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Drei Kameraden

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Ich ging den Friedhof entlang, am Café Internationalvorbei, nach Hause. Da öffnete sich die Tür einerChauffeurkneipe neben dem Gewerkschaftshaus, und einMädchen kam heraus. Eine kleine Kappe, ein schäbiges rotesMäntelchen, hohe Lackstiefel – ich war schon fast vorbei, daerkannte ich sie –»Lisa...«»Sieht man dich auch mal wieder?« sagte sie.»Wo kommst du denn her?« fragte ich.Sie machte eine Bewegung. »Habe da gewartet. Dachte, dukämst vorbei. Ist ja so die Zeit, wo du nach Hause kommst.«»Ja, richtig...«»Kommst du mit?« fragte sie.Ich zögerte. »Es geht nicht...«»Du brauchst kein Geld«, sagte sie rasch.»Nicht deshalb«, antwortete ich unbedacht, »ich habeGeld.«»Ach so –«, sagte sie bitter und trat einen Schritt zurück.Ich griff nach ihrer Hand. »Nein, Lisa...«Schmal und blaß stand sie auf der leeren, grauen Straße. Sohatte ich sie getroffen, vor Jahren, als ich stumpf und alleindahinlebte, ohne Gedanken und ohne Hoffnung. Sie warerst mißtrauisch gewesen, wie alle diese Mädchen, aber dann,als wir ein paarmal miteinander gesprochen hatten,zutraulich und anhänglich. Es war ein sonderbaresVerhältnis gewesen – manchmal sah ich sie wochenlangnicht, und dann stand sie plötzlich irgendwo und wartete.Wir hatten beide nichts und niemand um diese Zeit – da wardas bißchen Wärme und Beieinandersein, das wir uns gebenkonnten, für jeden wohl mehr gewesen als sonst. Ich hatte-210-

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