12.07.2015 Aufrufe

Drei Kameraden

Drei Kameraden

Drei Kameraden

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

vorgestellt«, sagte er nach einer Weile.»Haben wir alle«, sagte ich.Nach einer halben Stunde ging er wieder hinüber, um sichmit seiner Frau zu vertragen. Ich gab ihm ein paar Zeitungenund eine halbe Flasche Curaçao mit, die noch vonirgendwann auf meinem Schrank herumstand – einunangenehmes, süßes Zeug, aber für ihn ganz gut. Erverstand doch nichts davon.Leise, fast lautlos ging er hinaus, ein Schatten im Schatten,als wäre er schon erloschen. Ich machte die Tür hinter ihmzu. Vom Korridor her wehte dabei wie ein buntesSeidentuch ein Fetzen Musik noch mit herein – Geigen,gedämpfte Banjos – »wie hab' ich nur leben können ohnedich...«Ich setzte mich ans Fenster. Draußen lag der Friedhof imblauen Mondlicht. Die bunten Würfel der Lichtreklamenkletterten über die Wipfel der Bäume, und die Grabsteineschimmerten aus der Dunkelheit hervor. Sie waren still undohne Schrecken. Autos hupten dicht an ihnen entlang, unddas Licht der Scheinwerfer huschte über ihre verwittertenInschriften.Ich saß ziemlich lange und dachte an allerlei Dinge. Auchdaran, wie wir damals zurückgekommen waren aus demKriege, jung, ohne Glauben, wie Bergleute aus einemeingestürzten Schacht. Wir hatten marschieren wollen gegendie Lüge, die Ichsucht, die Gier, die Trägheit des Herzens,die all das verschuldet hatten, was hinter uns lag – wir warenhart gewesen, ohne anderes Vertrauen als das zu dem<strong>Kameraden</strong> neben uns und das eine andere, das nie getrogenhatte: zu den Dingen – zu Himmel, Tabak, Baum und Brotund Erde –; aber was war daraus geworden? Alles war-71-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!