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Drei Kameraden

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10 Der Ford stand fertig in der Werkstatt. Neue Arbeitwar nicht hereingekommen. Wir mußten etwasunternehmen. Köster und ich gingen auf eine Auktion. Wirwollten ein Taxi kaufen, das dort versteigert wurde. Taxiswaren immer ziemlich gut weiterzuverkaufen.Das Versteigerungslokal war in einem Hinterhaus imNorden der Stadt. Außer dem Taxi wurde noch ein Haufenanderer Dinge verauktioniert. Ein Teil der Sachen stand aufdem Hof. Betten, wackelige Tische, ein vergoldeter Käfigmit einem Papagei, der »Grüß Gott, Liebling!« rief, eineStanduhr, Bücher, Schränke, ein alter Frack, Küchenstühle,Geschirr – das ganze Elend zerbröckelnden, untergehendenDaseins.Es war noch zu früh, als wir ankamen; der Auktionatorwar noch nicht da.Ich kramte zwischen den ausgestellten Sachen umher undsah mir ein paar von den Büchern an – zerlesene billigeExemplare griechischer und lateinischer Klassiker mit vielenhandschriftlichen Notizen am Rande. Auf denverschossenen, zerblätterten Seiten standen nicht mehr dieVerse von Horaz und die Lieder Anakreons – auf ihnenstand nur noch der Schrei der Not und der Hilflosigkeiteines verlorenen Lebens. Wer diese Bücher besessen hatte,dem waren sie Zuflucht gewesen, und er hatte sie behaltenbis zuletzt, und wer sie hergegeben hatte, hierher, der waram Ende.Köster blickte mir über die Schulter. »Traurig, so was,wie?« Ich nickte und zeigte auf die anderen Sachen. »Dasauch, Otto. Zum Spaß werden Küchenstühle undKleiderschränke nicht hierhergebracht.«-165-

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