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Drei Kameraden

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»Man muß demütig gegen das Schicksal sein«, sagte dasalte Fräulein und sah mich mit seinem braunen, verrunzeltenBratapfelgesicht etwas vorwurfsvoll an. Wahrscheinlichmeinte sie meine Schimpferei.»Demütig?« sagte ich. »Wozu demütig? Es nützt ja nichts.Man muß alles bezahlen im Leben, doppelt und dreifach.Wozu soll man da demütig sein?«»Doch, doch – es ist besser.«Demütig, dachte ich. Was änderte das? Kämpfen, kämpfen,das war das einzige in dieser Balgerei, in der man zuletztdoch unterlag. Kämpfen um das bißchen, was man liebte.Demütig konnte man mit siebzig Jahren werden.Köster sprach ein paar Worte mit ihr. Sie lächelte raschwieder und fragte ihn, was er zu Mittag essen wolle.»Siehst du«, sagte Otto, »das ist das Geschenk des Alters.Tränen und Lachen – alles wechselt schnell. OhneWiderhaken.Das sollte man auch für sich vorwegnehmen«, meinte ernachdenklich.Wir strichen um das Haus herum. »Gut für jede Minute,die sie schläft«, sagte ich. Wir gingen wieder in den Garten.Fräulein Müller hatte ein Frühstück fertiggemacht. Wirtranken heißen schwarzen Kaffee. Die Sonne ging auf. Eswurde sofort warm. Die Blätter der Bäume funkelten vonLicht und Nässe. Vom Meer hörte man das Schreien derMöwen. Fräulein Müller stellte einen Busch Rosen auf denTisch. »Den wollen wir ihr nachher geben«, sagte sie. DieRosen dufteten nach Gartenmauer und Kindheit. »Weißt du,Otto«, sagte ich, »ich habe ein Gefühl, als wäre ich selberkrank gewesen. Man ist doch nicht mehr wie früher. Ichhätte ruhiger sein müssen. Überlegter. Je ruhiger man sich-297-

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