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Drei Kameraden

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24 Es war drei Wochen später, an einem kalten Abendim Januar. Ich saß im International und spielte mit dem Wirt»Siebzehn und vier«. Das Lokal war leer, nicht einmal dieHuren waren gekommen. Die Stadt war unruhig. Draußenmarschierten alle Augenblicke Kolonnen vorüber, manchemit schmetternden Militärmärschen, andere mit derInternationale, und dann wieder schweigende, lange Züge,denen Schilder vorangetragen wurden mit Forderungen nachArbeit und Brot. Man hörte die vielen Schritte auf demPflaster wie das Gehen einer riesigen, unerbittlichen Uhr.Nachmittags war es zwischen Streikenden und der Polizeibereits zu einem Zusammenstoß gekommen, bei dem zwölfLeute verletzt worden waren, und die ganze Polizei standseit Stunden unter Alarm. Die Pfiffe der Überfallautosgellten durch die Straßen.»Es gibt keine Ruhe«, sagte der Wirt und zeigte eineSechzehn vor.»Seit dem Krieg hat's keine Ruhe mehr gegeben. Unddamals haben wir doch alle nichts anderes gewollt als Ruhe.Verrückte Welt!«Ich zeigte Siebzehn vor und strich den Pott ein. »Die Weltist nicht verrückt«, sagte ich. »Nur die Menschen.«Alois, der hinter dem Stuhl des Wirtes stand und kiebitzte,erhob Einspruch. »Verrückt sind die nicht. Bloß habgierig.Einer gönnt dem andern nischt. Und weil zuviel von allemda ist, haben die meisten gar nischt. Es liegt bloß an derVerteilung.«»Klar«, sagte ich und paßte bei zwei Karten. »Daran liegt'saber seit ein paar tausend Jahren.«-466-

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