzgang war. Die Schritte folgten mir und hielten wiederan. Ich wußte nicht, was ich machen sollte. Weitergehenkonnte ich jetzt nicht gleich, ich mußte mindestens so langeausharren, wie es dauerte, um zehn Ave Maria und einVaterunser zu beten; – sonst hätte ich mich sofort verraten.Ich blieb also stehen und blickte, um festzustellen, was loswar, vorsichtig, mit abweisendem Gesicht auf, als würde ichin der Andacht gestört.Ich sah in das freundliche, runde Gesicht eines Pastors und-381-

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