Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

lungen gab es dann nur noch bei Selbstkäufen von
DDR-Bürgern.
Privatpersonen aus dem Westen waren die Hauptauftraggeber.
Die Genex GmbH verfügte im westlichen
Ausland über mehr als 230 000 ständige p rivate Kunden.
70) Hier handelte es sich vorwiegend um Westdeutsche
oder Westberliner, die bei Genex zugunsten
ihrer in der DDR lebenden Freunde und/oder Verwandten
Bestellungen aufgegeben haben. Innerhalb
der Gruppe der Devisenausländer nahmen aber auch
kirchliche Organisationen den Geschenkdienst in
Anspruch. 71 )
Auch die DDR-Bürger, die über ein D-Mark-Konto in
der Bundesrepublik Deutschland verfügten, konnten
über den Genex Geschenkdienst Bestellungen aufgeben.
Diese sogenannten „Selbstkäufe", die seit
1969 von der Deutschen Bundesbank statistisch gesondert
erfaßt wurden, unterlagen auf westdeutscher
Seite gewissen Beschränkungen. 72 )
Daneben konnten diejenigen DDR-Bürger, die in der
DDR über Valuta-Mark-Konten verfügten, bei Genex
direkt bestellen. Diese Konten wurden entweder aus
Auslandsvergütungen im Westen oder aus Vergütungen,
die für den Arbeitseinsatz im RGW-Bereich gezahlt
wurden, gespeist. So konnten Arbeitskräfte aus
der DDR, die beim Bau von Pipelines (Trassenbauer)
in der UdSSR eingesetzt wurden, ihre in Transferrubel
ausgezahlte Vergütung auf Valuta-Mark-Konten
einzahlen. 73) DDR-Bürger konnten auch durch Aufträge
aus dem westlichen Ausland konvertible Devisen
erwerben. Diese relativ unbedeutende Gruppe
bestand aus Künstlern, Wissenschaftlern und anderen
Freischaffenden. Insgesamt sollen jährlich rund
63 000 DDR-Bürger den Genex-Geschenkdienst in
Anspruch genommen haben. 74) Nach internen Unterlagen
betrug im Jahre 1986 der Anteil der von Devisenausländern
getätigten Käufe am Genex-Gesamtumsatz
75 v. H., der von DDR-Bürgern in
konvertiblen Devisen getätigten Käufe etwa 5 v. H.
Mit knapp 20 v. H. trugen DDR-Bürger, die über Valuta-Mark-Konten
verfügten, zum Genex-Umsatz
bei.
Das Genex-Sortiment setzte sich aus DDR-Produkten
und Dienstleistungen sowie aus Importerzeugnissen,
die aus westlichen Industrieländern und aus
dem RGW-Raum stammten, zusammen. DDR-Erzeugnisse
wurden zum einen aus den Fonds des Binnenhandels
— aufgrund von Vereinbarungen mit den
Herstellerbetrieben und -kombinaten — gegen Mark
der DDR bezogen. Dies betraf vornehmlich Bild- und
Tontechnik, Kühltechnik, Haushaltswaren, Heimwerkerbedarf,
Motor- und Fahrräder, Textilien, Möbel,
Uhren, Glas, Porzellan, Häuser, Bungalows und
Boote. Zum anderen mußte Genex DDR-Erzeugnisse
aus Ex- und Importfonds des Ministeriums für Außenhandel
gegen konvertierbare Devisen ankauf en,
rt-Import über den AHB Transportmaschinen Expo
aus anderen sozialistischen Staaten. Weitere Erzeugnisse,
die gegen Hartwährungen gekauft wurden,
waren im Westen hergestellte Personenkraftwagen,
aus dem Westen stammende Kühltechnik, Waschmaschinen,
Bild- und Tontechnik, Haushaltswaren,
Heimwerkerbedarfsartikel, Autozubehörteile, Nah-
Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode Drucksache 12/7600
Personenkraftwagen aus der DDR-Produktion und
rungs- und Genußmittel, Haushaltschemie und Kosmetik.
Die Planung, Bilanzierung und Bereitstellung von
DDR-Erzeugnissen für Genex basiert auf folgenden
Vereinbarungen:
— Vereinbarung zur Sicherung des Bedarfs der Genex
GmbH aus den Warenfonds des Ministeriums
für Handel und Versorgung vom 26. 8. 1976 zwischen
der Staatlichen Plankommission, dem Ministerium
für Handel und Versorgung und der Genex
GmbH sowie
— Vereinbarung zur Sicherung der Warenfonds für
die Genex GmbH auf der Grundlage der Bilanzordnung
zwischen der Staatlichen Plankommission
und der Genex GmbH vom 20. 12. 1977 zur
Sicherung der S- und M-Positionen.
Ziel dieser Vereinbarungen war es, den Bedarf der
Genex GmbH an DDR-Waren planmäßig zu bilanzieren
und abzudecken, um größtmögliche Hartwährungseinnahmen
zu sichern. Der Warenbedarf der
Genex GmbH konnte aber, obwohl fest im Plan verankert,
aus dem Warenfonds des Ministeriums für
Handel und Versorgung nicht kontinuierlich gesichert
werden! 75 )
Tabelle 11 dokumentiert die Sortimentsstruktur der
Genex GmbH, Tabelle 12 die Devisenertragskennziffer
ausgewählter DDR-Erzeugnisse im Genex Sortiment.
Im Genex-Angebot überwogen in der DDR produzierte
Waren, die zum Teil aus der Gestattungsproduktion
stammten. Es wurden über diese Sonderorganisation
im Zeitraum von 1981-1988
beispielsweise aber auch über 13 000 Pkw des Typs
Golf verkauft. In der Tabelle 13 werden die über Genex
in die DDR gelieferten PKW-Typen aufgelistet.
Als monetäres Ergebnis der Genex-Aktivitäten ist -
festzuhalten, daß den Auslandsvertretern des Geschenkdienstes
in Dänemark, in der Schweiz und ab
Oktober 1988 auch in der Bundesrepublik Deutschland
nach einer internen Statistik der Deutschen
Bundesbank im Zeitraum 1967-1989 über
3,3 Mrd. DM zugeflossen sind. Darin enthalten sind
die Selbstkäufe von DDR-Bürgern in einem Umfang
von knapp 650 Mio. DM sowie die Käufe von Organi
Tabelle 11
Sortimentstruktur der Genex Geschenkdienst
GmbH nach Hauptwarengruppena in v H.
Sortimentstruktur v. H.
Personenkraftwagen 72,0
Industriewaren/technische
Konsumgüter 21,0
Dienstleistungen 4,8
Nahrungs- u. Genußmittel,
Haushaltschemie/Kosmetik 2,2
a Ohne Zeitangabe; Pauschalreisen in den Ostblock dürften
im Bereich der Dienstleistungen erfaßt sein.
Quelle: A 5/67 B/Genex.