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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Ottokar Hermann, geboren 1926 in Znaim (Tschechoslowakei),<br />

unterhielt langjährige Geschäftskontakte<br />

mit <strong>de</strong>r DDR. Hermann lebte zunächst in Berlin<br />

(West) <strong>und</strong> zog in <strong>de</strong>n 70er Jahren in die Schweiz<br />

nach Lugano. Er war an mehreren - vorwiegend<br />

Schweizer - Unternehmen beteiligt, die vom Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>de</strong>r Hauptabteilung I<br />

zugeordnet wor<strong>de</strong>n waren. Über das Unternehmen<br />

Intrac S.A., Lugano, an <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

I, Manfred Sei<strong>de</strong>l, ab 1978 zu 40% beteiligt<br />

war, wur<strong>de</strong>n nach einem <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s IM „Leo" alias<br />

Siegfried Stöckert „wesentliche Beschaffungen organisiert".<br />

In diesem <strong>Bericht</strong> heißt es weiter: „Ein großer<br />

Vertrag mit dieser Firma ist die Errichtung einer Leiterplattenfabrik<br />

für Robotron, mit <strong>de</strong>m Wert von r<strong>und</strong><br />

170 Mio. VM, wobei ca. 70% <strong>de</strong>r Ausrüstungen aus<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland kommen <strong>und</strong> über<br />

das Schweizer Unternehmen in die DDR geliefert<br />

wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> das Unternehmen Intrac Schweiz die<br />

'heißen Waren' dort unter<strong>de</strong>klariert beistellt. " (Dokument-Nr.<br />

575)<br />

Ottokar Hermann hat bestritten, Embargowaren in<br />

die DDR geliefert zu haben. Er habe immer nur das<br />

geliefert, was er auch liefern durfte. Insbeson<strong>de</strong>re bei<br />

<strong>de</strong>r Leiterplattenfabrik habe es sich nicht um Embargoware<br />

gehan<strong>de</strong>lt. Zum Beweis hat Hermann <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß ein Schreiben <strong>de</strong>s am Pro-<br />

jekt beteiligten b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen Unternehmens FU<br />

BA vom 7. April 1994 vorgelegt. Darin wird bestätigt,<br />

daß die gelieferten Ausrüstungen nicht gegen die<br />

Embargobestimmungen verstoßen hätten <strong>und</strong> mitgeteilt,<br />

daß behördliche Genehmigungen für <strong>de</strong>ren Lieferungen<br />

vorlägen. Der Untersuchungsausschuß<br />

kann danach jedoch nicht ausschließen, daß das Unternehmen<br />

Intrac S.A. zusätzlich Gegenstän<strong>de</strong> geliefert<br />

hat, bei <strong>de</strong>nen es sich um Embargowaren han<strong>de</strong>lte.<br />

Ottokar Hermann hat weiterhin <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

ein Schreiben <strong>de</strong>s schweizerischen B<strong>und</strong>esamtes<br />

für Aussenwirtschaft vom 6. April 1994 vorgelegt.<br />

In diesem Schreiben bestätigt <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

für autonome Außenwirtschaftspolitik, Dr.<br />

Ottmar Wyss, <strong>de</strong>m Mitarbeiter Hermanns, Rolf Düby,<br />

daß „Sie das Projekt Leiterplattenwerk Dres<strong>de</strong>n mit<br />

<strong>de</strong>n schweizerischen Exportkontrollbehör<strong>de</strong>n besprochen<br />

haben, <strong>und</strong> daß nach Ihren Angaben in diesem<br />

Projekt keine Embargowaren verwen<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n<br />

sind".<br />

Diese Mitteilung kann <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

jedoch nicht als ausreichen<strong>de</strong> Auskunft in <strong>de</strong>r Sache<br />

ansehen, da aus <strong>de</strong>m Schreiben nicht hervorgeht, daß<br />

das schweizerische B<strong>und</strong>esamt für Aussenwirtschaft<br />

eine Prüfung vorgenommen hat.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat letztlich nicht nachvollziehen<br />

können, welche Gegenstän<strong>de</strong> im einzelnen<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s Projekts Leiterplattenwerk Dres<strong>de</strong>n<br />

geliefert wur<strong>de</strong>n. Daher konnte nicht geklärt<br />

wer<strong>de</strong>n, ob sich tatsächlich Embargoware darunter<br />

befand.<br />

Der Kaufmann Michael Grossauer, 1946 in Wien geboren,<br />

unterhielt seit <strong>de</strong>n 70er Jahren bis 1989 intensive<br />

Han<strong>de</strong>lsbeziehungen zur DDR, die sich im Laufe<br />

<strong>de</strong>r Zeit zunehmend auf die Beschaffung <strong>und</strong> Liefe<br />

rung von Embargowaren konzentrierten. Dabei<br />

diente ihm eine ganze Firmengruppe zur Erfüllung<br />

<strong>de</strong>r Lief erverpflichtungen.<br />

Zunächst arbeitete Grossauer von Dänemark aus mit<br />

seinem Unternehmen Allimex ApS Group of Companies<br />

/ Kopenhagen. 1981 verlagerte er - wahrscheinlich<br />

aufgr<strong>und</strong> verschärfter dänischer Zoll- <strong>und</strong> Embargobestimmungen<br />

