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Drei Kameraden

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2 Der nächste Tag war ein Sonntag. Ich schlief langeund erwachte erst, als die Sonne auf mein Bett schien. Ichsprang rasch auf und riß die Fenster auf. Draußen war esfrisch und klar. Ich stellte den Spirituskocher auf die Bankund suchte die Dose mit Kaffee. Meine Wirtin, FrauZalewski, hatte mir erlaubt, im Zimmer meinen eigenenKaffee zu kochen. Ihrer war zu dünn. Besonders wenn manabends getrunken hatte.Ich wohnte schon zwei Jahre in der Pension Zalewski. DieGegend gefiel mir. Es war immer etwas los, weil dasGewerkschaftshaus, das Café International und dasVersammlungslokal der Heilsarmee dicht beisammen waren.Vor dem Hause lag außerdem ein alter Friedhof, der schonseit langem stillgelegt war. Er hatte Bäume wie ein Park, undwenn es nachts ruhig war, konnte man meinen, man wohneauf dem Lande. Aber es wurde erst spät ruhig, denn nebendem Friedhof war ein Rummelplatz mit Karussells undSchiffschaukeln.Für Frau Zalewski war der Friedhof ein sicheres Geschäft.Sie wies auf die gute Luft und den freien Ausblick hin undkonnte dafür höhere Preise nehmen. Ihr ständiges Wort beiReklamationen war: »Aber meine Herrschaften, bedenkenSie doch – die Lage!«Ich zog mich sehr langsam an. Das gab mir das Gefühl vonSonntag. Ich wusch mich, ich wanderte im Zimmer umher,ich las die Zeitung, ich brühte den Kaffee auf, ich stand amFenster und sah zu, wie die Straße gesprengt wurde, ichhörte die Vögel singen in den hohen Friedhofsbäumen – siesangen wie kleine, silberne Pfeifen des lieben Gottes zu dem-28-

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