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Drei Kameraden

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Fenster vorbei. Er wurde überweht von den Fetzen derSoldatenlieder, und mir war, als ob der kleine Raum sichhöbe und mit uns durch die Nacht und durch die Jahreschwebe, vorbei an vielen Erinnerungen.Es war eine merkwürdige Stimmung. Die Zeit schienaufgehoben zu sein – sie war nicht mehr ein Strom, der ausdem Dunkel kam und ins Dunkel ging –, sie war ein See, indem sich lautlos das Leben spiegelte. Ich hielt mein Glas inder Hand. Der Rum schimmerte. Ich dachte an den Zettel,den ich morgens in der Werkstatt geschrieben hatte. Ich waretwas traurig gewesen. Ich war es jetzt nicht mehr. Es waralles gleich – solange man lebte. Ich sah Köster an. Ich hörte,wie er mit dem Mädchen sprach; aber ich achtete nicht aufdie Worte. Ich spürte den weichen Glanz der erstenTrunkenheit, der das Blut wärmer machte und den ich liebte,weil er über das Ungewisse den Schein des Abenteuersbreitete. Draußen sangen Lenz und Binding das Lied vomArgonnerwald. Neben mir sprach das unbekannte Mädchen– es sprach leise und langsam mit dieser dunklen,erregenden, etwas rauhen Stimme. Ich trank mein Glas aus.Die beiden andern kamen wieder herein. Sie warennüchterner geworden in der frischen Luft. Wir brachen auf.Ich half dem Mädchen in den Mantel. Es stand dicht vormir, geschmeidig sich in den Schultern dehnend, den Kopfschräg nach hinten gelegt, den Mund leicht geöffnet, miteinem Lächeln zur Zimmerdecke, das niemand galt. Ich ließeinen Moment den Mantel sinken. Wo hatte ich nur dieganze Zeit meine Augen gehabt? Hatte ich denn geschlafen?Ich verstand plötzlich die Begeisterung von Lenz.Sie drehte sich fragend halb um. Ich hob rasch den Mantelwieder hoch und schaute zu Binding hinüber, der kirschrotund immer noch etwas glasig neben dem Tisch stand.-25-

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