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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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ium <strong>de</strong>r Finanzen Markströme in die umgekehrte<br />

Richtung. Für je<strong>de</strong> abgeführte Valuta-Mark erhielt<br />

<strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung vom Ministerium<br />

<strong>de</strong>r Finanzen eine Mark <strong>de</strong>r DDR zuzüglich<br />

<strong>de</strong>s „Richtungskoeffizienten", zuletzt in Höhe von<br />

4,40 Mark <strong>de</strong>r DDR, als Kompensation <strong>de</strong>s inländischen<br />

Erwirtschaftungsaufwands.<br />

Infolge <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Kontrolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung durch staatliche Organe <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r autonomen Bestimmung <strong>de</strong>r Devisenabführungen<br />

an die „operative Staats<strong>de</strong>visenreserve" durch<br />

Dr. Schalck-Golodkowski im Einvernehmen mit Dr.<br />

Günter Mittag verblieb im Laufe <strong>de</strong>r Zeit ein erheblicher<br />

Teil <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben <strong>und</strong><br />

Valutaplanträgern erwirtschafteten Gewinne als Guthaben<br />

auf <strong>de</strong>n Konten 0559 bei <strong>de</strong>r DHB <strong>und</strong> 1310,<br />

5009 <strong>und</strong> 5017 bei <strong>de</strong>r DABA, <strong>de</strong>r überwiegend zur<br />

Verwendung durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

zur Verfügung stand.<br />

4. Ausgaben für konsumtive <strong>und</strong> investive<br />

Zwecke<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung führte unter<br />

teilweiser Verwendung nicht an <strong>de</strong>n Staatshaushalt<br />

abgeführter Devisen Konsum- <strong>und</strong> Investitionsgüterimporte<br />

für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR durch. Nach<br />

<strong>de</strong>m Kriterium <strong>de</strong>r Finanzierung wur<strong>de</strong>n vier Importarten<br />

unterschie<strong>de</strong>n: Planimporte, Auftragsgeschäfte,<br />

Valutaanrechtsgeschäfte <strong>und</strong> Industrievereinbarungen.<br />

Dabei entfielen auf die drei erstgenannten Importarten<br />

ca. 20 % <strong>de</strong>r über <strong>de</strong>n Bereich abgewickelten<br />

Einfuhren, während die Industrievereinbarungen<br />

mit einem Anteil von ca. 80 % am Importvolumen die<br />

be<strong>de</strong>utendste Kategorie darstellten.<br />

Konsumgüterimporte<br />

Von Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung realisierte Konsumgüterimporte<br />

dienten <strong>de</strong>r Vermeidung von Engpässen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Verbesserung<br />

<strong>de</strong>r Versorgung <strong>de</strong>r Bevölkerung. Sie erfolgten<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>lsplans als Planimporte<br />

<strong>und</strong> im Rahmen von Auftragsgeschäften.<br />

Eine Son<strong>de</strong>rform stellte in diesem Zusammenhang<br />

die sog. Gestattungsproduktion dar.<br />

Bei <strong>de</strong>n Planimporten han<strong>de</strong>lte es sich um Importgeschäfte,<br />

die im Fünfjahrplan <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

(Volkswirtschaftsplan) o<strong>de</strong>r in einem vom Ministerrat<br />

beschlossenen Zusatzplan vorgesehen waren <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren<br />

Finanzierung aus <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz <strong>de</strong>r DDR gewährleistet<br />

wur<strong>de</strong>. Die entsprechen<strong>de</strong>n Zahlungsmittel<br />

stellten die Staatliche Plankommission, das Ministerium<br />

<strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> das Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

geschäftsbezogen auf <strong>de</strong>m Konto 0559 <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung II <strong>de</strong>s Bereichs bereit. Typische Importe<br />

dieser Art, die nur ausnahmsweise aufgr<strong>und</strong> beson<strong>de</strong>rer<br />

Fachkenntnisse bzw. Geschäftsverbindungen<br />

von <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung abgewickelt wur<strong>de</strong>n,<br />

waren Kaffee- <strong>und</strong> Getrei<strong>de</strong>importe sowie Einfuhren<br />

von Energieträgern wie 01, Kohle <strong>und</strong> Elektroenergie.<br />

Letztere dienten <strong>de</strong>r Engpaßüberbrückung <strong>und</strong><br />

hatten Versorgungscharakter.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Im Gegensatz zu Planimporten han<strong>de</strong>lte es sich bei<br />

<strong>de</strong>n Auftragsgeschäften um vollständig vom Bereich<br />

finanzierte Importe, die aufgr<strong>und</strong> eines Auftrags <strong>de</strong>s<br />

Bereichs von seinen Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben abgewickelt<br />

wur<strong>de</strong>n. Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r im Rahmen dieses<br />

