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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

ster für Staatssicherheit wur<strong>de</strong> Wilhelm Zaisser ernannt.<br />

Er wur<strong>de</strong> 1953 durch Ernst Wollweber abgelöst.<br />

Von 1957 bis zum 13. November 1989 wur<strong>de</strong> das<br />

Ministerium durch Erich Mielke geleitet. Der Aufbau<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit erfolgte mit gro<br />

ßer Unterstützung <strong>de</strong>r sowjetischen Sicherheitskräfte,<br />

wobei Strukturen <strong>und</strong> Arbeitsmetho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s sowjetischen<br />

Geheimdienstes bis ins Detail übernommen<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Die Tätigkeit <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit<br />

war gesetzlich nicht speziell geregelt. Es existierten<br />

zwar einige Vorschriften, z.B. im Volkspolizei- <strong>und</strong><br />

Wehrdienstgesetz, die am Ran<strong>de</strong> auch partielle Befugnisse<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit regelten,<br />

ansonsten arbeitete das Ministerium jedoch ausschließlich<br />

auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage interner Richtlinien,<br />

Dienstanweisungen <strong>und</strong> Befehle, die vom Minister für<br />

Staatssicherheit selbst erlassen wur<strong>de</strong>n. Laut <strong>de</strong>s bis<br />

zuletzt gelten<strong>de</strong>n internen Statuts vom 30. Juli 1969<br />

waren für die Tätigkeit <strong>de</strong>s Ministeriums dabei neben<br />

<strong>de</strong>r Verfassung <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> staatlichen Rechtsvorschriften<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats, <strong>de</strong>s Staatsrats <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Volkskammer in erster Linie das Programm <strong>de</strong>r SED<br />

sowie die Beschlüsse <strong>de</strong>s Zentralkomitees <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>de</strong>r SED maßgebend. (Vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 8, S. 62)<br />

Das Statut legte auch die Hauptaufgaben <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Staatssicherheit fest. Die Beson<strong>de</strong>rheit <strong>de</strong>s<br />

Ministeriums für Staatssicherheit lag da rin, daß es mit<br />

umfassen<strong>de</strong>n Kompetenzen ausgestattet war. Es<br />

konnte die Aufgaben einer politischen Geheimpolizei,<br />

einer Untersuchungsbehör<strong>de</strong> bei sog. Staatsverbrechen<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren sog. politischen Delikten sowie<br />

eines geheimen Nachrichtendienstes wahrnehmen.<br />

Das Ministerium für Staatssicherheit war gemäß Statut<br />

formal ein Organ <strong>de</strong>s Ministerrats, hatte aber von<br />

Anfang an <strong>de</strong>n Charakter eines „unverzichtbaren<br />

Herrschaftsinstrumentes" <strong>de</strong>r Parteiführung <strong>de</strong>r SED,<br />

<strong>de</strong>ren Führungsanspruch seit Anfang 1968 auch in<br />

<strong>de</strong>r Verfassung <strong>de</strong>r Deutschen Demokratischen Republik<br />

festgeschrieben war. Nicht nur Wollweber <strong>und</strong><br />

Mielke beriefen sich wie<strong>de</strong>rholt auf die Führungsrolle<br />

<strong>de</strong>r Partei. Auch aus zahlreichen Dokumenten geht<br />

ein<strong>de</strong>utig hervor, daß das Ministerium für Staatssicherheit<br />

im Gr<strong>und</strong>e in erster Linie Befehle <strong>de</strong>r SED-<br />

Führung umsetzte. Laut Aussage <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esbeauftragten<br />

für die Unterlagen <strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes<br />

<strong>de</strong>r ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik,<br />

Joachim Gauck, war die SED „das Leitungsorgan<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums <strong>und</strong> nicht umgekehrt" . Das<br />

ganze Selbstverständnis <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit<br />

habe auf <strong>de</strong>r Formel „Schwert <strong>und</strong> Schild<br />

<strong>de</strong>r Partei" zu sein, beruht. Der Einfluß <strong>de</strong>r SED wur<strong>de</strong><br />

insbeson<strong>de</strong>re auch über die sog. Ka<strong>de</strong>rpolitik (in<br />

etwa: Personalpolitik) umgesetzt. In keiner an<strong>de</strong>ren<br />

Institution <strong>de</strong>r DDR war daher <strong>de</strong>r Anteil von Parteiangehörigen<br />

so hoch wie im Ministerium für Staatssicherheit.<br />

Aus <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Rolle <strong>de</strong>r SED ergab sich zwangsläufig,<br />

daß das Ministerium für Staatssicherheit in erster<br />

Linie je<strong>de</strong> Opposition gegen die Partei zu bekämpfen<br />

hatte. Je stärker die SED glaubte, um die Sicherheit<br />

ihrer Macht fürchten zu müssen, <strong>de</strong>sto größere<br />

Dimensionen <strong>und</strong> Kompetenzen erhielt das Mini<br />

sterium für Staatssicherheit. Während Anfang <strong>de</strong>r<br />

50er Jahre etwa 4.000 Mitarbeiter für das Ministerium<br />

tätig waren, wird die Zahl <strong>de</strong>r Hauptamtlichen Mitarbeiter<br />

En<strong>de</strong> 1989 auf ca. 100.000 geschätzt. Die<br />

enorme Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s Apparates gipfelte schließlich<br />

in einer flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n Überwachung aller<br />