- seine Tätigkeit in die Schweiz.<br />

Dort grün<strong>de</strong>te Grossauer die Unternehmen Allimex<br />

Group of Companies, Nofo AG <strong>und</strong> Asada S.A., jeweils<br />

mit Sitz in Zug. Weitere Unternehmenssitze<br />

hatte er unter an<strong>de</strong>rem in Liechtenstein.<br />

Zu <strong>de</strong>n Geschäftspartnern in <strong>de</strong>r DDR gehörten <strong>de</strong>r<br />

Han<strong>de</strong>lsbereich 4 <strong>und</strong> die Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

Elektronik, Elektrotechnik <strong>und</strong> Heimelectric; außer<strong>de</strong>m<br />

war Grossauers Unternehmen Asada als „Beschaffungslinie"<br />

zeitweilig die „kommerziell wertvollste<br />

Linie bei <strong>de</strong>r Beschaffung von E-Waren" für<br />

die AG MAH unter Leitung von Heinz Bau<strong>de</strong> (Dokument-Nr.<br />

586).<br />

Im Internationalen Han<strong>de</strong>lszentrum (IHZ) in Berlin<br />

(Ost) unterhielt Grossauer Unterlagen <strong>de</strong>s MfS zufolge<br />

ein Unternehmensbüro, das von 1984 bis 1988 <strong>de</strong>r<br />

DDR-Bürger Knut Seeger leitete. Als IMS „Stabenow"<br />

informierte Seeger die Arbeitsgruppe BKK <strong>de</strong>s<br />

MfS über Unternehmensinterna. Nach seinem Ausschei<strong>de</strong>n<br />

im Jahr 1988 wur<strong>de</strong> die AG BKK durch Bruno<br />

Dochow alias IMS „Günter Böhme" unterrichtet,<br />

<strong>de</strong>r vermutlich <strong>de</strong>r Nachfolger Seegers war. Grossauer<br />

lieferte nach Unterlagen <strong>de</strong>r AG BKK <strong>de</strong>s MfS vor<br />

allem elektronische Bauelemente <strong>und</strong> Vi<strong>de</strong>otechnik<br />

in die DDR, zum Beispiel die Fernsehüberwachungsanlage<br />

im Centrum-Warenhaus - am Ostbahnhof in<br />

Berlin (Ost).<br />

Embargounternehmen in Österreich<br />

Wie die Beweisaufnahme <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

ergeben hat, zählten zu <strong>de</strong>n österreichischen<br />

Geschäftspartnern <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs 4<br />

unter an<strong>de</strong>rem die Händler Leopold Hrobsky <strong>und</strong><br />

Martin Schlaff sowie das Unternehmen Radio<br />

Zemanek in Wien. Martin Schlaff wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Namensliste<br />

„Auslandsverbindungen NSW-Kontaktpersonen"<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

geführt (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, S. 1195).<br />

Eine enge Zusammenarbeit bestand zwischen Hrobsky<br />

(Unternehmen Sysgraph) <strong>und</strong> Kontordirektor Günter<br />

Gath. Hrobsky war einer <strong>de</strong>r Hauptlieferanten von<br />

Meßtechnik <strong>und</strong> Computertechnik für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4, außer<strong>de</strong>m beschaffte er Software. Dadurch<br />

kannte er neben Gath auch die meisten an<strong>de</strong>ren Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s Kontors 40. In <strong>de</strong>r Nähe von Budapest unterhielt<br />

Hrobsky ein Zollfreilager, über das er einen<br />

Großteil seiner Lieferungen an <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich 4<br />

abwickelte.<br />

Nachrichtendienstlich gesteuerte Embargohändler<br />

Zu <strong>de</strong>n Händlern, die <strong>de</strong>m MfS zusätzlich zu Embargowaren<br />

auch Informationen geliefert haben, gehören<br />

<strong>de</strong>r West-Berliner Kaufmann Jürgen Potera (Unternehmen<br />

Cerdip) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Wiesba<strong>de</strong>ner Kaufmann

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