12.07.2015 Aufrufe

Drei Kameraden

Drei Kameraden

Drei Kameraden

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Angst, das Bild zu Hause bei dem schwarzen Luderaufzuhängen. Vielleicht war es auch Scheu vor der Toten, siedahinzubringen. »Aber Ferdinand«, sagte ich, »das Bild kanndoch ruhig noch hier hängenbleiben, wenn es bezahlt ist...«»Das natürlich...«Der Bäcker zog erleichtert sein Scheckbuch aus derTasche. Die beiden gingen zum Tisch. »Vierhundert MarkRest?« fragte der Bäcker.»Vierhundertzwanzig«, sagte Ferdinand, »einschließlichRabatt. Wollen Sie eine Quittung?«»Ja«, erwiderte der Bäcker, »wegen der Ordnung.«Schweigend schrieben beide den Scheck und die Quittungaus. Ich blieb am Fenster stehen und sah mich um. Imhalben Licht der Dämmerung schimmerten rings an denWänden die Gesichter der nicht abgeholten und nichtbezahlten Porträts in ihren goldenen Rahmen. Sie sahen auswie eine gespenstische Versammlung aus dem Jenseits, undes schien, als wären alle die starren Augen auf das Bild amFenster gerichtet, das jetzt zu ihnen kommen sollte undüber das der Abend noch einen letzten Glanz von Lebenbreitete. Es war eine sonderbare Stimmung – die beidengebückten, schreibenden Gestalten am Tisch, die Schattenund die vielen stillen Bilder.Der Bäcker kam zum Fenster zurück. Seine rotgeädertenAugen wirkten wie gläserne Kugeln, sein Mund war halboffen, die Unterlippe hing herab, und man sah die fleckigenZähne – es war lächerlich und traurig, wie er so dastand. Inder Etage über dem Atelier fing jemand an, Klavier zuspielen, irgendeine Fingerübung, immer dieselbe Tonfolge.Es klang dünn und quälend. Ferdinand Grau war am Tischstehengeblieben. Er zündete sich eine Zigarre an. Das Licht-253-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!