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Drei Kameraden

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»Kommt sie durch?« fragte ich.»Wahrscheinlich.«»Wozu?«»Ich hatte in den letzten Jahren fünf ähnliche Fälle«, sagteJaffé. »Nur eine hat zum zweitenmal versucht, ein Ende zumachen. Mit Gas. Sie ist gestorben. Von den andern sindzwei wieder verheiratet.«Im nächsten Zimmer lag ein Mann, der seit zwölf Jahrengelähmt war. Er hatte eine wächserne Haut, einen dünnenschwarzen Bart und sehr große, stille Augen. »Wie geht es?«fragte Jaffé.Der Mann machte eine unbestimmte Bewegung. Dannzeigte er auf das Fenster. »Sehen Sie den Himmel! Es wirdRegen geben, ich spüre es.« Er lächelte. »Man schläft besser,wenn es regnet.« Vor ihm auf der Bettdecke stand einledernes Schachspiel mit feststeckbaren Figuren. Ein HaufenZeitungen und ein paar Bücher lagen daneben.Wir gingen weiter. Ich sah eine junge Frau mit entsetztenAugen und blauen Lippen, vollkommen zerrissen von einerschweren Geburt – ein verkrüppeltes Kind mit verdrehten,schwachen Beinen und einem Wasserkopf – einen Mannohne Magen – eine eulenhafte Greisin, die weinte, weil ihreAngehörigen sich nicht um sie kümmerten; sie starb ihnenzu langsam – eine Blinde, die glaubte, daß sie wieder sehenwürde – syphilitisches Kind mit blutigem Ausschlag, undden Vater, der an seinem Bette saß – eine Frau, der amMorgen die zweite Brust abgenommen worden war – eineandere, krumm gezogen von Gelenkrheumatismus – einedritte, der die Eierstöcke herausgeschnitten waren – einenArbeiter mit zerquetschten Nieren – Zimmer um Zimmerging es weiter, Zimmer um Zimmer war es dasselbe –-348-

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