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Drei Kameraden

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umgeben von sämtlichen Damen der Pension. »Kommen Siemal her«, sagte Frau Zalewski.Die Ursache der Versammlung war einschleifengeschmückter Säugling, der vielleicht ein halbesJahr alt war. Frau Bender hatte ihn aus ihrem Heim in einemKinderwagen mitgebracht. Es war ein völlig normales Kind;aber die Damen beugten sich mit einem Ausdruck soirrsinnigen Entzückens darüber, als wäre es der ersteSäugling, den die Welt hervorgebracht hätte. Dazu stießensie glucksende Rufe aus, zwirbelten mit den Fingern vor denAugen der kleinen Kreatur und spitzten die Lippen. SogarErna Bönig in ihrem Drachenkimono beteiligte sich andieser Orgie platonischer Mütterlichkeit.»Ist es nicht ein reizendes Wesen?« fragte Frau Zalewskimit schwimmenden Blick.»Das kann man erst so in zwanzig, dreißig Jahren richtigbeurteilen«, erwiderte ich und schielte nach dem Telefon.Hoffentlich kam der Anruf nicht gerade, während hier allesversammelt war.»Sehen Sie sich's doch mal richtig an«, forderte Frau Hassemich auf.Ich sah hin. Es war ein Säugling wie alle. Ich konnte nichtsBesonderes daran entdecken. Höchstens die furchtbarkleinen Hände und daß es merkwürdig war, selbst auch malso winzig gewesen zu sein. »Der arme Wurm«, sagte ich,»der hat noch keine Ahnung, was ihm bevorsteht. Möchtewissen, für was für einen Krieg der gerade zurechtkommt.«»Rohling«, erwiderte Frau Zalewski. »Haben Sie denn keinGefühl?«»Viel zuviel«, erklärte ich, »sonst käme ich ja nicht aufsolche Gedanken.« Damit zog ich ab in mein Zimmer.-82-

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