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Drei Kameraden

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Schrei der Jaguare nachts, wenn der Flußdampfer durch denBrodem von Vanille, Schwüle, Orchideenduft, Verwesungund Dunkel gleitet, ich hatte das alles von Lenz gehört, aberjetzt schien es mir fast, als wäre ich es selbst gewesen, sowunderlich mischten sich Erinnerung und Sehnsucht danachmit dem Wunsch, zu dem geringen und dunklen Wirrwarrmeines Lebens etwas Glanz hinzuzutun, um nicht diesesunbegreiflich schöne Gesicht vor mir zu verlieren, diese jäheHoffnung, dieses beglückende Blühen, für das ich allein vielzuwenig war. Später konnte ich das alles einmal erklären,später, wenn ich mehr war, wenn alles sicherer war, später,aber nicht jetzt – »Manáos«, sagte ich. »Buenos Aires«, undjedes Wort war Bitte und Beschwörung.Nacht. Draußen begann es zu regnen. Die Tropfen fielenweich und zärtlich. Sie klatschten nicht mehr wie vor einemMonat, als sie nur die Äste der Linden trafen – jetztrauschten sie leise herab in die jungen nachgebenden Blätter,sie drängten sich an sie und rannen an ihnen herunter, einmystisches Fest und ein geheimnisvolles Fließen zu denWurzeln, von denen sie wieder aufsteigen würden, um selbstBlätter zu werden, die den Regen wieder erwarteten in denNächten des Frühjahrs.Es war still geworden. Der Lärm der Straße war verstummt– eine einsame Laterne flackerte auf dem Bürgersteig. Diezarten Blätter der Bäume, von unten beschienen, sahen fastweiß aus, durchsichtig beinahe. Die Wipfel warenschimmernde, helle Segel.»Horch, der Regen, Pat...«»Ja...«Sie lag neben mir. Ihr Haar hob sich dunkel von den-160-

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