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Drei Kameraden

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ihre weichen und doch geschmeidigen Bewegungen vor demSpiegel; es war wunderbar anzusehen, wie sie nach ihremHaar griff oder einen Augenbrauenstift behutsam undvorsichtig wie einen Pfeil an die Schläfen führte. Sie hattedann etwas von einem Reh und von einem schmalen Pantherund auch etwas von einer Amazone vor dem Kampf. Sievergaß alles um sich her, ihr Gesicht war ernst undgesammelt, sie hielt es aufmerksam und ruhig ihremSpiegelbild entgegen, und während sie sich ihm ganz dichtzuneigte, schien es, als wäre es gar kein Spiegelbild mehr, alssähen sich dort aus der Dämmerung der Wirklichkeit undder Jahrtausende zwei Frauen mit uraltem, wissendem Blickkühn und prüfend in die Augen.Der frische Hauch des Abends wehte vom Friedhof durchdas offene Fenster ins Zimmer. Ich saß still da, ich hattenichts vergessen vom Nachmittag, ich wußte alles nochgenau – aber wenn ich zu Pat hinübersah, dann spürte ich,wie die dumpfe Traurigkeit, die wie ein Stein in mirheruntergesunken war, immer wieder überspült wurde voneiner wilden Hoffnung, wie sie sich wandelte und sichseltsam damit vermischte, wie eines zum andern wurde, dieTraurigkeit, die Hoffnung, der Wind, der Abend und dasschöne Mädchen zwischen den beglänzten Spiegeln undLeuchtern, ja, ich hatte einen Augenblick lang plötzlich dassonderbare Empfinden, als ob erst das wirklich und in einemsehr tiefen Sinne das Leben sei und vielleicht sogar dasGlück: Liebe mit so viel Schwermut, Furcht undschweigendem Wissen.-356-

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