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Drei Kameraden

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Jaffé sah mich lange an. »Entschuldigen Sie«, sagte ich.»Aber ich kann mir nichts vormachen. Das ist dasVerfluchte.«Er sah mich immer noch an. »Haben Sie etwas Zeit?«fragte er.»Ja«, sagte ich. »Genug.«Er stand auf. »Ich muß jetzt meine Abendvisite machen.Ich möchte, daß Sie mitkommen. Die Schwester wird Ihneneinen weißen Mantel geben. Für die Patienten gelten Siedann als mein Assistent.«Ich wußte nicht, was er wollte; aber ich nahm den Mantel,den die Schwester mir hinhielt.Wir gingen die langen Korridore entlang. Durch diebreiten Fenster fiel rosig der Schein des Abends. Es war einweiches, gedämpftes, ganz unwirklich schwebendes Licht.Ein paar Fenster standen offen. Der Geruch von blühendenLinden wehte herein.Jaffé öffnete eine Tür. Stickiger, fauler Geruch schlug unsentgegen. Eine Frau mit wunderbarem Haar in der Farbevon altem Gold, auf dem das Licht in hellen Reflexenschimmerte, hob matt die Hand. Die Stirn war edel undschmal an den Schläfen. Unter den Augen aber begann einVerband. Er reichte bis zum Munde. Jaffé löste ihnvorsichtig. Ich sah, daß die Frau keine Nase mehr hatte. Siehatte an ihrer Stelle eine krustige, schmierige rote Wundemit zwei Löchern darin. Jaffé legte den Verband wiederdarüber.»Gut«, sagte er freundlich und wendete sich zum Gehen.Er schloß die Tür hinter sich. Ich blieb einen Augenblickdraußen stehen und sah in das weiche Licht des Abends.-346-

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