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Drei Kameraden

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wiederzuerkennen. Der Weihnachtsbaum brannte, und seinwarmes Licht spiegelte sich in allen Flaschen, Gläsern unddem Nickel und Kupfer der Theke. Die Huren saßen inAbendkleidern, mit falschem Schmuck behangen,erwartungsvoll um einen Tisch herum.Punkt acht Uhr marschierte die Liedertafel der vereinigtenViehkommissionäre ein. Sie formierten sich an der Tür nachStimmen, rechts der erste Tenor, ganz links der zweite Baß.Stefan Grigoleit, der Witwer und Schweinehändler, zog eineStimmgabel hervor, verteilte die Töne, und dann ging esvierstimmig los:»Heilige Nacht, o gieße du – Himmelsfrieden in dies Herz– Schenk dem armen Pilger Ruh – Holde Labung seinemSchmerz –Hell schon erglühn die Sterne – Leuchten aus blauer Ferne –Möchten zu dir mich gerne ziehn – himmelwärts.«»Rührend«, sagte Rosa und wischte sich die Augen.Die zweite Strophe verklang. Donnernder Beifall erscholl.Die Liedertafel verbeugte sich dankend. Stefan Grigoleitwischte sich den Schweiß von der Stirn. »Beethoven bleibtBeethoven«, erklärte er.Niemand widersprach. Stefan steckte das Schnupftuch ein.»Und nun 'ran an die Gewehre!«Der Eßtisch war im großen Vereinszimmer gedeckt. In derMitte prangten auf silbernen Platten über kleinenSpirituslämpchen braun und knusprig die beiden Spanferkel.Sie hatten Zitronen in den Schnauzen, kleine, brennendeTannenbäume auf dem Rücken und wunderten sich über gar-458-

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