Lebensbereiche <strong>de</strong>r Gesellschaft <strong>de</strong>r DDR.<br />

Der Apparat <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit bestand<br />

zum Zeitpunkt seiner Auflösung aus 13 Hauptabteilungen<br />

(HA), 20 Abteilungen, mehreren zentralen<br />

Arbeitsgruppen, Stäben <strong>und</strong> Verwaltungen sowie<br />

<strong>de</strong>r Hauptverwaltung Aufklärung (HVA), die sich<br />

wie<strong>de</strong>rum aus 23 Abteilungen, einem Stab, mehreren<br />

Arbeitsgruppen sowie einer speziellen Schule zusammensetzte.<br />

Vertikal glie<strong>de</strong>rte sich das Ministerium in<br />

15 Bezirksverwaltungen, 211 Kreis- <strong>und</strong> sieben Objektdienststellen,<br />

wobei die innere Struktur <strong>de</strong>r Bezirksverwaltungen<br />

im großen <strong>und</strong> ganzen <strong>de</strong>rjenigen<br />

<strong>de</strong>r Zentrale entsprach. Die Hauptverwaltung Aufklärung<br />

bestand als solche erst seit 1957. Sie ging aus <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung XV hervor, die wie<strong>de</strong>rum erst 1953<br />

als Nachfolgeinstitution <strong>de</strong>s „Instituts für Wirtschaftswissenschaftliche<br />

Forschung" in das Ministerium für<br />

Staatssicherheit eingeglie<strong>de</strong>rt wor<strong>de</strong>n war. Innerhalb<br />

<strong>de</strong>r Bezirksverwaltungen wur<strong>de</strong> die Hauptverwaltung<br />

Aufklärung durch die Abteilung XV repräsentiert.<br />

Obwohl die Hauptverwaltung Aufklärung relativ<br />

eigenständig hauptsächlich mit <strong>de</strong>r sog. Auslandsaufklärung<br />

befaßt war, bestan<strong>de</strong>n vielfältige Formen<br />

<strong>de</strong>r Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n Abwehrabteilungen.<br />

Auch die HVA war somit also unmittelbar an <strong>de</strong>r Unterdrückung<br />

von DDR-Bewohnern beteiligt.<br />

Innerhalb <strong>de</strong>s Apparats <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit<br />

waren die einzelnen - Organisationseinheiten<br />

En<strong>de</strong> 1989 fünf verschie<strong>de</strong>nen Verantwortungsbereichen<br />

zugeordnet, die vom Minister <strong>und</strong> seinen vier<br />

Stellvertretern geleitet wur<strong>de</strong>n. Dem Verantwortungsbereich<br />

<strong>de</strong>s Ministers, <strong>de</strong>r bei weitem <strong>de</strong>r größte<br />

war, unterstan<strong>de</strong>n die Arbeitsgruppe <strong>de</strong>s Ministers<br />

(AGM), die Zentrale Auswertungs- <strong>und</strong> Informationsgruppe<br />

(ZAIG), das Büro <strong>de</strong>r Leitung, die Hauptabteilung<br />

Ka<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Schulung, die Hauptabteilung II<br />

(Spionageabwehr), die Hauptabteilung IX (Untersuchungsorgane),<br />

die Abteilung X (Internationale Verbindungen),<br />

die Abteilung XIV (Untersuchungshaft,<br />

Strafvollzug), die Abteilung Finanzen, das Büro <strong>de</strong>r<br />

Zentralen Leitung <strong>de</strong>s Sport Clubs Dynamo, die<br />

Hauptabteilung Personenschutz (PS), das Wachregiment<br />

Feliks E. Dzierzynski, die Abteilung XII (Zentrale<br />

Auskunft, Speicher), die Abteilung XIII (Zentrale<br />

Rechenstation), die Rechtsstelle, <strong>de</strong>r Zentrale Medizinische<br />

Dienst (ZMD), die Juristische Hoch- <strong>und</strong> Fachschule<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit (JHS)<br />

<strong>und</strong> die Abteilung M (Postkontrolle). Generaloberst<br />

Rudi Mittig, <strong>de</strong>r wichtigste Stellvertreter, war für die<br />

Verwaltung Rückwärtige Dienste (VRD), die Hauptabteilung<br />

XVIII (Volkswirtschaft), die Hauptabteilung<br />

XIX (Verkehr, Post, Nachrichtenwesen), die HA XX<br />

(Staatsapparat, Kunst, Kultur, Untergr<strong>und</strong>), die Zentrale<br />

Arbeitsgruppe Geheimnisschutz (ZAGG), die<br />

Arbeitsgruppe Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

(AG BKK) sowie <strong>de</strong>n Zentralen Operativstab (ZOS)<br />

verantwortlich. Generalleutnant Dr. Gerhard Neiber<br />

waren die Hauptabteilung I (Militärische Abwehr,<br />

Nationale Volksarmee (NVA) <strong>und</strong> Grenztruppen), die

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