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Drei Kameraden

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»Hasse arbeitet wohl noch am Heiligen Abend, wie?«fragte sie spitz.»Nein«, sagte ich. »Wo ist er denn? Auf Urlaub?«Sie kam auf mich zu, schaukelnd in den Hüften. Ich rochihr zu starkes Parfüm. »Was wollen Sie denn noch vonihm?« fragte ich.»Meine Sachen erledigen. Abrechnen. Schließlich gehörtmir doch ein Teil davon.«»Das brauchen Sie nicht mehr«, sagte ich. »Es gehörtIhnen jetzt alles.« Sie starrte mich an.»Er ist tot«, sagte ich.Ich hätte es ihr gern anders gesagt. Mit mehr Vorbereitungund langsamer. Aber ich wußte nicht, wie ich es anfangensollte. Außerdem war mein Kopf noch wüst vomNachmittagsschlaf; diesem Schlaf, bei dem man demSelbstmord nahe ist, wenn man aufwacht.Frau Hasse stand mitten im Zimmer, undmerkwürdigerweise sah ich im Moment, wo ich es ihr sagte,ganz deutlich, daß sie nirgendwo gegenschlagen würde,wenn sie jetzt umfiele. Es war sonderbar, aber ich sahwirklich nichts anderes und dachte auch nichts anderes.Doch sie fiel nicht um. Sie blieb stehen und blickte michan. »So«, sagte sie, »so...« Nur die Federn ihres Reiherhuteszitterten. Und plötzlich, ohne daß ich merken konnte, wasvor sich ging, sah ich, wie die aufgeputzte, parfümierte Frauvor mir alt wurde. Es war, als schlüge die Zeit wie einGewitterregen auf sie ein, jede Sekunde wie ein Jahr – dieSpannung zerbrach, der Triumph erlosch, das Gesicht wurdemorsch. Falten krochen wie Würmer hinein, und als sie dannmit einer tastenden, unsicheren Bewegung nach einerStuhllehne griff und sich hinsetzte, als fürchte sie, etwas zu-450-

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