Typs realisierten Konsumgüterimporte bil<strong>de</strong>ten Verfügungen<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats <strong>und</strong> Weisungen von E rich<br />

Honecker <strong>und</strong> Dr. Günter Mittag. Dazu gehörten die<br />

anläßlich von Festtagen aus <strong>de</strong>n Mitteln <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rkontos<br />

0628 auf Weisung von Erich Honecker o<strong>de</strong>r Dr.<br />

Günter Mittag finanzierten sog. Festtagsimporte <strong>und</strong><br />

sonstige Versorgungseinfuhren. Letztere erfolgten<br />

aufgr<strong>und</strong> von Verfügungen <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats<br />

<strong>und</strong> wur<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

II gebil<strong>de</strong>ten Rücklagen bezahlt. Das waren beispielsweise<br />

<strong>de</strong>r „operative Reservefonds zur Finanzierung<br />

außeror<strong>de</strong>ntlicher Versorgungsschwerpunkte" in Höhe<br />

von 74 Mio. Valuta-Mark <strong>und</strong> <strong>de</strong>r „100 Mio.-Fonds<br />

zur Sicherung spezieller Aufgaben" . Die Produktpalette<br />

dieser Importe umfaßte u. a. Südfrüchte, Gemüse,<br />

Kakaoerzeugnisse, Schuhe <strong>und</strong> Textilien sowie<br />

Medikamente. (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 50, S. 436 <strong>und</strong> Dokument-Nr.<br />

81, S. 608)<br />

Eine Son<strong>de</strong>rform <strong>de</strong>r Importe zu einer besseren Versorgung<br />

<strong>de</strong>r Bevölkerung mit höhenwertigen Konsumgütern<br />

stellte die sog. Gestattungsproduktion dar,<br />

bei <strong>de</strong>r es sich um Güterherstellung durch Planbetriebe<br />

<strong>de</strong>r DDR auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r von westlichen Unternehmen<br />

erworbenen Lizenzen han<strong>de</strong>lte. Die zur Konsumgüterherstellung<br />

benötigten Lizenzen, Maschinen<br />

<strong>und</strong> Rohstoffe finanzierte <strong>de</strong>r Bereich in <strong>de</strong>r Regel<br />

vor. Die Refinanzierung erfolgte durch Bereitstellung<br />

von aus dieser Produktion stammen<strong>de</strong>n hochwertigen<br />

Konsumgütern, die <strong>de</strong>r Bereich in <strong>de</strong>n Intershops o<strong>de</strong>r<br />

im Westen gegen Devisen absetzte.<br />

Abweichend von dieser Geschäftskonstruktion gab es<br />

auch Kooperationsformen, bei <strong>de</strong>nen lediglich die<br />

Produktionslizenz vom Bereich erworben wur<strong>de</strong>,<br />

während <strong>de</strong>r westliche Lizenzgeber die Produktionsmittel<br />

einschließlich Rohstoffe zur Verfügung stellte.<br />

In diesen Fällen bestand die Refinanzierungsverpflichtung<br />

gegenüber <strong>de</strong>m Lizenzgeber in Warenlieferungen,<br />

zu <strong>de</strong>ren Abnahme er sich vertraglich verpflichten<br />

mußte.<br />

Zu Konsumerzeugnissen im Rahmen <strong>de</strong>r Gestattungsproduktion<br />

gehörten beispielsweise Trinkfix,<br />

Pepsi-Cola, Fischkonserven, Zigaretten <strong>und</strong> Salaman<strong>de</strong>r-Schuhe.<br />

Die Konsumgüter aus <strong>de</strong>r Gestattungsproduktion<br />

wur<strong>de</strong>n allerdings nur dann <strong>de</strong>m<br />

DDR-Binnenmarkt zur Verfügung gestellt, wenn sie<br />

nicht gleichzeitig zum Angebot <strong>de</strong>s Intershop-Han<strong>de</strong>ls<br />

gehörten. Den Hintergr<strong>und</strong> bil<strong>de</strong>te die Abschöpfung<br />

von Devisen von DDR-Bürgern <strong>und</strong> -touristen<br />

aus westlichen Staaten.<br />

Die Gestattungsproduktion, die in erster Linie ein<br />

Mittel zur Devisenerwirtschaftung <strong>de</strong>s Bereichs Kornmerzielle<br />

Koordinierung war (<strong>de</strong>r forum HGmbH),<br />

spielte hinsichtlich <strong>de</strong>r Konsumgüterversorgung <strong>de</strong>r<br />

Bevölkerung nur in <strong>de</strong>n 70er Jahren eine Rolle <strong>und</strong><br />

wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n 80er Jahren zunehmend als Instrument<br />

zum Technologie-Import im Form von Industriekooperationen<br />

(z.B. mit Blaupunkt) genutzt.

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