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Drei Kameraden

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wurde leer. Wir warteten noch etwas, dann gingen wir dieTreppen hinunter. Hinter einer Tür weinte ein Kind. Esweinte leise und klagend im Dunkel.Wir gingen durch den vorderen Hof. Der Astrologe standverlassen vor seinen Sternkarten. »Ein Horoskop, dieHerrschaften?« rief er. »Oder die Zukunft aus der Hand?«»Immer los«, sagte Gottfried und hielt ihm die Hand hin.Der Mann studierte eine Zeitlang. »Sie haben einenHerzfehler«, sagte er dann kategorisch. »Ihr Gefühl ist starkentwickelt, Ihre Verstandeslinie sehr kurz, dafür sind Siemusikalisch begabt. Sie träumen viel, aber Sie taugen nichtals Ehemann. Trotzdem sehe ich hier drei Kinder. Sie sindeine diplomatische Natur, neigen zur Verschlossenheit undwerden etwa achtzig Jahre alt.«»Stimmt«, erklärte Gottfried. »Das hat mein FräuleinMutter auch schon immer gesagt: Wer böse ist, wird alt.Moral ist eine Erfindung der Menschen; nicht eineKonsequenz des Lebens.«Er gab dem Mann sein Geld, und wir gingen weiter. DieStraße war leer. Eine schwarze Katze huschte vor uns her.Lenz zeigte hin. »Jetzt müßten wir eigentlich umkehren.«»Laß man«, sagte ich, »wir haben vorhin eine weißegesehen; das hebt sich auf.«Wir gingen die Straße entlang. Ein paar Leute kamen unsauf der anderen Seite entgegen. Es waren vier jungeBurschen. Einer trug hellgelbe, neue Ledergamaschen, dieandern eine Art von Militärstiefeln. Sie blieben stehen undsahen zu uns herüber. »Da ist er!« rief plötzlich der mit denGamaschen und lief schräg über die Straße auf uns zu. Imnächsten Augenblick krachten zwei Schüsse, der Burschesprang weg, und alle vier rissen aus, so schnell sie konnten.-474-

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